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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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Wohnung zu haben“, sagt sie. „Wenn ich in deinem Alter wieder bei meiner Mutter hätte einziehen müssen, hätte ich mich vermutlich umgebracht.“
    Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Wenn Sie denken, dass Nedra nicht ganz einfach ist, dann sollten sie erst mal Grandma Bernice erleben, die ausgerechnet in Phoenix lebt. Ich erinnere mich noch gut daran, dass es damals, als meine Großeltern noch in der Gegend wohnten, einen kleinen Metzger auf der Amsterdam Avenue gab. Ich war vielleicht sieben oder acht Jahre alt, als wir einmal dorthin sind, und sie brachte den Metzger fast zum Heulen, weil sie darauf bestand, dass er jedes einzelne Huhn aus der Auslage hervorholte, damit sie es inspizieren konnte. Also geht’s mir vielleicht doch nicht ganz so schlecht, wie?
    Ich lächle sie an. „Ich bin schon in Ordnung, Nedra. Wirklich.“
    „Natürlich bist du das. Du bist schließlich meine Tochter.“ Sie beugt sich zu mir, küsst mich auf die Stirn und hievt sich dann auf die Füße. „Jesus, ich bin doch müder, als ich dachte.“ Laut gähnend fügt sie hinzu: „Ich sollte lieber ins Bett, sonst schlafe ich noch hier ein. Nacht, Süße.“
    „Nacht.“
    Nachdem sie gegangen ist, beginne ich die Bildermappe auf dem Schrank anzustarren. Dann hole ich sie herunter. Und öffne sie.
    Meine Finger kribbeln.
    Aber was soll es schon schaden, gelegentlich damit rumzuspielen? Sie wissen schon, so hobbymäßig? Ich meine, ich will ja damit nicht mein Geld verdienen oder so. Aber ich habe jede Menge Zeit, vor allem, da ich bezweifle, mich jemals wieder mit einem Mann einzulassen.
    Während dieser deprimierende Gedanke durch meinen Kopf schießt, klingelt mein Telefon. Ob das Nick ist? Greg? Terrie?
    Werde ich die ganze Nacht hier rumstehen und mir diese Frage stellen?
    Es ist Paula.
    „Hallo du“, sagt sie. „Warum bist du neulich einfach abgehauen, ohne wenigstens ‚Auf Wiedersehen‘ zu sagen?“
    „Tut mir Leid, Paula, es ist nur …“
    „Es ist nur so, dass Nick und du bescheuert seid. Weißt du, ich würde gerne eure Köpfe gegeneinander schlagen, wenn ihr nur in der Nähe wärt.“
    Ich schließe die Augen. „Was weißt du alles?“
    „Nun, lass mal sehen. Die Party ist vorbei, aber du und Nick, ihr kommt nicht vom Dach runter – zumindest nicht in unsere Wohnung – und dann, vielleicht eineinhalb Stunden später, rennst du aus dem Haus, ohne auch nur deine Salatschüssel mitzunehmen. Die im Übrigen gespült auf dich wartet. Also gehen Frank und ich davon aus, dass ihr miteinander geschlafen habt und einer von euch die Panik bekommen hat. Und ich vermute, dieser Jemand warst du.“
    Ich zögere und entgegne dann: „Es war ein Fehler, Paula. Eine Art Rückfall, verstehst du?“
    „He, nichts gegen Rückfälle. Frank war auch ein Rückfall.“
    „Echt?“
    „Klar. Erinnerst du dich nicht? Oh, wahrscheinlich nicht, wir waren damals nicht sonderlich eng befreundet.“
    Nicht, dass wir das jetzt wären.
    „Jedenfalls“, fährt sie fort, „bin ich damals mit diesem Blödmann Joe Simeone gegangen, wir waren so gut wie verlobt, weißt du? Wir waren auf der Party eines Freundes, und ich musste mal pinkeln. Ich musste den Flur hinuntergehen, aber als ich an einem der Schlafzimmer vorbeikam, hörte ich dieses ziemlich bekannte, männliche Grunzen hinter der Tür, ein Geräusch, dass ich erst eine Nacht zuvor gehört habe, wenn du verstehst, was ich meine. Ich überlegte, einfach reinzuplatzen und Joe und wen auch immer zu stellen, aber ich bin eine Dame, oder nicht? Also wartete ich im Flur, bis diese kleine Nutte Cindy Montefiore herauskam, ihr Haar sah aus wie ein Vogelnest, du kannst dir das nicht vorstellen! Und eines kannst du mir glauben, sie sah aus, als würde sie sich gleich in die Hosen machen. Aber sie interessierte mich nicht – sie war keine Konkurrenz –, also stürzte ich mich auf Joe, diesen Mistkerl, der noch nicht einmal seine Hosen wieder angezogen hatte …“
    Nette Vorstellung.
    „… erst als ich mit ihm fertig war, habe ich dermaßen geheult, dass ich Angst hatte, mich übergeben zu müssen. Und dann kam Frank zu meiner Rettung und brachte mich weg. Kurz darauf wurde ich schwanger, wir heirateten und sind seitdem glücklich. Wie bin ich denn jetzt darauf gekommen? Deswegen habe ich schließlich nicht angerufen. Ich rufe an, weil Grandpa Sal beschlossen hat, eine riesige Party zu seinem neunzigsten Geburtstag zu feiern. Und rate mal, wer ausgewählt worden ist, sich um alles zu

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