Männer sind Helden
Auf dem Parkplatz standen jetzt jede Menge Edelkarossen, und von der Terrasse drang Stimmengewirr zu uns herüber. Isabel schlug vor, draußen noch einen Wein zu trinken. Wir setzten uns an den letzten freien Tisch, direkt neben der Buchsbaumhecke. Während die Sonne unterging, kamen die Mückenschwärme aus ihren Verstecken hervor. Sie umkreisten lauernd unsere Köpfe, um einen günstigen Moment abzuwarten. Binnen weniger Minuten hatte ich acht Mückenstiche: einen am rechten Ohr, zwei über dem linken Auge und fünf an meinen Fußknöcheln.
Isabel griffen die Biester nicht an, wahrscheinlich, weil sie saures Blut hatte. Der Kellner kam und zündete die Kerze an, die in einem gläsernen Windlicht auf unserem Tisch stand. „Um die Mücken zu vertreiben“, sagte er, nachdem er das Streichholz ausgepustet hatte.
„Leider etwas spät“, sagte ich leise, als er schon wieder weg war und mich nicht mehr hören konnte.
„Nun sei doch nicht so genervt“, säuselte Isabel und legte mir ihre Hand aufs Knie. Dies brachte mich auf eine Idee: „Was hältst du denn davon, wenn wir heute Nacht hier bleiben?“
„Dazu hätte ich schon Lust, aber wir haben ja noch nicht einmal eine Zahnbürste dabei.“
„Doch, haben wir“, sagte ich, „ich habe nämlich meinen BuKo im Auto. Als Junggeselle musste ich schließlich immer gut gewappnet sein.“
„BuKo?, das kann ja nur irgendetwas Chauvinistisches bedeuten.“
„BuKo ist die Abkürzung für Beischlafuntensilien-Koffer, mein Schatz.“
„Und den hast du je gebraucht?“
Ich überhörte ihre freche Anspielung. Als der Kellner mit unserer Flasche Wein kam, fragte ich ihn, ob ein Zimmer frei sei.
„Nur das Doppelzimmer unter dem Dach“, erwiderte er, während er mit einem lauten „plobb“ die Flasche Chardonnay entkorkte.
Ich sagte, dass wir das Zimmer gerne für eine Nacht haben würden, und der Kellner versprach, der Wirtin Bescheid zu sagen. Wir tranken die Flasche Wein und dann noch eine, bis wir uns entschlossen, unser Zimmer aufzusuchen. Die Wirtin, eine sympathische Mittvierzigerin, notierte sich meine Kreditkartennummer und ging voran, um uns die Dachbodenkammer zu zeigen.
„Das Zimmer ist nicht sehr groß“, sagte sie, während sie die Tür aufstieß. „Für Liebespaare ist es aber genau das Richtige.“ Sie öffnete das kleine Giebelzimmer, drückte mir den Schlüssel in die Hand und wünschte uns eine gute Nacht.
Isabel ließ sich mit dem Rücken auf das französische Bett fallen: „Mann, ist das schön hier!“
Das fand ich auch. Das Zimmer war sehr klein, aber ein richtiges Liebesnest. Der ganze Raum wurde von dem großen französischen Bett beherrscht. An beiden Seiten standen niedrige Nachttischchen, auf denen zwei Lampen mit grünem Schirm befestigt waren. Die Wände waren mit champagnerfarbener, seidig glänzender Stofftapete beklebt, die farblich genau zum naturfarbenen Veloursteppich und dem Bettüberwurf passte.
Plötzlich fiel mir ein, dass ich meinen BuKo im Auto vergessen hatte. Als ich zurückkam, lag Isabel frisch geduscht auf dem Bett. Ich reichte ihr eine rosa Zahnbürste, und Isabel stand auf, um noch einmal ins Bad zu gehen.
„Bestimmt hast du sogar Tampons in deinem Junggesellenkoffer“, sagte sie und streifte sich das Frotteehandtuch ab, das sie um ihre Hüften geschlungen hatte.
„Na klar“, erwiderte ich und kramte zwei Stück heraus. „Brauchst du mini oder normal ?“
Statt zu antworten, verdrehte Isabel nur wieder die Augen. Ich ging ins Bad, um zu duschen. Als ich fertig war, betrachtete ich mein Gesicht im Spiegel. Meine Nase und meine Wangen waren feuerrot: „Das sind bestimmt Verbrennungen dritten Grades.
„Sechsten Grades“, meinte Isabel. Da hatte sie ausnahmsweise einmal Recht.
19. Kapitel
Am nächsten Tag saßen Isabel und ich am Tisch in der Küche von Irene und Udo. Timo, Florian und Bea rannten um uns herum und spielten Kriegen. Udo und Irene waren noch oben, um sich fürs Segeln umzuziehen. Es war ein strahlender Sonnentag – beste Voraussetzung für einen schönen Törn auf der Förde.
„Wo bleiben die nur so lange?“, fragte Isabel und schenkte uns Kaffee ein.
„Wahrscheinlich streiten sie sich wieder.“
Das Kindermädchen Doris kam herein, um die Rasselbande zum Strand abzuholen. „Kommt Kinder, wir wollen los!“, rief sie, aber ihre Worte gingen im Gebrüll der lieben Kleinen unter.
Timo und Florian hatten ihre Schwester mit einem Bademantelgürtel am Kühlschrank
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