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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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erfolgreich wird. Oder zumindest davon leben kann. Ich müsste schon eine Schraube locker haben, um eine Karriere als Malerin zu beginnen.“
    „Also hattest du zu viel Angst, es zumindest zu versuchen.“
    „Ich wollte es nicht versuchen. Das ist nicht das Gleiche wie Angst davor zu haben.“
    „Tatsächlich?“
    „Jesus, Nedra!“
    „Tut mir Leid.“
    Ich beginne loszuprusten.
    „Okay, es tut mir nicht Leid. Es macht mich ganz krank, dass du dein Leben lieber damit verbringst, die Häuser anderer Leute einzurichten, deren Visionen zu verwirklichen, anstatt deine eigenen.“
    „Und ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass mir vielleicht, nur vielleicht, das, was ich tue, Spaß macht?“
    „Ich glaube, du hast dir das eingeredet.“
    Geschlagen werfe ich die Arme in die Luft, drehe mich um und stampfe in mein Zimmer. Sekunden später höre ich am Rasseln der Türkette, dass meine Mutter wieder gegangen ist.
    Warum streite ich nur mit ihr? Die Wahrscheinlichkeit, dass die Differenzen zwischen Palästinensern und Israelis beigelegt werden, ist größer, als die zwischen meiner Mutter und mir, und trotzdem falle ich immer wieder auf ihren Köder herein.
    Meine Kehle ist seltsam zugeschnürt. Ich stopfe das ganze Zeug zurück in den Schrank. Wenn die Dinge sich wieder beruhigt haben, werde ich alles komplett wegschmeißen …
    „Ist alles in Ordnung, cara?“
    Nonna steht auf der Türschwelle, die Hände auf den Bauch gelegt, ihre noch immer dunklen Brauen sind sorgfältig nachgezeichnet. Ich seufze.
    „Nedra und ich haben uns gestritten.“
    „Das war mir schon klar“, sagt sie mit einem kleinen Lächeln. „Die Wohnung ist nicht so groß. Sie will, dass du wieder malst, si?“
    „Als ob ich das könnte.“
    „Warum nicht?“
    „Weil ich das einfach heute nicht mehr mache, Nonna. Das bin ich nicht.“
    Sie kommt in mein Zimmer, setzt sich auf die Bettkante und zieht mich zu sich hinunter. „Glaubst du, dein Talent ist weg?“
    Ich will nicht zu genau darüber nachdenken, also sage ich nur: „Das Malen war ein Teil meines Lebens, als ich nach Papas Tod Halt brauchte. Jetzt brauche ich es nicht mehr. Das ist alles.“
    Ich bin auch über den Schrank hinausgewachsen.
    Ihre Hand fühlt sich schwerelos und zart in meiner an. Aber als sie sie drückt, übermittelt sie mir die konzentrierte Kraft von Generationen von Frauen vor ihrer Zeit. Ihr Blick, dunkel und viel zu abschätzend, sucht den meinen.
    „Deine Mama, sie ist nicht … diplomatisch, nein? Aber ich glaube sie spricht mehr Wahrheit, als du glauben willst.“ Sie zieht mich an sich und haucht einen Kuss auf meine Stirn. „Deine Malerei, sie kommt von deiner Seele. Ich finde auch nicht, dass es ist gut, zu ignorieren, was sie sagt.“
    Und dabei ist alles, was ich im Moment von meinem Leben verlange, zumindest eine einzige Verbündete zu haben.
    „Nonna, ich …“
    Mein Handy klingelt, es ist irgendwo im Zimmer versteckt wie eine Phantom-Grille. Während wir beide das verdammte Ding suchen – Nonna findet es schließlich unter den Bettdecken vergraben –, versuche ich, mich wieder zu fassen. Nur dass meine Fassung in der Sekunde, in der ich Hallo sage, wieder zum Teufel ist.
    „Himmel, das wurde verdammt noch mal auch Zeit, dass du an dein Handy rangehst! Was habe ich gehört, deine Wohnung ist abgebrannt?“
    Jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man bei einem Asteroiden-Einschlag direkt im Weg steht.
    Nonna hat das Zimmer verlassen und nimmt tausend Jahre weibliche Stärke mit sich. „Bitte schrei mich nicht an, Nick“, sage ich leise. „Dazu bin ich nicht in der Stimmung.“
    Er atmet hörbar aus. „Verdammt, Ginger, tut mir Leid, ich wollte nicht so lospoltern. Aber Jesus Christus – ich habe versucht, dich zu Hause zu erreichen, nichts. Also habe ich es auf dem Handy versucht, wieder nichts. Ich habe mir Sorgen gemacht, gedacht …“ Ein Seufzen. „Ich will ja nicht negativ klingen, aber es kam mir so vor, dass dir immer, wenn ich in der Nähe war, etwas Schlimmes passiert.“
    „Sag bloß.“ Dann, nachdem es so lange gedauert hat, bis ich es begriffen habe, frage ich: „Du hast dir Sorgen gemacht? Wieso?“
    „Wie ich sagte, es ist fast so, als würdest du ein Schild tragen, auf dem steht: ‚Schlag mich‘. Deswegen dachte ich, es könnte nicht schaden herauszufinden, ob du in Ordnung bist. Und Paula ist mir permanent auf die Nerven gefallen, wollte immer wissen, was du so machst.“
    „Warum hat Paula dann nicht

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