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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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angerufen?“
    „Wenn ich dich nicht erreicht habe, wie sollte sie es dann können?“
    Gutes Argument. „Wie hast du von dem Brand erfahren?“
    „Ich bin schließlich heute Morgen zu deiner Wohnung gegangen, weil ich dachte, dass mir vielleicht einer deiner Nachbarn was sagen könnte. Einer der Typen, der auf der anderen Seite des Flurs wohnt – dieser schwarze Playboy? –, sagte, dass du wieder bei deiner Mutter wohnst.“
    „Oh. Ja.“
    „Sollte ich dir mein Beileid aussprechen?“
    „He. Du kennst meine Mutter.“
    „Ich habe sie vielleicht mal zwei Minuten gesehen, und das ist über zehn Jahre her.“
    „Und ich könnte wetten, du erinnerst dich glasklar an jede einzelne Sekunde dieses Treffens, oder nicht?“
    „Jetzt, wo du es erwähnst, ja. Tue ich. Aber Menschen ändern sich.“
    „Menschen vielleicht. Nedra nicht.“ Ich lasse mich rückwärts aufs Bett fallen, einen Handrücken dramatisch über meine Augen drapiert. Wissen Sie, ich habe nicht die geringste Ahnung, warum er angerufen hat. Und wissen Sie noch was? Es ist mir auch völlig egal. Gut, dieser Mann ist aufdringlich fast bis zur Unausstehlichkeit, aber in diesem Augenblick ist er alles, was mir noch bleibt. Ich vermute, wenn ich jetzt meinen Tränen freien Lauf lassen würde, würde er das nicht als weibliche Schwäche ansehen. Ich vielleicht, aber er nicht. Also lasse ich sie kommen.
    „Ich kann nicht mehr, Nick“, sage ich mit wackliger Stimme. „Bis vor einem Monat ist alles prima gelaufen, weißt du? Und dann bam, bam, bam – keine Hochzeit, kein Job, keine Wohnung, und wieder keine Wohnung, kein Hund …“
    „Kein Hund? Was ist mit dem Hund passiert?“
    Ich erzähle ihm von Curtiss und dem Testament. Ich schluchze nicht oder so, schniefe nur gelegentlich. Aber wohl genug, um den großen, harten Polizisten am anderen Ende der Leitung ganz sanft werden zu lassen. Was mich keineswegs stört.
    „Hey“, sagt er. „Wie wäre es, wenn du zum Vierten Juli hierher kommst?“
    Ein Taschentuch gegen meine Nase gepresst frage ich: „Was heißt … hierher?“
    „Na hierher. Nach Brooklyn. In mein Haus. Oder vielmehr in das von Paula und Frank und mir. Ich habe ausnahmsweise mal frei, und die beiden machen dieses ganze Feiertagstheater mit. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut man das Feuerwerk von Macys vom Dach aus sehen kann. Wird bestimmt lustig.“
    Mein Gott. Wo ist nur der Juni geblieben? Der Vierte ist bereits in fünf Tagen. Ich seufze zitternd. „Ich weiß nicht …“
    „Ginger, wenn es einen Menschen gibt, der etwas Ablenkung braucht, dann du.“
    Ich rolle mich zur Seite und stütze mich auf einem Arm ab. „Ich … kann nicht.“
    „Weil?“
    „Weil … weil ich einfach … nicht kann.“
    „Weil du nicht drei Monate lang darüber nachdenken und entscheiden kannst, ob das in deinen Lebensplan passt oder nicht, richtig?“
    Ich muss beinahe lachen. „So schlimm bin ich nun auch wieder nicht.“
    „Warum dann? Oh, wenn du wegen Amy zögerst …“
    „Nein, natürlich nicht“, lüge ich.
    „… das ist vorbei.“
    „Ach?“ Ich setze mich auf. „Oh Mist, Nick … das tut mir Leid.“
    „Muss es nicht. Ich habe damit gerechnet. Ich wollte es nur nicht zugeben.“
    Er versucht, dieses typisch männliche stoische Theater abzuziehen, aber er scheitert erbärmlich. „Was ist passiert?“
    „Nur ein Wort: Kinder. Sie will keine. Ich meine, um fair zu sein, sie hat das von Anfang an ehrlich gesagt, ich schätze, ich habe nur einfach gedacht … ich weiß nicht. Dass sie vielleicht, wenn zwischen uns alles gut läuft, ihre Meinung ändert.“ Er seufzt. „Wahrscheinlich dachte sie, es sei besser, es jetzt zu beenden. Um genau zu sein, hat sie schon einige Zeit versucht, es zu beenden. Wir haben nichts mehr miteinander unternommen. Nur gestritten. Und dann haben wir uns an dem Abend, nachdem ich bei dir war, getrennt. Du erinnerst dich, als ich das chinesische Essen mitgebracht habe?“
    Als ob er mich daran erinnern müsste. Natürlich werde ich sofort von Paranoia gepackt. „Und … deswegen hast du mich jetzt eingeladen? Weil du plötzlich einsam bist?“
    „Nein. Nein, ich schwör’s. Ich meine, okay, ich kann ja verstehen, dass du das denkst, aber um ehrlich zu sein, hatte ich gar nicht vorgehabt, dich einzuladen, weil ich erwartet habe, dass deine Reaktion sowieso so ausfällt, wie sie ausgefallen ist. Aber als ich hörte, wie traurig du bist, dachte ich, was soll’s, verstehst du? Ich frag einfach

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