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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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Knöpfe offen lassen kann, wie man will, was in diesem Fall bis zur Mitte des Schenkels bedeutet. Und der verdammte Autositz ist mit diesem burgunderfarbenen Plüsch bezogen … dessen Fussel sofort am Kleid hängen bleiben. Ganz zu schweigen davon, dass die Farbe sich total mit Rot beißt.
    „Hübsches … Kleid“, sagt er und fährt aus dem Parkplatz. Die Temperatur im Wagen steigt gleich mal um einige Grad. Wir sind erst ein paar Blocks gefahren. Noch ist es nicht zu spät, auszusteigen.
    Okay, wir sind erst auf der 110. Straße, ich müsste einfach nur sagen, dass ich es mir anders überlegt habe …
    „Weißt du“, sagt Nick, „wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass du Angst vor mir hast.“
    Ich zucke zusammen. „Ich habe keine …“
    Er grinst. Ich zapple auf dem Sitz und seufze dann.
    „Bin ich so leicht zu durchschauen?“
    „Wie Glas.“
    Ich schiele verstohlen zu ihm rüber. Nick hat seine Anzugjacke und die Krawatte abgelegt, den Kragen seines weißen Hemds aufgeknöpft und die Ärmel hochgekrempelt. Sein maskuliner Duft füllt das nichtklimatisierte Auto aus, und meine gereizten Nerven tun Dinge, über die ich nicht zu genau nachdenken will.
    Er wirft wieder einen Blick auf mein Bein.
    „Ich fände es wirklich nett, wenn du das nicht tun würdest“, sage ich.
    Mühelos fädelt er sich in den Broadway-Verkehr ein. „Wenn du nicht willst, dass man deine Beine anschaut, solltest du Hosen tragen. Was allerdings schade wäre, denn du hast wirklich, wirklich tolle Beine. Nicht zu dünn, nicht zu muskulös. Genau richtig.“
    Für was, frage ich mich sofort, behalte die Frage aber für mich. Ich schenke ihnen selbst einen Blick. „Echt?“
    „Echt.“
    Mein Blick gleitet zu seinem Gesicht. Sein Mund ist zu so etwas wie einem Lächeln verzogen, aber angespannte Falten bilden sich um seine Lippen, die Muskeln seines Armes, der das Lenkrad umklammert, stehen hervor wie Seile. Er hat eine kleine Narbe an der Schläfe, die mir noch nie aufgefallen ist.
    „Wie läuft’s mit dem Fall?“ frage ich.
    Er zieht eine Schulter nach oben. „Ganz okay.“
    „Aha.“
    Er grinst, schaut in den Rückspiegel und wechselt die Spur. „Ganz im Vertrauen? Es geht gar nichts.“ Er sieht mich an und dann wieder zurück auf die Straße. „Viele Spuren, aber sie scheinen nicht zusammenzupassen. Ich meine, ich bin ja ein geduldiger Mensch, aber …“ Er schüttelt den Kopf. „Aber heute geht es nicht um mich, sondern nur um dich. Also, innerhalb der nächsten zwei Minuten kannst du schimpfen, worüber du willst. Danach darfst du nichts anderes mehr tun, als den Abend zu genießen.“
    „Hey. Zwei komplette Minuten?“
    „Nimm an oder lass es. Die Uhr tickt.“
    Ich überlege, ihm von Greg zu erzählen, von der Arbeit, von meiner Mutter. Es ist ja nicht so, als ob ich nicht genügend Themen hätte, aus denen ich wählen könnte. Dann ändere ich meine Meinung. „So sehr ich dein großzügiges Angebot zu schätzen weiß, ich muss leider ablehnen. Ich habe im letzten Monat so viel rumgejammert, dass ich meine eigene Gesellschaft nicht mehr ertragen kann.“
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie er mit den Schultern zuckt. „Wie du willst. Aber wenn du deine Meinung ändern solltest, ich bin für dich da.“
    Nach etwa drei vollen Sekunden entgegne ich: „Ich werde daran denken.“
    „Onkel Nick!“ Die Tür wird aufgerissen, und Paulas kleine Tochter wirft sich in Nicks Arme.
    „Hallo Baby!“ Er nimmt sie hoch und grinst, als sie schmatzend einen Kuss auf seine Wange platziert, und kitzelt ihren nackten Bauch. „Hast du mich vermisst?“
    „Nö …“
    „Oh mein Gott, sieh dich an!“
    Ich reiße mich von dem Bild los, wie dieser große Mann die Kleine im Arm wiegt, und schaue Paula an. Die wieder schwanger ist. Was ich nicht wusste.
    Ein Hosenscheißer sitzt auf ihrem Bein unterhalb ihrer Schwangerschaftsshorts. Sie streckt die dünnen Arme, die mit einem Haufen klirrender Goldreifen geschmückt sind, aus.
    Ich kann gerade noch die Salatschüssel auf einen Tisch in der Diele in Sicherheit bringen, bevor ich überschwänglich umarmt werde. Für eine dünne Frau hat Paula ganz schön viel Kraft.
    „Mann, du siehst toll aus. Sieht sie nicht toll aus, Frank?“
    Sie hält mich eine Armlänge von sich entfernt, grinst, ihr dunkelbraunes Haar toupiert und mit Haarspray in Form gehalten. Hinter ihr taucht mindestens genauso breit grinsend Frank Wojowodski auf, der ein wenig kleiner als Nick ist,

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