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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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darüber. Ich meine, Frank und Paula unterstützen mich sehr. Wir machen nur kein großes Theater darum, verstehst du?“
    Ich nicke. „War das … war das der wahre Grund, warum deine Frau dich verlassen hat?“
    Er schüttelt den Kopf. „Nein. Wenn überhaupt, dann habe ich das nur als Ausrede genommen, um noch mehr zu trinken.“ Er sitzt mit verschränkten Armen da und beobachtet Frank, wie er irgendeinen Streit zwischen den beiden Kindern schlichtet. „Mein Vater war Trinker. Mein Großvater auch. Aber ich weiß nicht, damals hat man da nicht so viel drüber nachgedacht, vermute ich. Zumindest so lange nicht, bis jemand nicht zur Arbeit aufgetaucht ist oder seine Frau geprügelt hat oder so was in der Art, weißt du? Auf jeden Fall wären die damals nie auf die Idee gekommen, dass es sich um eine Krankheit handeln könnte.“
    Nick setzt sich aufrecht und rittlings auf den Liegestuhl.
    „Offenbar ist Frank davon verschont geblieben, aber mich hat es mit aller Wucht getroffen. Frank hat bis zu diesem Vorfall nicht viel gesagt, doch …“ Er seufzt. „Unser Papa starb, als Frank und ich noch Kinder waren. Ich schätze, Frank war nicht scharf darauf zu erleben, dass mir das Gleiche passiert. Also drohte er damit, meinem Vorgesetzten davon zu erzählen, wenn ich mir nicht Hilfe suche. Junge, Junge, der Gedanke, möglicherweise meinen Job zu verlieren … hat mich schließlich wachgerüttelt.“
    „Aber der Unfall … wurde denn da nicht die Polizei gerufen?“
    „Das war Teil der Vereinbarung zwischen Frank und mir. Er hat seinen Geländewagen geholt und mich rausgezogen. Es war drei Uhr morgens und niemand in der Nähe. Ich habe das nicht einmal der Versicherung gemeldet. Ich wollte nur so tun, als ob nie etwas geschehen wäre. Frank war einverstanden, unter der Bedingung, dass ich mir helfen lasse.“
    Ich will noch einen Schluck Wein trinken, halte aber inne. Nick bemerkt mein Zögern. „He, keine Sorge. Ich habe vor fünf Jahren beschlossen, dass ich stärker als der Alkohol bin. Dass er nicht mehr die Macht besitzt, mich nach unten zu ziehen.“
    „Und?“
    Er lächelt. „Und … es ist ein permanenter Kampf. Aber dann denke ich daran, was ich verloren hätte, wenn ich nicht aufgehört hätte, und dann geht es.“
    Die Abenddämmerung hat die Hitze ein wenig gedämpft, genauso wie die Lebhaftigkeit der Kinder. Vier Stück sind es, die drei Jungs könnten mit ihren dunklen Haaren und Augen Klone von Paula sein. Ich habe sie den ganzen Abend lang beobachtet, wie sie ihre Aufmerksamkeit zwischen den Kindern, ihrem Mann, Nick und mir verteilt, wie es aussieht, ohne jede Anstrengung. Ihr einziger Karrierewunsch ist der, ihren Kindern eine gute Mutter und dem Mann, den sie offensichtlich anbetet, eine gute Frau zu sein. Und damit ist sie genauso zufrieden wie Shelby mit ihrer Entscheidung, ihre Karriere auf Eis zu legen, und meine Mutter mit all ihren Anliegen. Diese Frauen wissen, wer sie sind und was sie vom Leben erwarten.
    Bis vor einem Monat hätte ich mich noch zu ihnen gezählt.
    Ich blicke wieder zu Nick, der mich konzentriert und mit ernstem Gesicht beobachtet. Dass er seinen Blick nicht abwendet, macht mich auf eine Art nervös, die ich nur zu gut kenne. Deswegen schaue ich als Erste weg. „Wusstest du schon immer, dass du Polizist werden wolltest?“
    Er zieht die Augenbrauen zusammen und entgegnet: „Ja, so ziemlich. Zumindest seit ich in der High School war. In dem Punkt war ich sehr zielstrebig.“
    „Und du hast danach nie irgendwelche Zweifel gehabt? Ich meine, nicht einmal dann, wenn Fälle nicht so gelaufen sind, wie du es dir vorgestellt hast?“
    Dafür ernte ich ein Lachen. „Zum Teufel, natürlich habe ich meine Zweifel. Und zwar regelmäßig. Aber dann denke ich wieder, was wäre die Alternative? Versicherungen verkaufen?“ Er schaudert, woraufhin ich lächeln muss. „Ich tue, was ich tue, weil es zu mir passt, schätze ich. Und viel philosophischer kann ich nicht sein, also fordere es nicht heraus.“
    Wir beginnen zu lachen, aber ganz tief in mir breitet sich diese merkwürdige Leere wieder aus, weil etwas fehlt, etwas Wesentliches. Es fühlt sich so an, als ob ich irgendwo auf dem Weg den Boden unter den Füßen verloren hätte, dass ich kurz davor bin, zu fallen und mich an irgendetwas klammern muss, um das Gleichgewicht wieder zu finden …
    Trotz des warmen Abends bildet sich Gänsehaut auf meinen Armen, ein Schauder durchfährt mich.
    „Bist du in Ordnung?“
    Ich

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