Männer sind wie Waschmaschinen (German Edition)

Werbefachmann oder Waschmaschinenhersteller.
Vielleicht gehöre ich ja schon zum alten Eisen, wenn mir der alte Spruch einfach besser gefällt . Aber ehrlich gesagt, ist mir jemand, der weiß, was ich wünsche, doch lieber als jemand, der heute mit mir leben will. Oh, vielleicht ist genau das mein Denkfehler. Toralf, Du weißt, was ich mir wünsche. Aber: Du kannst heute nicht mit mir leben. Hm. Vielleicht ist der neue Slogan doch besser. Der neue Bauknecht ist der Spatz in der Hand. Lieber einen Bauknecht in der Hand als einen Toralf auf dem Dach.
 
17:14 Marie an Toral f ( nicht gesendet)
Ich bin jetzt doch neugierig, wie eigentlich dieser Spruch von Miele genau geht, der mit der Tante. Vielleicht bin ich dafür ja zu jung. Ich glaube, der Spruch war vor meiner Zeit. Irgendwie erinnert mich das auch jetzt wieder an Dich. Du hast ein paarmal zu mir gesagt, dass ich so jung sei. Ich habe dann immer nur gedacht: „Warum habe ich mir nicht schon früher mal einen älteren Mann zugelegt?“
 
Toralf, in Zeiten, in denen ich noch nicht einmal mehr in die Zielgruppe der potenziellen Waschmaschinenkäuferinnen falle, ist ein Mann, der behauptet, ich sei jung, wie eine Whirlpool. Also nein, das war jetzt das falsche Wort. Eine Whirlpool in Waschmaschinensprache ist ja nur ein Hoover. Aber ich wollte gerade gar nicht in Waschmaschinesisch, sondern in Komplimentarisch sprechen. Also: Solche Sprüche von Dir kommen halt einfach gut an. Ich fühle mich dann wie ein junges Mädchen. Unbeschwert und leicht.
 
Also wenn ich eine Miele-Waschmaschine kaufe, deren bekanntester Slogan noch vor meiner Zeit war, dann habe ich mit einem solchen Gerät die Qualität der guten alten Zeit gekauft. Oder? Und für Männer heißt das: Wenn ich einen Miele-Mann habe, dann kann diese Verbindung einfach nicht kaputt gehen. Gebaut für die Ewigkeit.
 
Den Miele-Spruch habe ich noch immer nicht gefunden, aber eine anonyme Kundenbewertung zu Miele-Geräten. Die ist echt der Hit. Besonders wenn man bedenkt, dass ich aus Ostwestfalen komme, genauer gesagt sogar in Gütersloh geboren bin und mein Vater sich sein gesamtes Berufsleben in der Qualitätssicherung von Miele-Waschmaschinen aufgehalten hat.
 
    Immer wenn ich Miele-Geräte neu erwerbe, was aufgrund der Langlebigkeit dieser Dinger selten genug der Fall ist, muss ich an den tristgrauen, humorlosen Menschenschlag in dieser zweitlangweiligsten Region Nordost-Nordrheinwestfalens denken: Grußlos-mürrisch des morgens, die Zähne tagsüber nur selten aufbekommend, introvertiert und genau das Gegenteil rheinischer Frohnaturen: Die lachen zwar dreimal über einen Witz [wenn sie ihn hören; wenn sie ihn erklärt bekommen; wenn sie ihn kapieren...], arbeiten aber wie westfälische Ackergäule; eine unkaputtbare, eigentlich uninnovative Robustrasse; klassische Malocher eben. Miele sitzt im tristgrauen, langweiligen Gütersloh, und Miele baut Geräte, die zu diesem Menschenschlag passen: Fast gleich unkaputtbar, sehr gut verarbeitet, robust, bodenständig und durchaus das bißchen mehr Geld ihrer angebrachten Kaufpreise wert – eben echte Qualität, die – wenn der Werbespruch stimmt – schon die Tante kannte.
    DA 199-2 heißt die Dunstabzugshaube, die kürzlich von mir angeschafft wurde. Miele, was auch sonst. Edelstahl, schlicht, Kohlefilter u. spülmaschinenfeste Edelstahl-Fettfilter. Leicht und mit mieletypisch-perfekter Gebrauchsanweisung geliefert, die Vorbild für jeden anderen Hersteller sein könnte; man braucht sie aber gar nicht, da sich alles von selbst erklärt. Was mir als Simplifizierer sauer aufstieß – für die Wandmontage hätte ich gemäß Mieles Anweisung drei einzelne Halter [Oberes Wandhalteblech B; Mittleres Wandhalteblech C; Unteres Wandhalteblech A] an die Wand schrauben müssen. Wie dumm, dass die alle nicht nur horizontal exakt, sondern auch noch lotrecht in einer Linie zu liegen haben, wobei die Abstände untereinander auch nicht zu vernachlässigen sind. (…)
    Als ich diesen Text las, überlegte ich kurz, ob die Anweisung drei einzelne Halter an die Wand zu schrauben unter Berücksichtigung, dass diese nicht nur horizontal exakt, sondern auch noch lotrecht in einer Linie zu liegen haben, wobei die Abstände untereinander auch nicht zu vernachlässigen sind nicht direkt aus dem Mund oder der Feder meines Vaters stammte.
    Natürlich hat mein Vater als tapferer Ostwestfale unser gesamtes Haus selbst gebaut und Worte wie ‚lotrecht‘ und ‚horizontal exakt‘ haben