Männer sind wie Waschmaschinen (German Edition)

sozusagen meine Kindheit nicht nur begleitet, sondern auch geprägt. Ich kann einen Mann, der handwerklich nichts drauf hat, einfach nicht als vollkommenen Mann akzeptieren. Meiner Schwester geht es übrigens genauso. Wir trauen unserem mittlerweile in Rente befindlichen Vater immer noch wesentlich mehr zu als allen unseren bisherigen Männerbekanntschaften.
    Wenn mein Vater einen Hängeschrank anbringt, wird er, bevor er endgültig abgesegnet ist, zuvor noch dreimal von der Wand genommen, weil halt eben doch noch nicht alles im Baldzuckerschen hundertprozentigen Lot ist. Zu erwähnen, dass es im Hause Baldzucker auch kein einziges Bohrloch gibt, bei dem nicht der Staubsauger während des Bohrvorgangs unter das Loch gehalten wurde,  erübrigt sich an dieser Stelle wahrscheinlich bereits.
    Mit meinem zweiten Freund habe ich Schluss gemacht, weil er es nicht fertiggebracht hat, ein einfaches Gewürzregal aus gewöhnlichem Sperrholz an eine ganz normale bohrdurchlässige Wand zu bringen. Also bitte. Sowas ist einfach nichts von Wert und nichts für die Zukunft. Das wusste bestimmt auch schon die alte Tante.

 
17:47 Marie an Toralf (nicht gesendet)
Jetzt habe ich mal in einem Online-Werbesprüche-Lexikon nachgeschaut. Der Slogan lautet: „Miele, Miele sprach die Tante, die die Waschmaschinen kannte.“ („Miele, Miele sprach die Tante, die die ganzen Männer kannte.“)
 
Direkt darüber stand der Spruch von Marlboro: „Come to where the flavor is. Come to Marlboro Country. Der Geschmack von Freiheit und Abenteuer.“
 
Ich glaube, früher stand ich mehr auf so Marlboro-Waschmaschinen. Die Qualität von Miele weiß ich erst zu schätzen, seitdem Houellebecq und Bauknecht entschieden haben, dass ich aus sämtlichen Zielgruppen gefallen bin. Miele mag mich auch noch, wenn ich zielgruppenlos bin.
 
Mir ist auch erst vor ein paar Wochen aufgefallen, dass der Marlboro-Mann zwar frei, aber einsam ist. Ja, Freiheit ist immer auch ein bisschen Einsamkeit.
 
Ich glaube, ich war auch so ein einsamer Cowboy. Ein weiblicher Marlboro-Mann. Denn ich ging weiter Richtung Westen, ohne mich jemals umzudrehn. Einsam und immer unterwegs und suchte die Freiheit irgendwo.
 
Und jetzt auf der Suche nach Mark Darcy. Zweisam und nicht mehr unterwegs. Was für ein Wandel.
 
 
Donnerstag, 21. Oktober – 08:27 Martin an Marie
    Guten Morgen Marie,
     
    ich hoffe, Du hast Dich auch so gut entspannen können wie ich gestern in der Sauna. War sehr schön, das Einzige, was noch gefehlt hatte, war eine entspannende Massage – aber leider war der Bereich ja schon geschlossen...
    U nser Gespräch war sehr angenehm, würd mich freuen, wenn wir in Verbindung bleiben.
    G anz liebe Grüße, Martin

 
 
Was soll ich Ihnen über Martin erzählen? Ein Adonis. Ein Traumtyp. Hab ihn in der Sauna kennengelernt, wir haben ein wenig miteinander geplaudert und später habe ich ihm meine E-Mail-Adresse gegeben. Mein Herz berührt er nicht. Wissen Sie, woran man merkt, dass man wirklich verliebt ist? Das ist, wenn einem ein Traumtyp vor die Füße gespült wird und es einen genauso berührt, als wenn ich China ein Sack Reis umfällt. Sie wissen schon, was ich meine. Es ist dieses Gefühl, ich will nur diesen einen. Diesen einen, den ich vielleicht nie kriege und der vielleicht sogar gar nicht so toll ist, wie ich glaube. Dieser eine, in den ich meine gesamte romantische Hoffnung investiere und der mich zu einhundert Prozent resistent gegen eventuelle andere Traumpartner macht. Es ist so, als ob man die Cholera hat. Wenn man die Cholera hat, kann man nicht gleichzeitig auch noch die Pest bekommen. Wenn man einen Toralf auf dem Dach hat, ist in der Hand einfach kein Platz für einen Martin aus der Sauna.
 
Warum ich ihm trotzdem meine E-Mail-Adresse gegeben habe? Vielleicht für den Fall, dass Toralf das Geländer umklammert und die Leiter wieder hinabsteigt.
 
Das Protokoll eines gebundenen Mannes ändert man nicht. Man unterwirft sich ihm.
 
 
18:12 Marie an Martin
Hallo Mar tin, schön, Dich zu lesen! Ich fand unser Gespräch gestern auch sehr angenehm und auch ich würde mich freuen, wenn wir in Verbindung bleiben. Viele Grüße aus Dortmund
nach?

Marie
 
 
21:27 Marie an Toralf (nicht gesendet)
Weißt Du eigentlich, was das Gute an echter deutscher Wertarbeit wie Miele und Bauknecht ist? Die müssen sich nicht umbenennen. Also ich meine das im Vergleich zu zum Beispiel Raider. Im gleichen Jahr, in dem aus Raider Twix wurde, wurde aus der