Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
Vom Netzwerk:
meine, das hat er doch immer gewollt, oder?“
    „Absolut. Und ich habe ihm gesagt, dass er sich wegen der Überstunden keine Gedanken zu machen braucht, ich bin ja zu Hause bei den Kindern.“ Strahlendes Lächeln. „Das wird schon gut gehen.“
    Ich warte. Sie zupft an der Armlehne des Sofas herum und sagt dann, ohne mich anzusehen: „Willst du was Verrücktes hören? Jemand von einer Zeitschrift hat angerufen und mir einen Job angeboten.“
    „Was ist daran verrückt?“
    Sie lacht. „Ich habe zwei Kinder unter fünf Jahren, deshalb. Als ob ich jetzt wieder anfangen könnte zu arbeiten. Als ob ich das wollen würde. Und nachdem Mark jetzt diese neue Chance hat, wäre es nicht gut für die Kinder, wenn wir beide tagsüber nicht da sind …“
    Und wer hätte das gedacht, gerade jetzt, wo es interessant wird, kommen Mark und die Kinder mit Tüten beladen zurück. Mich dünkt, sie haben etwas mehr eingekauft als nur einige Baguettes und ein paar Eclairs.
    „Weißt du, was sie dort hatten?“ fragt Mark seine Frau, während beide Kinder zu Mama aufs Sofa klettern und loszwitschern wie die Elstern: „Frisch gebackenen Pumpernickel!“
    Shelby scheint sichtlich aufzuleben. „Wirklich?“
    „Oh ja. Hast du dich nicht erst darüber beschwert, dass es heutzutage keinen guten Pumpernickel mehr gibt? Hier … versuch mal ein Stück.“ Er holt einen runden, ungeschnittenen Laib aus der Tüte und bringt ihn zu ihr.
    „Oh, mein Gott … das riecht herrlich!“
    „Hab ich’s nicht gesagt? Hm?“
    Shelby kichert, klopft ihm zärtlich auf den Bauch und legt dann ihren Arm um Hayleys Taille, um die überschwängliche Umarmung ihrer Tochter zu erwidern. „Ehrlich, du bist genauso verrückt wie die Kinder.“
    Geoff gesellt sich zu mir in die Küche, um mir zu helfen, das Brot zu schneiden und die Knoblauchbutter drauf zu schmieren. Und dann beginnt er wieder damit, an der Schublade zu kratzen, was er mindestens drei oder vier Mal am Tag tut. Und jedes Mal öffne ich sie, so wie jetzt auch, zeige ihm, dass nichts für ihn drin ist, und führe ihn dann an seinen Fressnapf. Haben Sie auch nur die geringste Vorstellung davon, wie lange ein Corgi braucht, bis er eine Zwanzig-Kilo-Tüte Hundefutter geleert hat?
    In diesem Moment kommt Shelby herein und starrt auf die Tüte.
    „Wahnsinn. Das ist die größte Tüte Hundefutter, die ich je gesehen habe.“
    „Ich weiß. Ich frage mich, ob der Hund lange genug lebt, um das alles zu fressen.“
    Geoff wimmert.
    „Entschuldige. Das war nur eine allgemeine Überlegung.“
    „Wenn ich mal eine blöde Frage stellen darf … warum hast du überhaupt so eine riesige Tüte gekauft?“
    „Hab ich nicht. Das war Brice. Die war noch in seiner Wohnung, nachdem … du weißt schon.“
    Sie nickt. „Was gibt es überhaupt Neues von dieser Front?“
    Ich zucke die Achseln, öffne die Ofentür, nehme die Lasagne heraus, stelle das Brot hinein und knalle die Tür wieder zu. „Ich weiß genauso viel wie du. Vermutlich sogar weniger, nachdem ich die ganze Woche über keine Nachrichten gehört habe.“
    Dieses Thema lässt natürlich Nick vor meinem inneren Auge erscheinen, ein Bild, das ich sofort und mit nur teilweisem Erfolg aus meinem Gedächtnis zu streichen versuche.
    „He, Liebling“, schreit Mark aus dem Wohnzimmer. „Das musst du sehen.“
    Shelby geht wieder. Ich nehme Geoffs leere Schüssel vom Boden, schütte Futter hinein und stelle sie wieder zurück, dann beobachte ich den Hund dabei, wie er es verschlingt, als habe er seit Clintons Amtsantritt nichts mehr zu fressen bekommen.
    Plötzlich fällt mich die Melancholie an, droht mich fortzureißen. Schnell schnappe ich mir zwei Topflappen, trage die Lasagne raus zum Tisch, genau in dem Moment, in dem Mark seine Arme um ihre Hüften schlingt, beide lachen über etwas, was das ältere Kind gerade gesagt hat. Ich studiere das Gesicht meiner Cousine, entdecke aber keinen Hinweis darauf, dass das Lachen oder der zufriedene Glanz in ihren Augen unecht sind.
    Tut mir Leid, Terrie, denke ich und atme erleichtert auf, weil wenigstens dieser Teil meines Lebens unverändert bleibt. Wobei sich exakt in diesem Augenblick zu meiner Erleichterung noch ein anderes Gefühl gesellt, nicht direkt Neid, aber es ist doch scharfkantig genug, dass ich mich dabei nicht wohl fühle.
    Diese Shelby hat, was ich zu bekommen hoffte, obwohl ich gar nicht wusste, dass ich es wollte. Ihr Leben ist im Großen und Ganzen vorgezeichnet, definiert, festgelegt,

Weitere Kostenlose Bücher