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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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Gelegenheit gerne zum Essen einladen. Wie wäre es mit morgen Abend?“
    Kurzes Zögern am anderen Ende der Leitung. „Ja, warum nicht.“
    „Gut, dann hole ich Sie um halb acht ab.“
    Sie sagte mir noch ihre Adresse, dann legte ich auf.
    Ein wohliges Kribbeln durchfuhr meinen Körper. In meiner Phantasie sah ich schon, wie sich unsere beiden Körper auf meinem schwarzen Satinlaken hin und her wälzten!
    Isabels Wohnung wirkte wie ein Spiegelbild ihrer Persönlichkeit – schlicht und geradlinig, mit einem Hauch von Geheimnis. Sie war ins Badezimmer verschwunden. Als ich klingelte, hatte sie einen Bademantel an und um ihren Kopf war ein feuchtes Handtuch gewickelt. Ich hatte mich auf das Sofa gesetzt. Sie versprach, sich zu beeilen. Mir gegenüber stand ein voll gestopftes Bücherregal. An den Wänden bemerkte ich ein paar ausgefallene Gemälde, abstrakt und farbintensiv. Dann hing dort noch eine Schwarzweißfotografie: Rückenakt einer Frau. Ihr Gesicht war nicht zu sehen, ihre Hände ans Bett gefesselt. Unwillkürlich musste ich schlucken. In diesem Moment stand Isabel vor mir, ihr Körper verdeckte die Fotografie. „Ich bin fertig.“ Sie trug einen schlichten, schwarzen Abendanzug, darunter blitzte schwarze Spitze hervor! Der Abend konnte nicht besser beginnen.
    Ich hatte einen Tisch im „Mai-Thai“ bestellt. Der Kellner lotste uns in die hinterste Ecke, das war mir nur recht. Wir redeten über dies und das, Beruf, Zukunftspläne, Umweltverschmutzung. Das Essen schmeckte scharf und würzig, so wie ich es mag. Mein Blut geriet in Wallung. Ich erzählte lustige Geschichten, intelligent und pointenreich. Isabel lachte und schüttelte ihre Haare, fuhr sich gedankenverloren mit dem Zeigefinger über die Lippen. Irgendwo hatte ich einmal gelesen, dass damit eine Frau ihre Bereitschaft zum Sex bekundet.
    „Haben Sie einen Freund?“, fragte ich sie unverblümt und berührte wie zufällig ihren Unterarm. Isabel hörte sofort auf zu lachen.
    „Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.“
    Eine falsche Frage, und schon ist ein ganzer Abend verpatzt, das war wirklich zum Mäusemelken. Auf dem Weg nach Hause tauschten wir nur Höflichkeiten aus. Als sie ausstieg, warf sie mir noch ein kurzes „Man sieht sich“ nach. Ich blieb im Auto sitzen und blickte ihr nach, wie sie im dunklen Hauseingang verschwand. Ich zündete mir eine Zigarette an und schaltete das Radio ein – Jazzmusik. Ich weiß nicht warum, aber auf einmal hatte ich das Gefühl, endlich die Frau meines Lebens kennen gelernt zu haben. Susi interessierte mich nicht mehr; ich beschloss, mit ihr Schluss zu machen. Schon morgen, so etwas darf man nicht auf die lange Bank schieben.

7. Kapitel
     

     
    „Ich dachte, du liebst mich!“
    Dicke Tränen rollten Susi die Wange hinunter. Ein Gefühl von Hilflosigkeit überkam mich: „Wir können ja Freunde bleiben.“ Das war nun endgültig zuviel für sie. Das Schluchzen verwandelte sich in ein hemmungsloses Weinen.
    „Susi!“
    „Lass mich in Ruhe!“ Auf einmal sprang sie auf, rannte ins Bad und knallte die Tür zu. Ich hörte ein Klappern und Poltern, dann riss sie die Tür auf und kam mit einem weißen Plastikbeutel, der mein Rasierzeug und meine Zahnbürste enthielt, zurück. „Verschwinde, aber sofort!“ Ich drehte mich wortlos um und verließ die Wohnung.
    Ich hatte Lust auf einen Drink. Mir war nach etwas Hochprozentigem zumute. Ich lenkte meinen Wagen in Richtung „Charlies Bar“. Als ich die Kreuzung Theodor-Storm-Straße Lindenallee überquert hatte, kam ich am „Jupiter“ vorbei. Von der Straße aus kann man direkt ins Restaurant blicken und was ich dort sah, traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Isabel saß dort mit einem anderen Mann! Nach dem, was ich beim Vorbeifahren erkennen konnte, waren die beiden mehr als nur miteinander vertraut. Sie hielten sich an den Händen. Wer war dieser Typ? Ich fuhr auf den Parkplatz, auf einmal spürte ich den Schmerz in meiner verletzten Hand, Übelkeit stieg in mir hoch. Ich fühlte mich wie ein Stier in der staubigen Arena, mit spitzen Pfeilen in der Haut. Bald würde mir der Stierkämpfer vor den Augen des Publikums den Dolch in die Brust stoßen, und dann würde mein Kadaver von zwei Pferden im Licht der untergehenden Sonne weggeschleift werden. Welch ein Tod! Ich pirschte mich an das Fenster des Schnellrestaurants. Isabel und der Unbekannte unterhielten sich. Der Mann sah aus wie einer dieser runtergekommenen Gruftis, die in der alten

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