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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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kümmern?“
    Und raten Sie mal, wer total zufrieden darüber zu sein scheint, diese Ehre bekommen zu haben? Sal ist Nonnas Schwager, der Bruder meines Großvaters. Einer der zwei letzten Überlebenden von acht Geschwistern. Und offenbar hat er sich vorgenommen, jeden einzuladen, den er jemals gekannt hat und noch am Leben ist. Was auch meine Großmutter mit einschließt.
    „Also, bringst du sie mit?“ fragt Paula, nachdem ich offenbar zu lange geschwiegen habe. „Ich bezweifle, dass Nick in der Gegend sein wird, falls du dir darüber Gedanken machst. Hier geht es nicht um seine Familie. Davon abgesehen, findet das an einem Samstagnachmittag statt. Ich glaube, an diesem Tag ist er im Dienst. Keine Angst, das ist kein Trick. Ich habe überhaupt nicht genug Energie, um die Kupplerin zu spielen.“
    Ein nicht ganz so wohlmeinender Mensch könnte glauben, das liegt daran, weil sie alle Energie dafür braucht, so viel zu sprechen.
    Wider besseren Wissens sage ich zu, dann gehe ich nebenan ins Zimmer meiner Großmutter. Sie sitzt in ihrem Stuhl, döst vor einer Polizeiserie und schreckt auf, als ich den Fernseher ausschalte. Sie schaut mich böse an.
    „Verdammt. Ich bekomme nie das Ende eines Films mit.“
    Ihre Stimmung bessert sich aber, als ich ihr von der Party erzähle. Tatsächlich leuchtet sogar ihr ganzes Gesicht auf. Das Witzige daran ist, dass Nedra mindestens ein Mal pro Woche versucht, sie aus dem Haus zu scheuchen, damit sie wenigstens mal an die Luft kommt, aber fast immer lehnt sie ab. Ihrem Gesichtsausdruck nach könnte man jetzt allerdings glauben, dass diese arme Frau seit Jahren im Gefängnis sitzt und zum ersten Mal raus darf.
    „Eine Party? Für Salvatore sagst du?“
    „Mhm.“
    Ihre Lippen werden ganz schmal, als sie die Stirn runzelt.
    „Was ist los?“
    „Mir ist nur gerade eingefallen, dass Salvatore Petrocelli eine totale Nervensäge ist.“
    Ich setze mich hoffnungsvoll auf die Bettkante. „Heißt das, du willst nicht hin?“
    Überrascht schaut sie mich an. „Wie kommst du denn darauf? Natürlich will ich hingehen. Schließlich hält er mich auch für eine Nervensäge.“ Dann bewegt sie ihre Schulter auf eine Art, wie ich es nie zuvor gesehen habe, gerade so, als ob sie … sich mit etwas brüsten will? „Aber nur, wenn du mit mir was Schönes zum Anziehen kaufst. Weißt du, wie ich aussehen will?“ Sie wirft mir einen teuflischen Blick zu. „Heiß.“

14. KAPITEL
    H eiß also, hm?
    Klar. Versuchen Sie doch mal Klamotten für eine einsfünfzig große, fünfundsechzig Kilo schwere, bucklige achtzigjährige Frau zu finden, deren Brüste bestens mit ihrem Bauchnabel befreundet sind. Wir sind jetzt seit drei Stunden auf diesem Shopping-Trip, und jedes Mal, wenn ich etwas, das auch nur entfernt so wirkt, als ob es passen könnte, hochhalte, bellt sie etwas auf Italienisch und schlägt mich mit ihrer Handtasche.
    Erinnern Sie mich später daran, dass ich Nedra frage, was zum Teufel ich als Kind angestellt habe, um diese Form von Strafe zu verdienen.
    „Ich habe einen Schrank voll mit Altfrauenkleidern“, sagt Nonna schmollend. „Jetzt will ich aussehen wie Britney Spears.“
    Ich schwöre es, das habe ich nicht erfunden.
    So diplomatisch es mit dem pochenden Kopfschmerz, den geschwollenen Füßen und angespannten Nerven geht, erkläre ich, dass selbst die meisten Mädchen in Britney Spears Alter nicht so aussehen können wie Britney Spears. Und dass nur wenige, die älter sind, es wollen.
    Sie schlägt mich wieder und zieht mich in die nächste Teenie-Abteilung und befummelt ein dünnes … Teil mit Glitter und Ketten. Ich schaue mich um und beobachte eine Bohnenstange, die gerade ein Kleid von der Größe eines Kleenex an ihre nicht existierenden Brüste presst. Zwei andere Halbwüchsige in hippen Miniröcken, bauchfreien Tank Tops und viel zu viel Make-up kichern neben mir und lassen Kaugummiblasen zerplatzen. Selbst zusammengerechnet sind sie immer noch jünger als ich. Meine Großmutter betrachtet ihre widerlichen Plateau-Schuhe.
    „Kann ich nicht so was kaufen?“
    „Du hast so was bereits“, sage ich und deute auf ihre orthopädischen Oxfords.
    Sie blickt hinunter. Nickt. Fährt fort, das dünne Teil zu traktieren. Und ich weiß nicht, warum ich so lange gebraucht habe, aber mit einem Mal kapiere ich, worum es hier geht. Sie weiß, dass sie nichts von diesem Zeug anziehen kann. Und ich würde meinen Hintern darauf verwetten, dass sie später mit mir in die richtigen

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