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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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ist.
    „Ich bin Polizist, Ginger. Ich bin ziemlich gut, was Körpersprache angeht. Und du bist ganz erbärmlich schlecht darin, deine Gedanken zu verstecken. Als ich von Amy gesprochen habe, warum hast du da nicht gesagt, was du dachtest?“
    Okay, vielleicht hat er doch einen Hauch mehr Intuition, als ich gedacht habe.
    „Ich … weiß nicht. Vielleicht, weil die meisten Männer sich nicht wirklich für die Meinung einer Frau interessieren?“
    Er zieht eine Augenbraue nach oben, kommentiert meine Worte aber nicht. Vermutlich nicht, weil er nichts zu sagen hat, sondern weil er nichts dazu sagen will.
    „Nacht“, sagt er stattdessen, dreht sich um, seine Schritte klingen fest, aber müde, als er langsam den Flur entlanggeht. Ich sehe ihm nach, bis er am Fahrstuhl angekommen ist, und wende mich dann an den Hund, der auf der Türschwelle steht – falls man das, was ein Corgi tut, stehen nennen kann.
    „Ist dir aufgefallen, dass er nicht mal ein Wiedersehen vorgeschlagen hat?“
    Geoff gähnt völlig desinteressiert.
    Und das sollte ich auch sein, wenn ich klug wäre.
    Es ist jetzt eine Woche her, dass ich meinen Job und meine Wohnung verloren habe. Meine Sehkraft ist draufgegangen, weil ich so viele Anzeigen gelesen habe, mein Handy klebt permanent an meinem Ohr. Ich schwöre, ich höre dieses verdammte Ding sogar im Schlaf klingeln.
    Wenn ich überhaupt mal Schlaf abbekomme.
    Offiziell habe ich vor zwei Tagen den Paniklevel erreicht, nämlich als Brices Buchhalter Max mir per E-Mail mitgeteilt hat, dass trotz seiner sorgfältigen Überprüfung Brice offenbar ein paar Mal unbemerkt Geld abgehoben hat – bestimmt in der Absicht, es wieder rechtzeitig einzuzahlen –, doch leider wurde er ja umgenietet, bevor er das tun konnte, und das heißt: Es ist kein Geld da. Jedenfalls nicht im Augenblick. Max hat mir versichert – genauso wie Brices Anwalt, als er mich gestern anrief –, dass die Belegschaft ihr Geld bekommt, sobald die Vermögenswerte verkauft und die Schulden bezahlt seien. Bis dahin kann man aber erst mal nichts tun. Vor allem nicht, weil die Polizei das Vermögen noch nicht freigegeben hat.
    Diese Nachricht, zusätzlich zu allem anderen, macht mich etwas gereizt, und deshalb sollte dieser Vollidiot, der gerade auf dem Bahnsteig der U-Bahn auf mich zukommt, wirklich zwei Mal überlegen, bevor er tut, was er vorhat. Ich meine, Entschuldigung, sehe ich vielleicht aus wie eine Touristin?
    Meine Füße bringen mich fast um. Auf diesen hohen Absätzen bin ich in der drückenden Hitze zwanzig Blocks entlang gerannt, ich hatte zwei Vorstellungstermine bei Design-Firmen, die beide von meiner Mappe begeistert waren, mich aber nicht angestellt haben (was die Frage aufwirft, warum sie verdammt noch mal überhaupt ein Gespräch vereinbart haben). Und jetzt bin ich dabei, mir ein weiteres Apartment anzusehen. Wenn es so ähnlich ist wie die letzten sechs, werde ich nicht umhinkönnen, mich übergeben zu müssen. Und außerdem hatte ich keine Zeit, zu Mittag zu essen.
    Ich kann mehr spüren als sehen, dass der Typ größer als ich ist, schlank. Der Bahnsteig ist zu dieser Tageszeit zwar nicht überfüllt, aber auch nicht leer. Und ich befinde mich noch in Sichtweite des Fahrkartenschalters, also ist es nicht so, dass mich irgendein Wahnsinniger einfach auf die Gleise stoßen könnte. Wenn dieser Typ aber darauf aus ist, mich auszurauben, werde ich dafür sorgen, dass seine Hoden die Größe von Basketbällen annehmen.
    Ich schiele hinüber, bemerke die riesigen Skateboardschuhe, schwarz-rot, neu, und vor allem näher als noch vor zehn Sekunden. Meine Herzfrequenz steigert sich genau so stark, dass ich in Alarmbereitschaft bin, während meine rechte Hand die Henkel meiner Tasche umklammert und mein ganzer Körper sich anspannt. In der Linken habe ich meine Präsentationsmappe. Auch hier verstärke ich den Griff.
    Der Typ kommt immer näher. Ich will dieses Spiel nicht mitspielen. Also drehe ich mich schnell um, das Kind erschrickt, denn er ist nicht mehr als ein Kind, ich schaue ihm direkt in die Augen und steure auf das Drehkreuz zu.
    Eine Sekunde später spüre ich eine Hand auf meinem Hintern.
    Und noch eine Sekunde später liegt das Kind flach auf dem Rücken auf dem Bahnsteig und hält sich seine Hand vor den Teil seines Körpers, den meine Mappe zielsicher getroffen hat.
    „Schlampe!“ bellt das Kind und bemerkt erst jetzt, dass der Mann vom Fahrkartenschalter uns mit größtem Interesse beobachtet.
    Ich

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