Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maenner können auch anders

Maenner können auch anders

Titel: Maenner können auch anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Nebe , Ralf Pingel
Vom Netzwerk:
mich auch. Aber ich frage mich, ob du nicht doch wirklich schwierigkeiten hast.
     
    Was ich meine: Bevor du dich wirklich wieder an den hauptbahnhof stellst und sogar die hand aufhalten musst, sag bescheid. Uns fällt schon was ein. Egal, wie tief man in der scheiße steht, irgendeinen ausweg gibt es immer.
     
    Liebe grüße aus kölle
    Mike

30. 3.
    18:26
    Lieber Mike,
     
    habe sehr über Deine Mail gelacht. Fast schon spießig, gell?
    Eure Führung in der Hauptstadt erinnert mich an TUI-Reiseführer, die mit dem hochgehaltenen Schirm (allerdings animieren die vermutlich keine Pauschaltouristen zum Betteln).
    Schade, dass Carola nicht dabei war, ihr hättet sehr viel Spaß gehabt, da bin ich sicher.
    Sie geht Dir nicht aus dem Kopf, was?
    Vergiss meine Ratschläge, sie zu vergessen. Es funktioniert einfach nicht.
    Ich habe etwas eingefädelt, aber nicht böse werden. Du sollst in Carolas Hirn einen Platz bekommen, immer wieder auftauchen, sie soll an Dich denken. Daher habe ich ihr eine kleine Mail geschickt, in Deinem Namen. Jetzt brauchst Du nicht gleich rot anlaufen. Wenn es schiefgeht, sagst Du einfach, Du wärest einem Hacker zum Opfer gefallen. Der Text stammt übrigens nicht von mir, sondern von einem verstorbenen Freund. Den hat er für seine Kinder geschrieben. Vielleicht wirst Du sagen, das Ganze ist nicht Dein Style.
    Richtig.
    Aber glaube mir, gerade das wird Carola beschäftigen. So kennt sie Dich noch gar nicht.
    Ein Mann, der sich in Kinder hineindenken kann, bekommt von Frauen fünf Sterne.
    Und das hat der Typ, den Du in der Mensa mit ihr gesehen hast, mit Sicherheit gar nicht drauf. Das spürt sie ganz genau.
     
    Herzliche Grüße
    Tobias aus HH
     
    PS: Mein Laptop ist angekommen, danke.
     
    CC
    30. 3.
    22:25
    An [email protected]
     
    Liebe Caro,
     
    ich schreibe gerade etwas, was ich schon immer schreiben wollte: ein Kinderbuch.
    Habe beim Schreiben des ersten Kapitels an Dich gedacht. Deshalb sollst Du diese Geschichte von mir kennenlernen.
    Ich würde gerne nach Fritztaun umziehen, wenn ich wüsste, wo es liegt.
    Treffen wir uns dort auf einen Kaffee?
     
    LG
    Mike

DIE GESCHICHTE VON FRITZTAUN
    Aufgezeichnet
    von
    Mike Gerlach
     
    Kapitel 1
    DAS BETT AUF DEM SCHWIMMKRAN
     
    Leo kuschelte sich, so tief er konnte, in das weiche Kopfkissen und zog sich die Bettdecke wie ein Zelt über den Kopf. Dann schloss er die Augen und wartete einen Moment. Leider nützte alles nichts, er konnte einfach nicht einschlafen!
    Sein Bett schaukelte hin und her.
    Nein, ihm war nicht schwindelig, und er träumte das auch nicht, sein Bett schaukelte wirklich hin und her! Ein salziger Seewind kitzelte seine Nase. Auch das war alles andere als normal, denn normalerweise stand sein Bett in seinem Kinderzimmer in der Flussstadt, und da wehte kein Wind. Wenn Leo in dieser Nacht nach oben schaute, sah er nicht die Zimmerdecke, sondern direkt in den schwarzen, sternenlosen Himmel. Leos Bett stand nämlich an Deck eines Schwimmkrans, und der kämpfte sich gerade durch die Wellen in einer Meeresbucht. Um sein Bett herum war alles festgezurrt, was sich in der alten Wohnung befunden hatte: Schränke, Tische, Kartons, Stühle, Fernseher und seine Kiste mit der Playstation und der Ritterrüstung. Der Schwimmkran gehörte seiner Mutter Rosa und hieß ›Kranich‹. ›Kranich‹ sah aus wie ein Floß und war ungefähr so groß wie ein halbes Tennisfeld. In der Mitte stand ein Kran auf eisernenStelzen. Leider gab es oben am Fluss keine Arbeit mehr für kleine Schwimmkräne, seit sie große Kräne angeschafft hatten. ›Für Fritztaun ist unser Kranich ideal‹, erklärte Leos Mutter. In Fritztaun gab es nämlich keine Straßen, sondern nur schmale Kanäle zwischen den Häusern. Da die Stadt alt war und vieles kaputtging, musste viel repariert werden. Und dazu brauchte man genau so einen kleinen, wendigen Schwimmkran, wie Rosa ihn besaß!
    Ganz oben, aus der Krankabine, steuerte seine Mutter den Schwimmkran und sang dabei eins ihrer Lieblingspopstücke: ›Schuppidua, yeah, yeah, yeah.‹ Ihre Stimme war warm und stark. Mit den Sängerinnen im Radio konnte sie dreimal mithalten, fand Leo.
    Plötzlich stellte sie die Maschine aus.
    Wie aus dem Nichts war die Hafeneinfahrt von Fritztaun aufgetaucht. Leo kletterte aus seinem Bett und rannte barfuß über das kalte Metall des Decks zu seiner Mutter in der Krankabine.
    Lautlos, wie ein Geisterschiff, trug die Strömung ›Kranich‹ in den Hauptkanal von Fritztaun hinein. Das

Weitere Kostenlose Bücher