Männer sind Helden
in ein Gespräch zu verwickeln, blitzte aber schnell ab. Sie wirkte nun ziemlich nervös, guckte immer wieder auf die Uhr und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Endlich wurde sie erlöst: Ihre Freundin kam zur Tür herein, und dann ging auch schon das übliche Geschnatter und Gekicher los. Die beiden Freundinnen blickten zu mir hinüber, natürlich vollkommen unauffällig, haha! Irgendwie war mir überhaupt nicht nach Flirten zumute, deshalb starrte ich demonstrativ in mein Bierglas. Nach einigen Minuten musste ich auf die Toilette. Ich ging in Richtung WC und spürte, wie sich zwei Augenpaare auf meinen Rücken hefteten. Ich fühlte mich ausgesprochen unwohl, und so passierte, was passieren musste: Ich stolperte über die Fußleiste der Tür zum Klo. Gekicher und Gegacker hinter mir. Das Blut schoss mir in den Kopf, zum Glück konnten die albernen Weiber das nicht sehen. Als ich zurückkam, bezahlte ich meinen Drink, ohne auch nur einen Blick auf die dummen Hühner zu werfen. Vor der Bar stand eine Telefonzelle. Ehe ich mich versah, wählte ich wie ferngesteuert die Nummer von Susi.
„Jaaa?“ Ihre Stimme klang verschlafen, kein Wunder, es war bereits ein Uhr morgens.
„Hier ist Alex.“
Sofort klickte es in der Leitung: Sie hatte aufgelegt.
In der Nacht hatte ich einen sehr merkwürdigen Traum:
Ich stehe vor Gericht und muss mein Plädoyer halten. Mein Mandant, Herr Grölling, quengelt die ganze Zeit vor sich hin, und ich kann mich kaum konzentrieren. Ich fange an zu stammeln, mir fallen plötzlich die Gesetze nicht mehr ein. Ganz hinten im Gerichtssaal sitzt Isabel mit dem Grufti. Er grinst mich unverschämt an, während seine Hand ihr Knie streichelt. Ich stottere noch mehr, alle im Gerichtssaal blicken mich vorwurfsvoll an. Ich schaue auf meine Akte, die Schrift verschwimmt vor meinen Augen. Hastig blättere ich in meinem Schönfelder, um wenigstens den Gesetzestext vorlesen zu können. Endlich finde ich, wonach ich suche. Ich blicke hoch, aber was sehe ich: Vor mir sitzen nur noch riesige, weiße Hasen auf ihren Stühlen. Entsetzt drehe ich mich zum Richterstuhl um. Aber auch der Vorsitzende hat sich in einen weißen Mümmelmann verwandelt, der nachdenklich an seiner Mohrrübe nagt.
Am nächsten Tag saß ich mit Herrn Grölling und ein paar Werbeleuten in dem Besprechungszimmer der Werbeagentur „Fintas“. Der Raum befand sich im obersten Stockwerk eines Bürogebäudes in der City von Hamburg und war ein Spiegelbild der vermeintlichen Kreativität der Mitarbeiter. Wir saßen an einem Tisch, der aussah, als habe jemand in Ermangelung irgendwelcher brauchbaren Materialien einfach einen Haufen verrosteten Schrott zusammengeschweißt. Die Stühle, auf denen wir mehr hockten als saßen, bestanden aus Maschendraht, der sich langsam und schmerzhaft durch meine Anzughose in die Haut bohrte. Oben von der Decke baumelte ein Gebilde aus alten Rohren, Stahlleisten und Radkappen. Ich ließ mir von der Sekretärin die zweite Tasse Kaffee einschenken und nahm mir einen Keks aus der Schale, die mitten auf dem Tisch stand. Die übrigen Anwesenden blickten gespannt auf meinen Mandanten. Herr Grölling kratzte sich nachdenklich am Kopf. Er blickte in seine Aufzeichnungen, dann räusperte er sich: „Ja, meine Herren, so können wir das machen.“
Erleichtertes Aufatmen bei den Herren und Damen der Werbeagentur „Fintas“. Heinrich Grölling importiert verschiedene Produkte und bringt sie hier in Deutschland auf den Markt. Sein aus Japan stammendes Haarwuchsmittel „Kräusel Forte“ sollte hier in Deutschland durch eine besonders kreative Kampagne eingeführt werden. Die Mitarbeiter der „Fintas-Agentur“ hatten sich einen so genannten „Anti-Werbefeldzug” überlegt. Die Idee: Warnung statt Werbung.
Die geplante Anzeige hing im Großformat an der Wand. Auf der linken Seite war die Flasche „Kräusel Forte“ abgebildet. Darunter sah man einen glatzköpfigen Bruce-Willis-Typ, der von einer vollbusigen Blondine angehimmelt wurde.
Der Slogan lautete: KAUFEN VERBOTEN! KAHLE KÖPFE KOMMEN AN!
Der Kreativ-Direktor hatte die Kampagne als „einfach genial“ dargestellt.
„Wir dürfen die Menschen nicht dümmer verkaufen als sie sind“, hatte er gesagt und danach heftig an seiner Zigarette gesogen. „Wir müssen den Kunden das Gefühl geben, dass sie sich selber entscheiden können, ein bestimmtes Produkt zu kaufen – und zwar nach einem kritischen Denkprozess. Wir sagen: Kaufen verboten! Und der
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