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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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Shelby kennt mich gut genug. Sie weiß, wenn etwas nicht in Ordnung ist, werde ich es früher oder später von alleine erzählen, ob es jemand hören will oder nicht. Warum dann das Unvermeidliche noch beschleunigen?
    Die Kinder beginnen, über etwas völlig Unwichtiges zu streiten. Ich stehe auf, gebe ihnen Zeichenblöcke und Malstifte und schicke sie ins Schlafzimmer, wo sie in Hörweite sind, wir aber unsere Ruhe haben.
    Shelby erzählt, dass Mark angeboten wurde, Partner einer Arztpraxis auf der Park Avenue zu werden. Sie strahlt. Mark gibt dieses „Das ist doch gar nichts“-Geräusch von sich, aber es ist ihm deutlich anzusehen, wie stolz er ist.
    „Das ist wunderbar!“ rufe ich.
    „Ich müsste anfangs aber auch eine Menge Überstunden machen“, sagt er, und genau in diesem Augenblick zuckt Shelby zusammen und fragt: „Was um Himmels willen war das?“
    Ich schließe die Augen. Nur einen Moment lang.
    Tja, Jungs und Mädels, es gibt einen Grund dafür, warum meine Wohnung so billig ist. Ehrlich gesagt gibt es mehrere Gründe, und der geringste ist die Familie, die über mir wohnt. Ich weiß immer noch nicht genau, aus wie vielen Personen sie besteht und wie sie alle in einer Zweizimmerwohnung leben können, aber ich schätze, dass ihre vorherige Behausung auf jeden Fall in einem ländlicheren Gebiet lag als diese hier.
    „Ein Hahn“, antworte ich.
    „Ein Hahn?“ fragen Shelby und Mark gleichzeitig zurück. „Was zum Teufel hat ein Hahn in einer New Yorker Wohnung zu suchen?“
    „Ich habe beschlossen, dass ich das gar nicht wissen will“, antworte ich matt und stehe auf, um nach der Lasagne zu sehen.
    Natürlich ist dieser Hahn nicht alles. Aus irgendeinem Grund scheinen diese Leute einfach nicht einsehen zu wollen, dass man ein Auge darauf haben sollte, wenn man Wasser in die Badewanne laufen lässt. Allein in der vergangenen Woche ist sie drei Mal übergelaufen, das Wasser strömte meine Wände herab bis ins Apartment unter mir (zumindest habe ich mir das zusammengereimt, nachdem die kleine alte Frau wütend hochgestapft kam und gegen meine Tür gehämmert hat, dass ich dachte, sie würde sie einschlagen.) Beim letzten Mal kam das Wasser durch eine Lampe im Bad, woraufhin die Glühbirne explodierte. Während ich auf der Toilette saß. Ich brauchte eine Stunde, bis ich die ganzen Splitter aus meinem Haar gepickt hatte.
    „Aber es ist verboten, Nutztiere innerhalb der städtischen Grenzen zu halten“, erklärt Mark. Er blickt gegen die Decke, die jetzt bebt. „Und warum wackelt sie jetzt?“
    „Frag den Hahn“, antworte ich und füge dann vermutlich etwas zu laut hinzu: „Oh, verdammt. Ich habe total vergessen, Brot zu kaufen.“
    „Ist schon in Ordnung, Honey“, sagt Shelby, aber ich übergehe sie, indem ich mich mit dem nächsten Satz direkt an Mark wende.
    „Würde es dir furchtbar viel ausmachen, schnell zum Bäcker an der Ecke zu gehen und ein paar Baguettes zu besorgen?“ Ich habe bereits meine Tasche geschnappt und reiche ihm zehn Dollar aus meinem Geldbeutel. „Vielleicht gehen die Kinder mit dir, du kannst ihnen ja ein paar Eclairs als Nachspeise kaufen?“
    „Klar, kein Problem“, erwidert Mark und tappt damit direkt in meine Falle. „Wo ist der Bäcker noch mal?“
    „Wenn du rauskommst gleich rechts, dann wieder rechts und etwa einen halben Block weiter unten ist er, du kannst ihn gar nicht übersehen.“
    Er ruft die Kinder, weigert sich, mein Geld zu nehmen, und verschwindet.
    „Mannomann. Das war vielleicht unauffällig.“
    Ich drehe mich um, sehe Shelby an und blinzle unschuldig. „Was denn?“
    Sie zieht etwas Luft durch die Zähne ein. „Ja klar, du hast das Brot vergessen.“
    Gut, Täuschungsmanöver sind also nicht meine größte Begabung. Aber trotzdem lasse ich mich nicht so schnell unter Druck setzen, das habe ich in den letzten Wochen ja wohl häufig genug unter Beweis gestellt.
    „Habe ich auch“, antworte ich voller Überzeugungskraft. „Wirklich, ich meine, bei allem, was ich zur Zeit im Kopf habe, bin ich schon froh, wenn ich mich an meinen eigenen Namen erinnern kann.“ Ich stürme zurück ins Wohnzimmer, lasse mich in den Stuhl sinken, wobei mir klar wird, dass diese Notlüge spätestens dann auffliegt, wenn ich das Gespräch auch nur ansatzweise in die Richtung lenke, die ich im Sinn habe. Zum Glück komme ich erst gar nicht in die Versuchung, denn das tut sie schon selbst.
    „Ist das nicht toll mit Marks Job?“
    „Klingt echt gut. Ich

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