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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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bellt mich so lange an, bis ich ans Handy gehe.
    „Miss Petrocelli? Hier spricht Dana Alsworth von Alsworth Interiors, Sie hatten bei uns vor ein paar Wochen ein Vorstellungsgespräch.“
    Sie müssten es hören können, um sich diesen Südstaaten-Akzent vorzustellen. Die in Dallas geborene und aufgewachsene Dana Alsworth hat wahrscheinlich vor ungefähr dreißig Jahren einen Mann aus dem Norden geheiratet und ihren Akzent zusammen mit ihren passenden Luis-Vuitton-Koffern mit sich geschleppt. Ich schlucke mein Bedürfnis herunter, mit einem lang gezogenen „Yes Ma’am“ zu antworten, und entscheide mich für ein einfaches: „Ja?“
    „Nun …“ Ein leichtes, etwas nervöses Lachen schallt durch den Hörer. „Soweit ich weiß, haben Sie bereits für Annabelle Souter gearbeitet … damals, bei Fannings?“
    „Ja, das stimmt. Sie war eine meiner besten …“ – und zwar in dem Sinne, dass sie das komplette Geld ihres Mannes ausgegeben hat, als ob es kein Morgen gäbe – „… Kundinnen.“
    „Nun, meine Liebe, sie ist vor ein paar Wochen zu uns gekommen und hat inzwischen all meine Designer verschlissen. Jetzt sagt sie, dass sie ausschließlich mit Ihnen arbeiten will.“
    In meinen Venen stimmt das Blut ein leises, aufgeregtes Summen an. „Oh meine Güte. Ich fühle mich echt geschmeichelt, aber … ich habe bereits einen anderen Job.“
    „Wo?“ Als ich ihr antworte, gibt sie nur ein herablassendes Geräusch von sich und fährt dann fort: „Nennen Sie mir Ihren Preis.“
    Mir gefällt es, in welchen Bahnen diese Frau denkt.
    „Annabelle ist gerne ein wenig … speziell“, sage ich, was mir ein schrilles, panisches Lachen einbringt.
    „Herzchen, wenn Sie so talentiert wie diplomatisch sind, dann sind Sie Ihr Gewicht in 24-karätigem Gold wert. Also ich wiederhole – Sie sagen mir, was Sie verlangen, und bekommen es. Ganz nebenbei, Miss Petrocelli, demnächst haben wir den Auftrag, ein Hotel umzugestalten, das könnte doch etwas für Sie sein.“
    „Welches denn?“
    Sie verrät es mir. Speichel läuft in meinem Mund zusammen. Und ich weiß auch genau, wie riesig das Souter-Projekt ist. Ein Viertausend-Quadratmeter-Haus! Annabelle lässt es alle drei Jahre oder so „aufmöbeln“. Und wir reden hier nicht nur von ein paar neuen Kissen für die Sofas.
    „Ich brauche mein eigenes Büro. Und eine Assistentin.“
    „Bekommen Sie.“
    „Und in einem Jahr sprechen wir über eine mögliche Teilhaberschaft.“
    „Nun, also … Sie haben wirklich Nerven, was?“
    „Und zwar welche, die stark genug sind, um mit allen Annabelle Souters dieser Welt zurechtzukommen, Miss Alsworth.“
    Sie schenkt mir ein heiseres Lachen. „Meine Liebe, wenn Sie mir diesen Drachen vom Hals halten, werden Sie schon in sechs Monaten Teilhaberin sein.“
    „Dann haben Sie soeben einen neuen Designer gewonnen.“
    Danas Erleichterung ist fast greifbar, selbst durch mein süßes, kleines Nokia-Handy. „Ich rufe sie sofort an. Sie haben schon mehrmals mit Mrs. Souter gearbeitet …“
    „Drei Mal, die Anwaltskanzlei ihres Mannes und die Eigentumswohnung ihrer Tochter auf dem Riverside Drive eingeschlossen.“
    „Und Sie klingen immer noch ziemlich normal.“
    Meine Mutter und Nonna spazieren in die Küche. „Glauben Sie mir, ich habe jede Menge Erfahrung mit wahnsinnigen Frauen.“
    Beide starren mich an.
    „Also … sagen wir Montag?“
    Oje … heute ist Donnerstag. Ob wohl eine dreitägige Kündigungsfrist lang genug ist? Um dort zu kündigen, wo ein Kunde, für den Fall, dass er den Weg in das trostlose kleine Design-Studio findet, von einem halben Dutzend Designern angefallen wird wie ein Stück Brot von Kakerlaken? Ich denke etwa drei Sekunden darüber nach und antworte dann: „Das passt mir gut.“
    „Gott segne Sie, meine Liebe. Kommen Sie einfach etwas früher, damit wir diesen langweiligen Papierkram erledigen können.“
    Mein Telefon macht komische Geräusche, ein Hinweis darauf, dass der Akku aufgeladen werden muss. Also schließe ich das Handy an, schnappe dann meine Mutter und tanze mit ihr durch die Küche, Geoff kläfft unsere Füße an. Endlich bekomme ich mein Leben zurück! Ich werde wieder Geld verdienen! Mein eigenes Apartment haben! Mein eigenes Badezimmer! Eine Geflügel-freie Zone!
    Nur, dass ich nach ein paar Minuten des Jubelns den Ausdruck auf den Gesichtern meiner Mutter und Großmutter bemerke. Diesen „Ich versuche, mich für dich zu freuen, denn das ist es, was du wolltest,

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