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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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hat.
    Ich weiß noch sehr genau, wie es war, als er mir zum ersten Mal die Bilder zeigte. Dieser Stolz, mit dem Mönchinger die Fotos aus der Brieftasche zog. Die absichtlich verzögerten Bewegungen, dazu ein Gesicht wie Weihnachten unterm Tannenbaum. Als ich seine Frau dann endlich anschauen durfte, war ich zugegebenermaßen beeindruckt. Flammend rote Haare, auch zwischen den Beinen, und dann diese Figur – Junge, Junge! Warum sie ihn wohl geheiratet hat? Er meint wegen seines lukrativen Jobs, der Naivling. Ich habe dazu nichts gesagt, aber du liebe Güte, was ist schon ein Kleinunternehmer? So, wie seine Marga aussieht, hätte die doch ganz andere haben können! Selbst ohne ihre pikante Veranlagung.
    Natürlich ist keinesfalls sicher, ob auch wirklich alles stimmt, was Mönchinger mir über seine Frau erzählt hat. Aber genau das werde ich heute Nacht herausfinden. Das bin ich dem Ruf schuldig, der mir in Fachkreisen vorauseilt. Instinktsicher nennen mich die Kollegen, und neidvoll wispern sie sich zu: Diesen Instinkt, den hast du, oder du hast ihn nicht. Lernen kannst du das auf keiner Uni. Aber der Pabst, der hat ihn einfach.
    Und ungewöhnliche Fälle erfordern eben ungewöhnliche Methoden.
    Eines steht für mich jetzt schon fest: Wenn ich mit Marga Mönchinger verheiratet wäre, würde ich sie nicht eine Nacht pro Woche allein lassen. Jedenfalls nicht freiwillig. Etwas Selbstquälerisches hat er schon, der Hubert Mönchinger, man muss sich nur ansehen, wie er sich in meinem Sessel krümmt.
    Was er wohl gerade tut? In dieser, und auch in all den anderen Donnerstagnächten, die er in der kleinen Pension neben dem Flensburger Büro seiner Firma verbringt, um seiner Ehefrau ein wenig Freiraum zu lassen. Welch eigenartige Formulierung.
    Ob ich wohl Marga Mönchinger mit ihrem Liebhaber antreffen werde? Ich halte jede Wette, dass sie einen hat. Mönchinger selbst glaubt das natürlich auch.
    Ich weiß, dass es nicht meine Aufgabe ist, Marga Mönchingers Treue zu überprüfen. Schließlich bin ich kein Privatdetektiv. Also umkehren? Denn was soll schließlich schon bei diesem Überraschungsbesuch herauskommen?
    Ich klingele, sie öffnet. Und am nächsten Tag erzählt sie die ganze Geschichte verwundert ihrem Gatten.
    »Sag mal Hubert, weißt du eigentlich, wer gestern Nacht hier vor unserer Tür stand? Du wirst es nicht glauben, Manfred Pabst, dein Analytiker. Doch, doch, mein Lieber, er hat sich mir ja vorgestellt. Oder glaubst du vielleicht, ich hätte ihn sonst hereingelassen? Was denkst du eigentlich von mir? Es war schon nach Mitternacht, er hat mich aus dem Schlaf geklingelt. Warum ich überhaupt die Tür geöffnet habe? Du stellst Fragen! Aus Sorge um dich natürlich. Dir hätte etwas passiert sein können in Flensburg. Warum sonst sollte ich wohl einen wildfremden Mann nachts in unser Haus lassen? Was denkst du eigentlich von mir? Was heißt, das habe ich dich eben schon gefragt? Natürlich habe ich eben schon gefragt, was du von mir denkst, aber du antwortest mir ja nie auf diese Frage.«
    Diese Frau ist ihrem Mann himmelhoch überlegen. Aber um das festzustellen, muss ich nicht durch die Nacht fahren. Das weiß ich spätestens seit Mönchinger mir von einem äußerst pikanten nächtlichen Dialog erzählt hat.
    Man stelle sich Folgendes vor: Beide liegen im Bett, nackt natürlich, der Mann hat sein Bestes gegeben, ist immer noch ein wenig atemlos, aber durchaus zufrieden, und sie sagt: »Hubert, mein Guter, es ist nicht so, wie du denkst …«
    »Was meinst du, mein Schatz? Ich denke doch gar nichts.«
    »Ich will nur nicht, dass du ein schlechtes Gewissen hast.«
    Hubert Mönchinger hat gar kein schlechtes Gewissen, zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das hat er mir glaubhaft versichert. Er antwortet also: »Aber meine Liebe, ich bin rundum zufrieden, du etwa nicht?«
    Und seine Frau, was sagt sie darauf? Sie sagt doch glatt: »Nein, ich bin leider nicht zufrieden. Wieder einmal leider nicht zufrieden.«
    »Aber warum denn nicht mein Liebes?« Als sie die Antwort schuldig bleibt, fügt Mönchinger hinzu: »Fühlst du dich irgendwie, nun, wie soll ich es sagen … unterversorgt?«
    »Unterversorgt …« Sie lässt das Wort im Mund zergehen, es scheint ihr zu gefallen, und während ihr dieses Wort so sichtbar gefällt, keimt in ihrem Mann der Verdacht, dass er soeben eine höchst gefährliche Vorlage geliefert hat. Mit bangem Blick beobachtet er seine Frau und sieht, wie sie einen Entschluss fasst. Scheinbar

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