Männer sind Helden
ihren Kopf unter den kalten Strahl hielt. Lachend stiegen wir aus der Dusche und rubbelten uns gegenseitig ab. Als sie mich an der Tür verabschiedete, hielt sie mir eine kleine Plastiktüte mit lustigen Mickey-Mouse-Aufdrucken entgegen.
„Hast du nicht etwas vergessen, Alex?“
„Was ist da denn drin?“
„Das sind deine Socken, die lagen in der Küche herum.“
„Was soll das nun schon wieder, Isabel?“
„Ich mag das nicht, wenn Männer mit ihren alten Socken ihr neues Revier markieren!“
„Wie kommst du denn auf so eine Schnapsidee?“
„Hunde pinkeln an den Gartenzaun, um ihr Revier abzustecken und Männer lassen ihre Socken in der Wohnung ihrer Geliebten herumliegen, um andere Konkurrenten in ihre Schranken zu weisen.“
Kopfschüttelnd nahm ich die Plastiktüte entgegen. „Immer noch besser, als wenn ich an deinen Gummibaum gepinkelt hätte, oder?“
10. Kapitel
„Guck mal, Alex, da hinten gibt es Kaffee umsonst!“ Rudi war wieder voll in seinem Element. Wenn es darum ging, irgendwo etwas unentgeltlich zu erhaschen, hielten ihn keine zehn Pferde. Er schob unseren Einkaufswagen in Richtung Kaffeeautomat und drängte dabei eine ältere Dame weg, die sich ebenfalls eine Tasse einschenken wollte. Rudi zog zwei Plastikbecher aus der Schutzhülle und goss die beiden Becher bis zum Rand mit Kaffee voll. In der Kanne blieb nur ein kläglicher Rest zurück.
„Hören Sie, junger Mann, ich war aber viel eher hier!“ Die ältere Dame hielt Rudi entrüstet ihren Regenschirm entgegen. „Was fällt Ihnen bloß ein, haben Sie denn überhaupt keine Manieren?“
Rudi setzte für einen Augenblick seinen Becher ab: „Nein!“
Mir war das wieder unheimlich peinlich, aber wenn man Rudi zum Freund hatte, musste man sich an solche Aktionen gewöhnen. Die alte Dame schob ihren Einkaufswagen kopfschüttelnd weiter.
Rudi hatte seine Tasse mittlerweile fast leer getrunken, als ihm etwas einfiel: „Da fehlt eine Kleinigkeit, sagte er, „Ich will unbedingt noch einen Keks haben.“
„Wenn du so weitermachst, gehst du mir bald mächtig auf den Keks, Rudi!“
„Was willst du denn, Alex, du hast doch schließlich auch von dem Kaffee getrunken.“ Er schaute sich um, dann hatte er entdeckt, wonach er suchte. „Ich bin gleich wieder da!“
Als er zurückkam, hielt er eine halbleere Keksdose in der Hand.
„Wo hast du die denn schon wieder organisiert?“, fragte ich ihn.
„Von so einer Keksrepräsentantin, da hinter den Regalen. Ich habe der erzählt, dass ich in den nächsten Tagen ein Wohltätigkeits-Kaffeetrinken im Altersheim veranstalten will und auf der Suche nach den richtigen Keksen bin“, erzählte Rudi augenzwinkernd. „Ich habe alle möglichen Kekse durchprobiert, bis sie mir schließlich den Rest der Dose mitgegeben hat, damit ich auch für die alten Leutchen das Richtige auswähle.“
Rudi freute sich wie blöd über seinen gelungenen Streich und stopfte das trockene Zeug in sich hinein. Ich nahm mir auch ein Stück, die Dinger schmeckten trocken und süß.
„Die sind aber nicht so doll!“, sagte ich.
„Das macht doch nichts“, erwiderte Rudi mit vollem Mund. „Hauptsache, sie kosten nichts.“
Wir hielten noch bei einem Stand für Dosensuppen und löffelten zwei Schüsselchen Erbsensuppe in uns hinein, dann verkosteten wir mehrere Likörchen eines ostdeutschen Herstellers, bis wir endlich dort landeten, wo wir eigentlich hin wollten: in der Getränkeabteilung. Rudi und ich wollten nämlich für unseren Fußballabend mit Heinzi und Alfred einkaufen. In unserem Wagen lagen schon jede Menge Erdnüsse, Chips und Cracker. Nun fehlten uns nur noch zwei Kisten Bier. In der Getränkeabteilung wimmelte es von unseren Geschlechtsgenossen, die alle Einkaufswagen mit Bierkisten und Knabbereien vor sich her schoben. Später im Auto pfiff er fröhlich vor sich hin, seit langem hatte er beim Einkaufen nicht mehr so geschnäppt.
„Alex, heute ist der richtige Tag, um ins Aphrodite zu gehen. Die haben ein paar knackige Thaimädchen bekommen. Ich sage dir, was die mit ihren Händen machen können, da kommen unsere Weiber in Deutschland nicht mit.“
„Nee, ich weiß nicht Rudi, ich habe heute keine Lust.“
Rudi hörte gar nicht richtig hin, er war mit seinen Gedanken ganz woanders.
„Also, wenn ich doch irgendwann mal heiraten sollte, lasse ich mir so eine Thaifrau kommen. Oder ich hole mir ein Mädchen aus dem Osten, Polen oder Bulgarien, die sind noch echt dankbar, sage ich dir,
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