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Maenner können auch anders

Maenner können auch anders

Titel: Maenner können auch anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volkmar Nebe , Ralf Pingel
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oder? Carola hat sie angestarrt wie ein wesen vom mond! Sie wollte wissen, was wir hier verhandeln würden. Agnes hat ihr gesagt, dass ich eine ihrer geschichten herausbringen möchte und wir gerade die honorarfrage klären. Dabei ist sie ganz ruhig geblieben, nur auf der oberlippe habe ich ein paar schweißtropfen glänzen sehen.
     
    Mann, ich kam mir so cool vor. Das war richtiges kino! Zwei frauen kämpfen um mich, vor meinen augen. Schließlich hat carola mich nur noch mal ungläubig angestarrt, den kopf geschüttelt und sich dann verzogen.
     
    Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, zum ersten mal habe ich so was wie interesse in ihren augen gesehen. Kann das sein? Du kennst doch die frauen? Wenigstens hat sie gemerkt, dass sie nicht die einzige spielerin auf dem platz ist. Außerdem muss sie mich jetzt für einen literaturagenten halten, wenn das nicht klasse ist!Natürlich hat agnes ihren vertrag bekommen. Sie hatte schon einen in der tasche, ich musste nur unterschreiben. War vielleicht nicht so schlau, ich hätte ihn wenigstens mal durchlesen sollen, doch ich war so aufgedreht, ich dachte nur: Scheiß drauf, sie hat’s wirklich verdient, und geht ja doch nur um ein buch.
     
    Agnes war so glücklich. Sie hat mir gleich ihr komplettes manuskript in die hand gedrückt, ein riesenpaket, keine ahnung, wann ich das lesen soll.
     
    Jetzt jedenfalls nicht. Ich hau mich erst mal hin. Ich habe extra ein paar kölsch getrunken, damit ich schlafen kann. Vielleicht träume ich ja von carola.
     
    Viele grüße
    Mike

12. 4.
    11:03
    Lieber Mike,
     
    sehr amüsant, so schnell wird man also Verleger. Ich beneide Dich, ganz ehrlich. Dein Leben ist abwechslungsreich, und immer wenn du denkst, jetzt gehen alle Lichter aus, passiert doch etwas.
    Du erwirbst Dir in der tiefsten Niederlage den Respekt von Carola. Die kommt jetzt gewaltig ins Stolpern, weil sie Dich als Mann der Tat erlebt hat, bei Geschäftsverhandlungen. Sie hat Dich unterschätzt, das spürt sie sehr deutlich.
    Es wird nicht euer letztes Treffen gewesen sein, sei sicher.
    Allerdings, wenn Du sie nie wiedersehen willst, dann schicke ihr eine Mail.
    Oder noch einmal deutlicher, wer weiß, nach so vielen Kölsch: SCHICKE IHR AB JETZT KEINE MAILS MEHR. Wenn sie sich mit Dir verabreden will, kann sie froh sein, wenn Du zwischen Deinen Geschäftsaktivitäten Zeit für sie hast.
     
    Während um Dich die Frauen kämpfen, kämpfe ich nur gegen den Alltag.
    Sei froh, dass Du nicht in meiner Welt lebst. Gestern Abend war ich auf dem Elternabend meiner Tochter. Da kommen an die 20 Eltern zusammen, die nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben. Jeder hat eine komplett eigene Meinung zur Erziehung und will sie durchsetzen. Wie nach einer Wahl, bei deralle Parteien nur 5% bekommen haben, aber keine will mit einer anderen koalieren.
    Hamburg-Eppendorf, wo ich wohne, ist ein bürgerliches Viertel, große Altbauwohnungen, schicke Läden, alles sehr teuer, hier leben viele Medienleute. Die Leute in Eppendorf haben Geld. Trotzdem jammern viele herum, das glaubst du nicht. Auf der Elternversammlung zum Beispiel hat eine Mutter einen Streit angefangen über 10 Euro mehr für eine Klassenfahrt, das Geld hätte sie nicht. Weil sie sich in Eppendorf zum Proletariat zählt, sie und ihr Mann sind nur Beamte im gehobenen Dienst (beide mit vollen Stellen) und keine Chefärzte. Ich war mal bei denen, die haben eine 150 Quadratmeter große Eigentumswohnung wie wir, wohnen dort aber nur zu dritt. Wir reden da von 800–900.000 Euro für die Wohnung in bester Lage, wovon sie das meiste geerbt haben. Das ist echt extrem und kotzt mich an.
    Ich komme aus sogenannten »kleinen« Verhältnissen. Unsere Wohnung habe ich auch ohne Eltern gestemmt. Die sollen die Klappe halten und weinen vor Glück, dass sie es geschenkt bekommen haben.
    Und dann gab es auf der Elternversammlung noch die hochschwangere, zweitgebärende Frauenzeitschriftsredakteurin, 41 Jahre alt, kurz vor ihrem Stichtag. Die jeden Tag ins Sonnenstudio rennt, damit sie auf den Fotos nach der Geburt frisch und gesund aussieht, das Kind solle später so erkennen, wie glücklich sie gewesen sei.
    Und ich kann noch nicht einmal schreien: Habt ihr sie noch alle!
    Denn meine Tochter Antonia geht bei diesen Leuten ein und aus – es ist zum Kotzen, dagegen kann ich nichtsmachen. Ich will Tonia ja nicht isolieren. Also macht man mit.
    Auch wenn man kotzen könnte.
    Manchmal denke ich, wie es wäre, wenn ich kriminell

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