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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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ich zum ersten Mal so richtig mit diesem Mann reden kann, ist ganz klar, dass zwischen uns nie im Leben etwas Ernsthaftes geschehen könnte – Greg hin oder her –, ich weiß nicht einmal mehr, wovor ich eigentlich Angst hatte. Wenn ich jetzt den Schatten auf seinem Kinn betrachte, denke ich nur noch, geh dich rasieren.
    Auf jeden Fall haben wir bestimmt nicht gerade wenig geredet. Ich habe plötzlich von meiner verrückten Kindheit erzählt und er davon, wie lange er brauchte, um über die Trennung von seiner Frau hinwegzukommen. Natürlich ließ ich mich sofort über den Unterschied des weiblichen und männlichen Zeitempfindens aus, weil schließlich die männliche Definition von „lange“ selten mit der weiblichen übereinstimmt. Aber er klang sehr ernst, als er sagte, dass er sich jedes Mal, wenn er Paula und seinen Bruder Frank mit ihren Kindern sieht, sehnsüchtig eine Familie wünscht, bevor er zu alt ist, um sie zu genießen. Das Problem ist nur, dass er seine Arbeit liebt (wie ich ja bereits vermutet habe, auch wenn ich nie begreifen werde, warum sich jemand freiwillig zur Zielscheibe macht) und sie auch nicht aufgeben will. Doch wo soll er eine Frau finden, die genug Mumm in den Knochen hat, einen Polizisten zu heiraten und mit ihm eine Familie zu gründen? Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich jedenfalls würde so etwas keinesfalls wollen.
    Wie auch immer, er sagte, vielleicht sei Amy ja die Richtige, weil sie in der Notaufnahme arbeitet und stark genug ist, Stress auszuhalten. Vielleicht.
    Wenn Sie meine Meinung interessiert, ich glaube, er ist nicht sehr verliebt, sondern hat einfach nur keine Lust mehr, sich weiter umzusehen. Woher ich das weiß? Nun, zum einen leuchten seine Augen nicht auf, wenn er von ihr erzählt. Aber das weiß er nicht. Was er auch nicht weiß, ist, dass seine Karriere das Letzte ist, worüber sich eine künftige Mrs. Wojowodski Sorgen machen sollte. Viel Besorgnis erregender ist die italienische Seite der Familie – also die, die ich kenne und so gut es geht meide –, weil sie total verrückt ist. Und was ich auf Paulas Hochzeit vom Wojowodski-Clan erlebt habe, ist auch nicht gerade ein Vorbild für geistige Gesundheit.
    Zumindest aber ist es interessant, mal die männliche Perspektive über eine Beziehung zu erfahren. Ich habe gerüchtweise gehört, dass Männer eine Zurückweisung noch weniger verkraften können als Frauen, aber bis heute dachte ich immer, dass das nur ein weiterer Trick sei, um Frauen bei der ersten Verabredung ins Bett zu bekommen. (Fünfzehn Jahre in dieser Stadt mit Männern auszugehen, lässt ein Mädchen schnell zynisch werden.) Aber unter Nicks harter Polizistenschale konnte ich den Schmerz heraushören, als er erzählte, wie seine Frau ihn verlassen hatte.
    Ich will nicht so weit gehen zu behaupten, dass hier ein Mann sitzt, der sich plötzlich seiner sensiblen Seite bewusst wird, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich musste mich ganz schön anstrengen, um zwischen den Zeilen zu lesen. Aber ich konnte die Wahrheit heraushören. Oder um genauer zu sein, spüren.
    Wie auch immer, nachdem wir seit einer Viertelstunde über Gloria, die Ex, diskutieren, erzähle ich jetzt von Greg und meinen widersprüchlichen Gefühlen. Nick versteift sich und fängt schon wieder davon an, wie schlecht Greg mich behandelt hat, und ich kann nur entgegnen: „Aber vielleicht gibt es ja eine vernünftige Erklärung für sein Verhalten. Vielleicht ist das ja nur ein Hilfeschrei oder so was?“
    Das bringt mir eine Art Grunzen ein und bestätigt nur wieder, dass ein ganz typischer Mann vor mir sitzt.
    „Gut, das war vielleicht übertrieben. Aber schließlich hat er nicht direkt gesagt, dass er mich verlassen will.“
    „Das nennt man, sich alle Möglichkeiten offen zu halten, Ginger.“
    „Vielleicht. Außerdem laufe ich ja nicht herum und schütte jedem mein Herz aus. Erstens ist seitdem viel zu viel passiert, um immer wieder ausgerechnet über diesen Teil meines Lebens zu jammern. Aber das heißt doch nicht, dass ich nicht noch ein ganz klein wenig Hoffnung im Hinterkopf haben darf. Zumindest so lange, bis ich mir absolut sicher bin.“
    Er verzieht den Mund. „Du willst also den Eintopf warm halten für den Fall, dass jemand zum Essen vorbeikommt?“
    „So ungefähr, ja.“
    Er starrt mich einen Moment lang an und sagt dann: „In meinen Augen bist du einfach nicht dieser Fußabstreifer-Typ, weißt du?“
    Ich straffe meine Schultern. „Nur weil man eine Tür

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