Männer sind Helden
die freuen sich, wenn sie einen Mann verwöhnen können. Das haben die Mädels hier in Deutschland schon lange verlernt, die haben doch nur noch ihre Karriere und Selbstverwirklichung im Kopf.“
„Was glaubst du denn, warum diese Frauen so dankbar sind? Die sind nur dankbar, weil die deutschen Männer sie aus ihrem wirtschaftlichen Elend befreien. Mit Liebe hat das nun wirklich nichts zu tun. Die lockt doch nur die Kohle.“
„Glaubst du etwa, die Frauen hier in Deutschland sind an etwas anderem als an unserer Kohle interessiert? Oder meinst du etwa, eine Frau wie Susi würde sich für dich begeistern, wenn du sie mit einem alten Klapprad abholen würdest, um sie am nächsten Imbissstand zu einer Currywurst mit Pommes einzuladen?“
„Wie kommst du denn jetzt auf Susi, wenn ich fragen darf?“
Rudi lief leicht rot an, ich konnte es ganz genau sehen. „Ach, nur so“, murmelte er. „Ich habe sie nur vergangenen Sonnabend im Rosa Lämmchen gesehen.“
„War sie allein?“
„Nee, sie hatte eine Freundin mit dabei.“
„Hast du dich mit ihr unterhalten?“
„Ja, wir haben so ein bisschen gequatscht.“
„Auch über mich?“
„Nein Alex, es gibt ja schließlich auch noch ein paar andere Themen. Deinen Namen hat sie jedenfalls nicht genannt.“
Ich war ein wenig beleidigt, so schnell war Mann vergessen. Rudi setzte mich zu Hause ab. „Willst du denn noch ins Aphrodite?“
„Mal sehen, vielleicht ergibt sich heute ja etwas anderes“, erwiderte er und grinste.
Die Worte von Rudi ließen mich den Rest des Abends nicht mehr los. Hatte er nicht doch Recht? Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich mit so einem Thaimädchen verheiratet wäre. Eines ist auf jeden Fall sicher: Sie würde nicht immer gegenan reden, und sie würde auch noch nach dem Standesamt auf ihre Figur und sonstiges Äußeres achten. Ich meine, manche Frauen machen ja nach der Eheschließung eine erschreckende Wandlung durch – vom schönen Schwan zum grauen, pummeligen Entlein. Erst kürzlich hatte ich eine ehemalige Kommilitonin beim Einkaufen im Supermarkt getroffen. Fast hätte ich sie nicht wieder erkannt. Minnie war damals der absolute Star im Seminar gewesen. Wenn sie den Raum betrat, blickten hundert Männeraugen in eine Richtung. Sie hatte damals knallrote lange Haare, super Beine und trug immer die kürzesten Miniröcke. Im Gegensatz zu den meisten anderen Schnecken in unserem Semester. Die liefen nämlich mit blauen Faltenröcken, gelben Polo-Shirts mit hochgestelltem Kragen und der obligatorischen Perlenkette herum, echt zum Abgewöhnen. Staatsanwältinnen, seit dem ersten Semester!
Minnie hatte kurz nachdem sie Referendarin geworden war, Michael von Deppen geheiratet, den Streber unseres Jahrganges und war gleich danach schwanger geworden. Dann hatte ich nichts mehr von ihr gehört.
Ich traf sie also im Supermarkt. Sie sprach mich an: „Hallo, Alex!“ Und als ich verdutzt auf sie nieder blickte, ohne eine Spur des Erkennens in den Augen, sagte sie: „Ich bin es, Alex, Minnie! Erkennst du mich denn gar nicht mehr?“ Sie wäre mir wirklich nicht mehr aufgefallen. Zum einen kam sie mir im Vergleich zu früher unheimlich klein vor. Kein Wunder, sie trug nicht mehr ihre wahnsinnig hohen Pumps, sondern diese gruseligen Entenfußtreter aus dem Ökoladen. Zum anderen waren ihre Haare nicht mehr rot, sondern allenfalls matt braun. Außerdem hatte sie sich ihre Haarpracht abgeschnitten. Sie hatte jetzt so eine Pilzkopffrisur, vorne kurz und hinten etwas länger. Ihr füllig gewordener Körper steckte in diesen bunten, weiten Klamotten, die in Lehrerkreisen angesagt sind. Schweineteuer, aber sehen aus wie vom Flohmarkt. Wir quatschten eine Weile, aber wir hatten uns nicht mehr viel zu sagen.
Eigentlich ist es ja kein Wunder, dass die meisten Männer ihre Ehefrauen betrügen oder in den Puff gehen. Ich meine, in gewisser Hinsicht ist es doch nur eine Entschädigung dafür, dass sie auf Gedeih und Verderb mit einem Weib verbunden sind, das sich von Jahr zu Jahr immer mehr von einer Superbiene zum mausgrauen Pummelchen entwickelt.
Ich überlegte mir, ob sich Isabel nach der Heirat in eine graue Maus verwandeln würde. Nein, das ist unmöglich, dachte ich. Bei Susi konnte ich mir schon eher vorstellen, dass sie sich nach der Heirat gehen lassen würde. Wenn Mann sich eine Frau auswählt, sollte er sich vorher auf jeden Fall die Mutter angucken. Susis Mutter war eine kleine dicke Frau, die jeden Abend mit Lockenwicklern
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