Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
Vom Netzwerk:
ich könnte dir Fotos von den Kindern zeigen. Frank und Nick müssen heute das Kochen übernehmen. Und nehmt die Kinder mit!“ schreit sie, als die beiden verschwinden. Zögernd. Oder zumindest erkenne ich in Nicks merkwürdigem Gesichtsausdruck ein Zögern.
    Paula nimmt von dem Messingtischchen mit Glasplatte – eine leichte Abweichung vom Landhaus-Motiv – ein fünf Kilo schweres Fotoalbum.
    „Ich bin so froh, dass Nick dich überredet hat zu kommen“, sagt sie und bricht in prustendes Gelächter aus. „Oder vielleicht wird das ja auch erst später passieren, was?“
    Meine Wangen brennen. Plötzlich kommt es mir nicht mehr so schlimm vor, Interesse für neun Jahre Babyfotos zu heucheln. „Wir sind nur Freunde, Paula.“
    „Wie auch immer“, sagt Paula mit einem Achselzucken und gurrt leise, als Tiffany auf ihren Schoß klettert. Plötzlich erfasst mich ein Gefühl, das an Hunger erinnert, als ich sehe, wie das kleine Mädchen sich an sie kuschelt, während Paula ihrer Tochter automatisch eine Haarsträhne glatt streicht. „Ich kann dir nur so viel verraten, Honey. Wenn er auch nur annähernd so wie sein Bruder ist …“, sie verzieht den Mund, „… wirst du nicht wissen, wie dir geschieht.“
    „Ich weiß, Paula ist deine Cousine“, sagt Nick viel später, als er sie und ihre Familie dabei beobachtet, wie sie um den Picknicktisch im hintersten Eck des kleinen Gartens herumrennen, „aber verflucht noch mal, sie wird mit jeder Schwangerschaft geschwätziger.“ Er hat sich umgezogen, trägt jetzt Jeans und ein einfaches graues T-Shirt. Eine nach Fluss riechende Windböe fährt durch sein kurzes Haar, als er sich auf einem Gartenstuhl ausstreckt. Er trinkt einen großen Schluck Tee. „Wenn sie noch viele Kinder bekommt, werde ich sie nicht mehr ertragen können.“
    Ich pruste los. Schließlich habe ich noch nie einen Mann kennen gelernt, der verrückter nach Kindern ist als er. Zumindest nach den Kindern seines Bruders. Vor allem nach der kleinen Tiffany, Paulas einziger Tochter. Mir ist auch die Wehmut aufgefallen, wenn er sie ansieht und glaubt, dass keiner ihn beobachtet.
    „Du wirst eines Tages ein toller Vater sein“, sage ich.
    Überraschung spiegelt sich auf seinem Gesicht. „Wie kommst du darauf?“
    Ich setze mich auf einen Stuhl neben ihn. „Weil ich dich mit den Kindern beobachtet habe. Ist einfach Intuition.“ Ich befingere mein Weinglas und sehe weg. „Es muss schrecklich für dich gewesen sein, als Amy sagte, dass sie keine Kinder möchte.“
    Nach langem Schweigen antwortet er: „Ich werde es überleben.“
    Ich wische meine Hand an meinem Schenkel ab und deute dann mit dem Kinn auf ein halb fertiges Spielzeug-Fort aus Holz, das zwischen dem Picknicktisch und dem Gartenzaun eingeklemmt steht. „Das wird hübsch.“
    „Wenn ich es jemals fertig bekomme.“
    Ich starre ihn an. „Du baust das?“
    „Langsam, aber sicher. Ich hoffe, zu Justins Geburtstag fertig zu sein. Na ja. Hast du genug gegessen?“
    „Meine Güte, ja. Habe ich wirklich drei Hamburger verdrückt?“
    „Wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, hätte ich es nicht geglaubt. Isst du immer so viel?“
    „He! Vermies mir nicht meinen einzigen Lebensinhalt.“
    Er grinst. „Übrigens, dein Salat war ziemlich gut. Auch wenn ich die Hälfte von dem, was drin war, nicht identifizieren konnte.“
    „Zeit zu beichten.“ Ich nehme einen Schluck von meinem warmen Wein. „Meine Großmutter hat ihn gemacht, nicht ich.“
    „Du kannst nicht kochen?“
    „Nicht wirklich. Wenn meine Nonna nicht wäre, hätte ich einen Makkaroni-Salat gekauft oder so was.“
    Während er darüber nachzudenken scheint, deute ich auf seinen Tee. „Das hätte ich nicht gedacht. Dass du Tee trinkst, meine ich.“
    Er zögert einen Augenblick und sagt dann: „Vor fünf Jahren hättest du auch Recht gehabt.“
    Ich lasse das Weinglas sinken, das ich gerade an die Lippen führen wollte. „Das heißt?“
    „Ich war Alkoholiker.“ Er betrachtet mich herausfordernd. „Macht dir das was aus?“
    „Nein. Sollte es das?“
    Er studiert mein Gesicht und sagt dann: „Da ich niemals, niemals im Dienst getrunken habe, dachte ich, ich hätte es unter Kontrolle, verstehst du? Bis ich irgendwann in meinem Auto im Graben aufgewacht bin. Da habe ich Panik bekommen.“
    „Oh Gott. Warst du verletzt?“
    „Kaum. Das Auto hingegen hatte einen Totalschaden.“
    „Aber Paula hat nie was gesagt …“
    „Wir sprechen nicht viel

Weitere Kostenlose Bücher