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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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doch gar nicht. Der sitzt ja schon als verführerische Hexe verkleidet direkt vor uns im Strandkorb.«
    »Vorsicht Kollege, lass dich mit so einer Äußerung nicht von Silja erwischen.«
    »Keine Sorge«, Sven sieht auf die Uhr. »Sie schläft bestimmt noch. Hat sich unheimlich auf ihr langes Wochenende gefreut. Soweit ich weiß, bekommt sie Besuch aus Hamburg. Eine Kommilitonin, die sie an der Uni kennengelernt hat.«
    »Bist du sicher, dass es eine Frau ist?«
    »Silja lügt nicht, so gut solltest du sie kennen.«
    »Na, dann wollen wir mal hoffen, dass es uns gelingt, sie bis Montag aus den Ermittlungen rauszuhalten und das Ganze allein zu stemmen. Ich als Single habe kein Problem damit, das Wochenende durchzuarbeiten. Aber wie es deine Familie aufnehmen wird, wenn du deine Zelte für die nächsten drei Tage im Kommissariat aufschlägst, weiß ich natürlich nicht.«
    Sven fährt sich nachdenklich durch die Haare. »Unsere Lütte ist auf Klassenfahrt in Sachsen, und Anja und ich wollten morgen eigentlich das hintere Stück vom Wall neu bepflanzen. Das ist ein ziemlicher Knochenjob, allein schafft Anja das niemals. Aber was soll’s, dann müssen wir das eben verschieben.«

Freitag, 17. Juni, 07.35 Uhr,
Gartenweg, Tinnum
    Knallend fliegt die Tür des bescheidenen Reihenhauses ins Schloss. Mit eiligen Schritten läuft Birgit Westermür zu ihrem Auto. Sie hat in der letzten Nacht kaum geschlafen, ist am Morgen entsprechend schlecht aus dem Bett gekommen und hat wieder mal ewig gebraucht, um sich herzurichten. Wenn man als Lehrerin den ganzen Vormittag vor einer Klasse von Halbwüchsigen steht, dann möchte man nicht unbedingt aussehen wie ein hohlwangiges Gespenst. Und genauso fühlt sich Birgit Westermür, seit ihr Mann ihr vor einer knappen Woche eröffnet hat, dass er die Scheidung will. Selbst das Essen macht ihr seitdem weniger Spaß.
    22 Jahre sind Gerd und Birgit jetzt schon verheiratet, die beiden Töchter studieren in Süddeutschland, und Birgit hatte bis vor einer Woche tatsächlich gehofft, dass endlich Ruhe in ihre Beziehung einkehren würde. Und nun das. Eine Scheidung.
    Während Birgit den ersten Gang einlegt und langsam aus der Einfahrt rollt, versucht sie, sich auf die anstehenden Schulstunden zu konzentrieren. Der Röhm-Putsch in Geschichte und die Einführung der komplexen Zahlen in Mathematik. Danach eine vierstündige Klausuraufsicht und am Nachmittag die Fachbereichskonferenz. Wie soll sie das nur überstehen?
    Ständig schwirren ihr die unterschiedlichsten Gedanken im Kopf herum. Hat Gerd eine Freundin? Und wenn ja, warum leugnet er es dann? Oder will er nur in Ruhe zu seinen Nutten gehen? Hat er vielleicht doch rausbekommen, dass sie ihm draufgekommen ist?
    Nein, das kann unmöglich sein. Die Fotos hat sie ja schon vor einem halben Jahr entdeckt und nie darüber gesprochen. Damals dachte sie noch, ihre Ehe sei zu retten. Gehen nicht alle Männer hin und wieder mal zu einer Käuflichen? Und vielleicht ist Gerd noch nicht mal hingegangen, sondern hat sich die Frau mit ihren aufreizenden Posen nur im Netz angesehen.
    Immer wieder erscheint der bleiche Körper mit den erstaunlich kleinen Brüsten vor Birgits innerem Auge. Sie hat damals, als sie den Link zufällig auf Gerds Computer entdeckte, alles in ihrem eigenen Rechner abgespeichert, gut geschützt natürlich, jedenfalls besser als Gerd selbst es offenbar für nötig gehalten hatte. Erstaunlicherweise musste sie nie wieder die entsprechende Datei anklicken, denn wie eingebrannt ist der feste junge Hurenkörper seitdem in ihrem Bewusstsein. In schöner Regelmäßigkeit geistert die Rothaarige durch Birgits Träume und verursacht mit ihren lasziven Bewegungen so manchen nächtlichen Schweißausbruch. Birgit hat das alles klaglos ertragen, und sie hätte es auch weiterhin getan, wenn nicht, ja, wenn nicht Gerd letzte Woche plötzlich von Scheidung geredet hätte. Als sie fassungslos nach seinen Gründen fragte, beschwerte er sich über ihr jahrelanges Nebeneinanderherleben, über das Verlöschen ihrer gemeinsamen Sexualität, vor allem aber über Birgits ständig anschwellenden Körper, der doch früher so rank und schlank gewesen sei.
    Letzteres tat fast am meisten weh, denn Birgit bemüht sich ja darum Maß zu halten, sie will auf keinen Fall zu den fetten und unattraktiven Frauen gehören, die jenseits der vierzig nur noch mit Wechseljahresbeschwerden und steigendem Körpergewicht zu kämpfen haben. Aber die Verlockungen sind manchmal

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