Männer sind Helden
ich, während ich in Isabels zukünftiges Zimmer hinüberging. Die weiße Farbe hatte über Nacht gut angezogen, ich sah keinen einzigen Flecken.
„Gar nicht so schlecht, was?“, fragte Irene, die soeben ins Zimmer gekommen war.
„Ja, das stimmt“, erwiderte ich. „Allerdings habt ihr die Farbe zu stark verdünnt. Unter Umständen müsst ihr morgen noch eine Schicht drüber streichen.“
„Das glaube ich nicht“, sagte Irene. „Na, dann noch viel Spaß beim Arbeiten!“ Und schon waren Isabel, Irene und Susi unter großem Gekicher verschwunden, und wir Männer konnten endlich in Ruhe weiterarbeiten.
18. Kapitel
Das Zusammenleben mit Isabel hatte einige Vorteile, aber auch Nachteile.
Zunächst die Vorteile: Es lagen immer frische Handtücher im Bad, ich bekam jeden Tag ein Paket mit Frühstücksbroten mit, ich musste nicht mehr alleine fernsehen, mich nicht mehr aus dem Haus bewegen, um Sex zu haben, und es lagen immer frisch gebügelte Oberhemden im Schrank.
Die Nachteile: Isabel rief mich jetzt öfter an, um zu fragen, wann ich nach Hause kommen würde, ich musste meine Schuhe ausziehen, bevor ich die Wohnung betrat, und ich durfte nicht unangemeldet meine Kumpels mit nach Hause bringen (sie könnte ja mit einer Quarkmaske auf dem Sofa liegen).
Trotz dieser Nachteile war ich aber froh, mit Isabel zusammenzuwohnen. Besonders gefielen mir die Bettvormittage am Wochenende. Wir beide liebten es, stundenlang in den Federn zu liegen, zu lesen, zu essen und manchmal auch Fernzugucken.
Einen Sonnabend hatten wir uns vorgenommen, zu Ikea zu fahren, da Isabel sich für ihr Zimmer ein kleines Sofa kaufen wollte. Der Wecker klingelte schon um acht Uhr, weil wir spätestens um neun Uhr dreißig losfahren wollten. Ich hatte uns Kaffee gekocht, und wir beide saßen mit der Tasse in der Hand im Bett und lasen noch ein bisschen vor dem Aufstehen. Ich hielt ein Donald-Duck-Heft in der Hand, während Isabel einen dicken Wälzer las.
„Hahaha“, lachte ich.
„Was ist denn so komisch?“, fragte Isabel und blickte zu mir herüber.
„Diese Geschichte ist einfach zu lustig“, erwiderte ich. „Soll ich dir erzählen, worum es geht?“
„Mmmh.“
„Also es geht um folgendes: Donald schuldet Onkel Dagobert schon wieder Geld, und zwar hundert Taler. Aber Donald kann die Kohle nicht zurückzahlen, er hat nur noch einen Kreuzer, hahahah, und deshalb will Onkel Dagobert eine Sicherheit haben, und weißt du, was Donald ihm anbietet?“
Isabel zog die Augenbrauen erwartungsvoll hoch: „Nein, was denn, Liebling?“ „Er hat ihm seine Hasenpfote als Pfand angeboten, seine Hasenpfote, hahaha.“ Ich kringelte mich vor Lachen.
„Und was ist daran so komisch?“, fragte Isabel, während sie eine Seite von ihrem Wälzer umblätterte.
„Na, die Hasenpfote ist doch das einzige, was er noch besitzt. Die ist sein Glücksbringer, hahaha.“ Isabel fand das nicht so lustig, sondern ihr tat der arme Donald schrecklich leid. „Das ist doch Sünde“, sagte sie, während sie aus dem Bett sprang, um sich anzuziehen. Auch nachdem ich ihr die Geschichte ein zweites Mal erzählt hatte, konnte Isabel nicht lachen.
Eine Stunde später fuhren wir auf der Autobahn Richtung Hamburg. Zwar gibt es auch in Kiel ein Ikea, aber da trifft man ständig Bekannte, deshalb hatten wir uns entschieden, nach Hamburg zu fahren. Der Tacho meines 911ers zeigte 180 Stundenkilometer an. Isabel saß neben mir und schaute aus dem Fenster. Plötzlich scherte vor mir so ein Opel-Manta-Fahrer aus, weil er einen Lastwagen überholen wollte. Ich trat auf die Bremse und schrie: „Dieser Idiot, hat der keine Augen im Kopf!“ Ich fuhr ganz nah auf und betätigte den Blinker. „Fahr schon zur Seite, du lahme Schnecke!“
„Was soll denn das, Alex?“ Isabel krallte sich in ihrem Ledersitz fest. „Warum fährst du denn so nah auf? Lass den doch in Ruhe überholen!“ Ich reagierte überhaupt nicht, sondern betätigte das Aufblendlicht. Endlich zog der Manta-Fahrer wieder auf die rechte Seite, wo er hingehörte. „Na, endlich“, knurrte ich und gab wieder Gas. Isabel schüttelte nur den Kopf.
Fünfzehn Minuten passierte nichts.
Dann saß mir auf einmal ein dicker Mercedes im Nacken. Ich blickte in den Rückspiegel und erkannte einen Typ mit Schiebermütze. Auf der Beifahrerseite saß eine blonde, braungebrannte Frau mit Sonnenbrille. „Typisch!“, rief ich und trat noch mehr aufs Gaspedal.
„Was ist denn nun schon wieder los?“, kreischte
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