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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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lächle über den Applaus, der mir noch folgt, als ich schon durch das Drehkreuz bin und die Treppe hochsteige. Egal wie schlimm es auch ist, in Momenten wie diesen wird mir immer wieder klar, wie sehr ich diese Stadt liebe.
    Doch leider hält diese Euphorie nicht an. Das Apartment war, wie Terrie es so treffend ausdrücken würde, ein Drecksloch. Und Annie wird in weniger als einer Woche zurückkommen. In sechs Tagen, um genau zu sein.
    Ich lasse mich nebst Tasche und Mappe auf eine Parkbank irgendwo in Washington Heights fallen, zu müde und betrübt, um mich noch weiter zu bewegen. Ich schaue auf die Uhr: halb sieben. So was Ähnliches wie ein leichter Windhauch ist zu spüren, obwohl es noch immer heiß genug ist, um in der Luft einen Hot Dog zu braten. Igitt. Meine Hochzeit wäre heute vor – ich runzle beim Nachrechnen die Stirn – sechzehn Tagen gewesen. Greg und ich wären jetzt schon wieder aus den Flitterwochen zurück und hätten uns in unserem kleinen – okay, nicht wirklich kleinen – Scarsdale-Liebesnest eingerichtet. Ich versuche nicht länger darüber nachzudenken, dass ich jetzt ein herrliches Dinner im Freien servieren könnte. Oder in einem klimatisierten Schlafzimmer Sex haben könnte bei wundervoller …
    Ein genervt aussehender Jugendlicher schlendert vorbei, Rapmusik dröhnt aus seinem Radio.
    … wundervoller Mozartmusik.
    Ich seufze.
    Um meine gute Laune noch weiter zu verbessern, schiebt sich ein Leichenzug an mir vorbei. Und das Erste, was ich denke, ist, ob da vielleicht eine Wohnung frei geworden ist.
    Oh Mann, das wird nie klappen. Mühsam stehe ich von der Bank auf und versuche mich zu erinnern, wo die nächste U-Bahn-Station ist. Wie ein Hund hebe ich die Nase um zu entscheiden, in welche Richtung ich gehen muss (ich weiß im Augenblick nicht einmal, ob das Westen, Osten oder sonst was ist.) Also hopple ich los und fühle mich ungefähr so wie das Zeug, das Geoff heute Morgen über meinen Teppich erbrochen hat.
    Nachdem ich ein paar Minuten lang ziellos herumgehinkt bin, treffe ich schließlich einen alten, winzig kleinen jüdischen Mann, der seinen sogar noch älteren Cockerspaniel spazieren führt. Der Mann ist so nett und erklärt mir in stark jüdischem Englisch, wo die nächste U-Bahn-Station ist. Mir fällt auf, dass er einen sehnsuchtsvollen Blick auf meine Beine wirft, als ich mich entferne.
    An der genannten Kreuzung gehe ich um die Ecke. Die Straße, die ich dann vor mir sehe, ist fast unerträglich sauber, als ob jeden Morgen ein Bataillon von Elfen aus den hellen Art-déco-Häusern schwärmen würde, um zu fegen. Und es ist unglaublich ruhig.
    Auf den Fensterbänken blühen bunte Blumen. Jemand hat ein Kind bekommen. Auf einem knalligen Banner kann man lesen: ‚Es ist ein Mädchen.‘ Zwei Frauen mittleren Alters tratschen miteinander. Eine von ihnen wirft mir ein vorsichtiges Lächeln zu. Ein asiatisches Pärchen mit einem winzigen schwarzhaarigen Baby streitet lachend darüber, wie man den widerspenstigen Kinderwagen zusammenbaut.
    Ich bin verzaubert.
    Und deswegen frage ich einen etwa fünfzigjährigen hispanischen Mann, der gerade aus einem der Gebäude kommt, ob hier vielleicht zufällig Wohnungen frei wären.
    Er betrachtet mich, Vorsicht liegt in seinem dunklen Blick – ich meine, so wie ich aussehe, wäre ich auch vorsichtig – und nickt dann.
    „Eine Zweizimmerwohnung im vierten Stock. Ich bin der Hausmeister, ich kann sie Ihnen zeigen, wenn Sie wollen.“
    Mein Herz macht einen Sprung.
    „Wissen Sie, wie hoch die Miete ist?“
    Er zuckt mit den Schultern. „Tausendzweihundert oder vielleicht tausendfünfhundert im Monat, ich weiß nicht genau. Plus Nebenkosten. Es ist ein hübsches Apartment. Jede Menge Licht und viele Einbauschränke.“
    Ich höre, wie ein Chor aus Engeln ein Lied anstimmt. Ich grinse.
    „Kann ich es sofort sehen?“
    Er zuckt erneut mit den Schultern. „Klar, warum nicht?“
    „Bist du sicher, dass die Sache keinen Haken hat?“
    Zwei Tage später. Randall sitzt auf meinem Sofa und durchwühlt einen Haufen CDs, die ich nicht mehr haben will, während ich endlos viele Bücher in ein Dutzend Kartons packe, die ich mir um die Ecke bei Kinko’s besorgt habe. Diese Arbeit macht mir wirklich Spaß, selbst bei dieser Hitze. Ja, ich dachte, dass ich diese Wohnung liebe – und das habe ich auch, wirklich –, aber mein neues Apartment …
    Pure Freude erfasst meinen Körper.
    „Randall, es ist unglaublich. Das Wohnzimmer ist riesig, und

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