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Männer sind Helden

Männer sind Helden

Titel: Männer sind Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin , Jeannette Zeuner
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die wie wir versonnen in den Himmel blickten.
    „Hast du Lust, noch ein Glas Wein am Kiosk beim Hafen zu trinken?“
    Isabel war einverstanden, und wir packten geschwind unsere Sachen zusammen.
    Als wir dort ankamen, traute ich meinen Augen nicht: An einem der Tische saß Irene mit einem braungebrannten Typen. Er hatte seinen Arm um sie gelegt und flüsterte ihr gerade etwas ins Ohr, als wir vor ihrem Tisch stehen blieben.
    Irene guckte hoch, und als sie uns erkannte, röteten sich ihre Wangen. Sie versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.
    „Hallo ihr beiden“, sagte sie betont lässig. „Darf ich bekannt machen: Das ist Mike, mein Tennislehrer. Das ist meine Freundin Isabel und Alex, ein Freund meines Mannes.“
    Wir gaben uns die Hände und setzten uns zu den beiden.
    „Mike hat mich heute nach dem Training hierher eingeladen. Wir sind schon eine ganze Weile hier und unterhalten uns prächtig, nicht wahr, Mike?“ Sie kicherte wie ein kleines Schulmädchen und knuffte ihren Tennislehrer verspielt in die Seite. Da ich mich auch sehr fürs Tennisspielen interessiere, hatten Mike und ich gleich ein Gesprächsthema. Wir plauderten über optimale Bespannungsstärken und Spielstrategien. Mike spielte in der Verbandsliga und versprach, unserer Mannschaft einmal eine Trainingsstunde und ein paar Tipps für unser nächstes Punktspiel gegen unsere Erzfeinde vom TC Schwarzenbeck zu geben. Vielleicht würde er sich auch Zeit nehmen und als Coach mitkommen. Da würden Rudi, Heinzi und Alfred vielleicht staunen!
    Ich hatte eine Flasche Soave bestellt, und als sie kam, prosteten wir uns zu. In diesem Moment kam das Ehepaar Meier an unserem Tisch vorbei. Sie wünschten uns einen guten Abend und blickten vermeintlich unauffällig auf Irene und ihren Tennislehrer, der demonstrativ seine Hand auf ihr Knie gelegt hatte. Frau Meier sog die Szene gierig in sich hinein und tuschelte beim Weggehen ihrem Ehegatten hinter vorgehaltener Hand ins Ohr. Auch ohne etwas zu hören, konnte ich mir vorstellen, was die Dame von sich gab. Ohne Zweifel würde spätestens morgen die halbe Stadt wissen, dass die Frau von Udo ein Verhältnis hatte. Aber wahrscheinlich hatte Irene genau dies auch gewollt.
    Mike schlug vor, eine Runde schwimmen zu gehen. „Au ja!“ Irene klatschte vor Begeisterung in die Hände. „Kommt ihr auch mit?“ Irene sah uns mit bittenden Augen an. Ich schaute zu Isabel. „Ja, warum nicht.“
    Kaum hatte Irene das letzte Wort ausgesprochen, da rannte sie schon los in Richtung Meer. Dieser Mike schien für sie ja ein wahrer Jungbrunnen zu sein. Isabel, Mike und ich folgten ihr. Unten am Wasser hatte Irene bereits ihre Kleider vom Leib gerissen und stand splitternackt im Schein des Mondlichtes. Ihr Dior-Kleid hatte sie achtlos in den Sand geworfen. Irene schien wirklich von allen guten Geistern verlassen.
    „Nun kommt doch endlich! Das Wasser ist lauwarm!“ Irene war bereits ein paar Meter hinausgeschwommen, ließ sich auf dem Rücken treiben und strampelte wie wild mit den Beinen.
    „Eine schöne Frau soll man nicht warten lassen“, sagte Mike, zog sich ruckzuck aus und sprang seiner neuen Freundin hinterher.
    Isabel schaute den beiden nach und schüttelte den Kopf: „So habe ich Irene ja noch nie erlebt. Wirft ihr teures Kleid in den Sand und stürzt sich in die Fluten, ohne darauf zu achten, dass ihr Make-up verlaufen könnte!“
    Isabel und ich zogen uns ebenfalls aus und sprangen vom Badesteg aus ins Wasser. Wir schwammen in Richtung Bojen, wir wollten die beiden Turteltauben alleine lassen. Als wir zurückkamen, waren Mike und Irene nirgends zu sehen. Ihre Klamotten lagen nicht mehr an ihrem Platz.
    „Die werden doch wohl nicht ohne uns tschüß zu sagen, einfach losgefahren sein?“ Isabel lief von Strandkorb zu Strandkorb, fand die beiden aber nicht.
    „Weißt du was, ich hole uns noch zwei Gläser Wein vom Kiosk, und dann warten wir hier, bis sie wiederkommen. Weit können sie ja nicht sein“, sagte ich. Der Kioskbesitzer wollte gerade schließen, aber für einen 20-Euro-Schein rückte er dann doch noch mit einer Flasche Weißwein und zwei Plastikbechern heraus. Isabel hatte unser Badelaken vor einem Strandkorb ausgebreitet. Ich schenkte uns den Wein ein, und eine Weile saßen wir einfach nur schweigend da und genossen die Sommernacht.
    „Komisch“, sagte Isabel.
    „Was ist komisch?“
    „Nun kennen wir uns erst so kurze Zeit, und trotzdem bist du mir schon so vertraut.“
    „Ja, mir geht das

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