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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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meiner Großmutter körperliche Gewalt an, falls sie mich nicht das Geschirr abspülen lässt. Sie und der Hund gehen in ihr Zimmer, um fernzusehen. Ich stelle ein Dutzend Plastikbehälter in den Kühlschrank, wasche das Geschirr ab und gehe dann in mein Zimmer, um zu lesen.
    Nedra hat die Kisten in das leere Zimmer neben meinem gestellt, damit ich mehr Platz habe. Inzwischen stehen da allerdings meine vom Feuer verschonten Regale und Bücher, aber trotzdem fühlt es sich nicht richtig an. Nicht wie ein Zuhause.
    Was immer das ist.
    Aus für mich unerfindlichen Gründen grabe ich in meiner neuen Unterwäsche nach der Tiffany-Schachtel mit dem Ring darin und lasse sie aufspringen. Gerade als ich ins Bett krieche, spaziert Geoff herein. Er legt seine Schnauze auf den Bettrand und wufft mich an. Also nehme ich ihn hoch aufs Bett und zeige ihm den Ring. Er scheint einigermaßen interessiert zu sein. Bis zu dem Augenblick, wo er erkennt, dass er ihn nicht essen kann. Also legt er seinen Kopf auf mein Knie und beginnt leise zu hecheln.
    „Ich könnte ihn verkaufen, weißt du?“ sage ich zu ihm. Ich hatte ihn für die Versicherung schätzen lassen. Ich würde zwar nicht ganz so viel dafür bekommen, wie er wert ist, doch genug, um hier ausziehen zu können. „Aber irgendwie kommt mir das nicht richtig vor.“ Geoff stöhnt. „Ich weiß. Ich sollte ihn Greg wahrscheinlich zurückgeben, meinst du nicht?“
    Aber das kommt mir auch nicht richtig vor.
    Ich höre, wie die verschiedenen Sicherheitsschlösser aufgeschlossen werden. Ein paar Minuten später bleibt meine Mutter an meiner Tür stehen. Sie hat einen schwarzroten Kaftan an, den sie, wie ich glaube, zu meiner Schulabschlussfeier getragen hat.
    „Du bist früh zurück“, sage ich.
    Sie lächelt. „Wir waren nur essen. Und ich werde nicht darauf reinfallen und dir mehr erzählen.“
    Verdammt. „Beantworte mir nur eine Frage – kenne ich ihn?“
    „Das werde ich nicht beantworten.“
    „Ach komm schon, Nedra …“
    „Ginger? Das ist meine Sache. Nicht deine.“
    Schätze, dagegen kann ich nichts sagen.
    Ich überrasche mich, als ich mit der Hand neben mir aufs Bett klopfe. Nedra überrascht mich, weil sie die Einladung annimmt. Geoff scheint es so oder so egal zu sein.
    Die Bettfedern ächzen unter ihrem Gewicht, als sie sich setzt. Ich erhasche einen Hauch von teurem Parfüm. Ich frage mich, ob er es ihr geschenkt hat, denn ich kann mich nicht erinnern, dass Nedra jemals zuvor Parfüm getragen hat.
    Sie deutet mit dem Kinn auf den Ring, den ich noch immer in der Hand halte. „Ich hoffe, du denkst nicht darüber nach, dieses hässliche Ding wieder zu tragen.“
    Ich muss lachen. „He! Mein linker Bizeps ist um einen ganzen Zentimeter gewachsen, weil ich dieses Ding getragen habe.“ Mein Lachen erstirbt, als ich ihn anstarre. Er ist wirklich hübsch, auf eine prahlerische Art und Weise. „Natürlich nicht. Allerdings sollte ich wohl darüber nachdenken, was ich damit tun will.“
    Nedra verschränkt die Arme. „Ich kenne ein Frauenhaus, das Spenden gut gebrauchen kann.“
    „Verdammt, deine Tochter könnte Spenden ebenfalls gebrauchen. Aber …“, ich lasse die Schachtel zuschnappen und lege sie auf meinen Nachttisch, „ich habe nicht das Recht, ihn zu verkaufen.“
    „Ich glaube, dem Gesetz nach schon.“
    „Nun, ich fürchte, ich würde mich nicht gut dabei fühlen. Ich spiele, mit dem Gedanken, ihn Greg zurückzugeben. Wo wir gerade von zurückgeben sprechen … was hast du mit Seiner gefederten Hoheit drüben in deinem Zimmer vor? Hast du von der Familie Ortiz mal wieder was gehört?“
    Nedra beginnt konzentriert, ihr Kleid über den Knien glatt zu streichen.
    Oh verdammt.
    „Na gut. Ich habe sie angerufen, aber die Nummer, die Manny Ortiz mir gegeben hat, ist nicht vergeben. Was soll ich denn tun? Ich weiß nicht einmal, wo er sich jetzt aufhält. Ich … ich glaube nicht, dass sie zurückkommen.“
    Anderen Leuten werden Katzen vor die Tür gelegt. Oder Babys. Bei uns ist es ein Hahn.
    Ich starre sie nur an. Sie seufzt.
    „Ich verspreche dir, dass ich einen hübschen Ort auf dem Land für ihn finden werde. Wo er ganz natürlich den Rest seines Lebens verbringen kann.“
    Ich zucke zusammen, als meine Mutter ihre Hand auf meine legt. Ich blicke in ihr Gesicht, mein Magen verkrampft sich, als ich die Linien unter ihren Augen sehe … und die Sorge darin. Oh Gott, Nonna hatte Recht.
    „Ich weiß, wie schrecklich es für dich ist, keine eigene

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