Männer und der ganz normale Wahnsinn
gute Dienste geleistet hat, nicht mehr funktioniert?
Jesus und Maria. Was soll ich jetzt tun?
9. KAPITEL
D er darauf folgende Freitag, fünf Uhr sechzehn: Shelby und Mark und die Kinder kommen zum Essen. Sie sind zu spät, was mich nicht überrascht, weil der Verkehr auf dem Henry Hudson Parkway um diese Uhrzeit bestimmt heftig ist. Und das ist auch gut so, weil ich in meiner Wohnung herumhetze und auf Hausfrau mache. Gut, meine Version von Hausfrau, was bedeutet, ich kümmere mich darum, dass kein Dreck am Silberbesteck klebt, der Teppich gesaugt ist und Geoff sich nicht irgendwo übergeben hat. Es ist wieder heiß geworden, nicht so schlimm wie zuvor, aber schlimm genug, dass mein Haar mir das Leben zur Hölle macht. Trotzdem bin ich in Gastgeberlaune, trage dieses Viskosekleidchen, das ich in einem winzigen Laden auf der 181. Straße erstanden habe, ich habe mir sogar die Fußnägel in einem zickigen Pinkton lackiert. Sie sehen also, ich tue mein Bestes, wirklich. Aber …
Tiefer Seufzer.
Also, so sieht es aus: Erinnern Sie sich noch, wie ich sagte, dass ich mich vor diesem Job fürchte? Dass ich ein wirklich schlechtes Gefühl dabei habe? Nun, Honey, tausend Punkte für meine Vorahnung.
Ich meine, Brice war ja ein widerlicher Hurensohn, aber zumindest wusste er, was er tat. Diese Leute aber tragen die Nase so hoch, dass es reinregnet. Eine Feststellung, für die ich nicht einmal eine Woche brauchte.
Zunächst einmal sind die so genannten „Designer“ nichts anderes als bessere Verkäufer. Was mir von Anfang an klar war, aber trotzdem. Ich habe nicht vier Jahre Design studiert und sieben Jahre in einer der besten Firmen der Stadt gearbeitet, um jetzt mit Hinz und Kunz durch die Möbeletage zu laufen, während die überlegen, ob sie lieber das Lederoder Chintz-Sofa mit dem passenden Sessel nehmen sollen. Wissen Sie, bei mir geht es nicht darum, die Leute wählen zu lassen. Ich höre mir an, was sie wollen, mache mir Notizen und sage dann: „Das wäre perfekt“ und sie antworten: „Sind Sie sicher?“ und ich sage: „Absolut“ und sie nehmen es. Und es gefällt ihnen. Ruckzuck erledigt. Ich halte es nahezu für unmöglich, jemandem einen Rat zu geben, wenn er inmitten von tausend Sofas steht. Ich hasse, hasse, hasse es.
Und das alles auch noch für lausige zehn Prozent.
Ich vermute, ich habe diese Woche nach Steuern ungefähr dreihundert Dollar verdient. Was glauben Sie, wie weit man in New York damit kommt? Der Leiter des Designstudios hat mir versichert, dass ich meine Zielvorgaben problemlos erreichen könnte, obwohl es noch ein paar Monate dauern würde, bis die Spezialaufträge reinkämen und das Geld nur so hereinströmt.
Mhm. Ähm, Entschuldigung, aber es ist nicht gerade so, als ob sich die Kunden in dem Laden über den Haufen rennen würden.
Sie können sich vorstellen, was für ein tolles Gefühl es war, als ich einigen anderen „Designern“ erzählte, wo ich vorher gearbeitet habe, woraufhin sie fragten: „Und was willst du dann hier?“
Sie können sich auch vorstellen, was für ein tolles Gefühl es war, als ich meine ehemaligen Kunden von Fannings anrief und sagte, he, stellen Sie sich vor, ich bin wieder im Geschäft, wann können wir uns treffen? Jeder Einzelne informierte mich darüber – sich natürlich wortreich entschuldigend –, dass er sich bereits einen anderen Designer gesucht habe.
So viel zum Thema Loyalität.
In diesem Laden werde ich auf keinen Fall alt werden. Auf keinen Fall …
Es klingelt. Ich rufe durch die Sprechanlage hinunter und lasse Shelby und die Gang hinein.
Sie mögen jetzt fragen, warum ich meine Cousine und ihre Familie nach nicht mal einer Woche bereits zum Abendessen einlade?
Was glauben Sie denn, zum Teufel?
Nun, um genau zu sein, gibt es zwei Gründe. Der erste ist, dass ich noch immer an diese Theorie der self-fulfilling prophecy glaube, also daran, dass wenn man so tut, als ob alles superklasse wäre, es auch so wird. Dieser ganze Werbin-ich-und-wo-stehe-ich-und-wo-will-ich-hin-Kram geht mir total auf die Nerven. Ich will über all das jetzt nicht nachdenken, ich kann jetzt nicht darüber nachdenken, und es ist wohl das Beste, wenn ich mich mit Leuten umgebe, deren Situation potenziell noch verkorkster sein könnte als meine. Das ist ein verdammt cleverer Schachzug.
Was mich zum zweiten Grund meiner Einladung führt. Obwohl ich mich dagegen wehre, rattert das Gespräch mit Terrie seit jener Nacht in meinem Kopf herum wie Murmeln in
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