Männer und der ganz normale Wahnsinn
funktioniert. Himmel, was für ein wunderschönes Apartment! Ich habe schon davon gehört, dass es ganz tolle Plätze hier in der Gegend geben soll, aber jetzt bin ich zum ersten Mal in einer solchen Wohnung. Oh mein Gott, ist das Geoffrey?“ Curtiss dreht sich zu mir um, die Hand gegen seine Brust gedrückt. Ein rosafarbener Ring mit einem Stein so groß wie der Central Park blinkt mir zu. „Das kann nicht Geoffrey sein – er war so groß …“, er lässt seine Hand nur ein paar Zentimeter über dem Boden schweben, „… als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.“
Der Hund und ich sehen einander an. Geoffs Gesichtsausdruck bedeutet soviel wie: „Das kann nur ein Scherz sein, oder?“
„Dann … kennt ihr euch bereits?“
„Oh Gott, ja, obwohl Brice und ich damals bereits Probleme hatten. Ich dachte damals, ein Baby könnte unsere Beziehung vielleicht retten. Aber du weißt ja, wie das ist.“ Er hockt sich auf die Erde und tätschelt den Boden neben sich. „Komm her, Geoffrey. Komm schon, Baby … ja, du bist ein guter Junge.“
Geoff ist nicht nur sofort auf Curtiss zugelaufen, nein, er schmeißt sich auch auf den Rücken, damit sein Bauch gestreichelt werden kann. Der Hund verdreht den Kopf, um mich anzusehen.
Verräter.
Trotzdem beruhigt es mich zu sehen, dass Curtiss den Hund offenbar wirklich mag. Ich meine, wenn ich ihn schon weggeben muss, dann nur an jemanden, der ihn genauso liebt wie ich …
Verdammt.
„Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, bis der Anwalt mich ausfindig machen konnte“, sagt Curtiss gerade. „Mein Liebster hatte ein Fotoshooting in Aruba, wir haben beschlossen, gleich ein paar Tage Urlaub dranzuhängen. Und du ahnst ja nicht, wie dringend nötig wir den hatten.“
Ein Heim mit beiden Elternteilen ist auch was Gutes, oder?
„Wie kam es denn, dass Brice den Hund behalten hat, als ihr beiden euch … ähm … getrennt habt?“
Jetzt sitzt Curtiss im Schneidersitz auf dem Boden (wie er das bei den Hosen fertig gebracht hat, ist mir schleierhaft) und kratzt mit seinen manikürten Fingernägeln immer wieder über Geoffs Brust. Fehlt nur noch, dass der Hund zu stöhnen beginnt.
„Ich war der Meinung, dass Brice ihn mehr braucht als ich.“ Er schaut zu mir hoch, sein Lächeln wirkt ein wenig traurig. „Er war ein einsamer Hurensohn.“
„Er war schreck…“, ich kann mich gerade noch unterbrechen. Schließlich war dieser Mann hier Brices Liebhaber. Aber Curtiss lächelt mich überraschend charmant an.
„Ja, das war er. Aber mit seinem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass seine Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, nicht sonderlich ausgeprägt war.“
Er sagt das, als ob ich wissen müsse, was er damit meint. Das tue ich nicht. Genauso wenig will ich es wissen. Denn so wie ich mich kenne, würde er mir dann bestimmt Leid tun. Und all die vielen Jahre absolut begründeter Antipathie würden den Bach runtergehen.
Curtiss erhebt sich, zieht die Hosen in Form und sagt: „Nun, ich dränge nur ungern, aber Liam fährt im Auto um den Block. Also, wenn du mir vielleicht einfach Geoffs Sachen geben könntest …“
„Oh. Natürlich.“
Ich habe seine Fressnäpfe und Spielsachen bereits eingepackt. Ich hole die Tasche aus der Küche und krame einen pinkfarbenen Gummiball hervor. Geoff japst und wedelt mit dem Hinterteil. „Diesmal nicht, Süßer“, sage ich mit zugeschnürter Kehle. Dann an Curtiss gewendet: „Das ist sein Lieblingsspielzeug. Wenn ich nicht oft genug mit ihm spazieren gehen kann, schmeiße ich das abends eine halbe Stunde durch die Gegend. Denn sonst würde er bei all dem Fressen bald aussehen wie ein Torpedo. Dabei fällt mir ein …“
Ich gehe zurück in die Küche und schleppe die halbe Tüte Hundefutter zur Tür. Inzwischen wiegt sie etwa fünfundzwanzig Pfund, aber es fühlt sich immer noch an, als ob ich eine Leiche hinter mir herziehe. „Das ist das einzige Fressen, das er mag.“
Curtiss starrt die Tüte neugierig an. „Schätze mal, dass ich eine ganze Zeit lang keines mehr kaufen muss.“
„Da ist ein … Joghurtbecher drin.“ Ich werde nicht heulen, ich werde nicht heulen. „Er bekommt zwei Becher voll pro Tag.“
„Kapiert. Nun, Süßer“, sagt er zu dem Hund und befestigt die Leine an seinem Halsband. „Dann wollen wir dich mal deinem anderen Daddy vorstellen!“
Ich stehe in der Tür und sehe ihnen nach, wie sie den Flur entlanggehen, die Hundefuttertüte ist an Curtiss nicht existierende Hüfte gepresst. Sie
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