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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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hörte Harry auf seinem Sessel wetzen. Unerträglich waren die beiden: als müßten sie immer wieder an einem juckenden Hautausschlag kratzen.
    »Luke, was soll ich tun?« flüsterte Leo. Diesmal vielleicht galt es wirklich nicht Harry. »Seit fünf Monaten hat mich keine Frau erfreut.«
    Wie eine biblische Klage hört es sich an.
    »Warum fragst du mich?«
    »Du weißt zu helfen.«
    »Willst du, daß ich dir’s sage?«
    »Ja, aber als Mensch! Ich brauche keine subkutanen Injektionen gegen Sex«, sagte Leo heftig. Es klang verärgert.
    »Enthalte dich! Hab’ deinen Stolz!«
    »Ach was, Stolz! Warum gab mir Gott so mächtige Lenden, wenn er will, daß ich mich enthalten soll?«
    »Den Heiligen gelang es.«
    »Ich bin kein Heiliger. Bin nicht einmal gläubiger Katholik!«
    »Dann versuch’s mit einer vitaminarmen Kost. Ich bin Arzt, nicht Moralhüter!«
    »Du warst beim letzten Flug nach San Juacinta dabei.«
    »Und?«
    »Als Arzt oder als Mensch?«
    »Ich war beides. Zuerst schnitt ich Pedro Tafelos Kind den Blinddarm heraus, und dann erfrischte ich mich auch als Mensch.«
    »Dreckskerl!« zischte Leo mit verzogenem Mund. »Kein Wunder, wenn du entspannt aussiehst.«
    »Ich rate dir das gleiche.«
    »Wir sind fünfundsechzig! Ein Passagier alle vierzehn Tage!«
    Ärgerlich rechnete Leo an den Fingern nach. »Da kommt jeder einmal in zwei Jahren dran! Du meinst, das ist genug, um sich zu erleichtern?«
    »Warum brüllst du mich an? Rechne es Harry vor!«
    Eigentlich sollte ich jetzt gehen, dachte ich. Sie werden mich in ihre Auseinandersetzung hineinziehen. Ich sah einen Schweißbach über Harrys Gesicht rinnen, als hätte sich eine Schleuse geöffnet.
     
    Unbekümmert fing Leo wieder an: »Es ist Zeit, daß ich aus diesem Camp hinauskomme.«
    »Du hast einen Zweijahresvertrag unterschrieben«, gab Luke zu bedenken.
    »Ich werde ihnen sagen, daß ich nicht lesen kann.«
    »Du? Der Oberingenieur?«
    »Ich werde ihnen sagen, ich hatte keine Brille und konnte den kleinen Druck nicht lesen.« Ernst fuhr Leo fort: »Meine guten Jahre rinnen mir davon.«
    »Laß sie rinnen«, brummte Luke gähnend. »Bevor sie nicht vorbei sind, hat keiner Frieden.«
    »Und bis dahin hält er sich an die vitaminarme Kost, was?«
    »Jetzt hast du’s endlich begriffen«, erklärte Luke. »Du lieber Himmel! Ist das ein gottverdammter Backofen hier!« Er versuchte auszuspucken, doch sein Mund war trocken. Da horchte er auf: Vom Wald her drang der Schrei eines Affen, ein Schrei, der sich dem Tier in Ekstase entrang und traurig-schmerzlich in Keuchen verebbte. »Sogar dort drinnen«, fuhr Luke nun leise fort, »greifen sie danach, solange sie noch ihre guten Jahre haben …« In die Stille rief er plötzlich: »Charley!« Und der sauste im Laufschritt aus dem Speiseraum heraus, mit einem Tablett und vier Gläsern Bier darauf, als hätte er auf den Startschuß gewartet.
    Charley strahlte. Atemlos sagte er: »Ich errate Ihre Wünsche, meine Herren!« Derlei eingelernte Sätze stammen sicher aus einem Fortbildungskurs für Barkellner, wie es sie in Caracas gibt, dachte ich. Warum konnten sie ihm dort nicht auch Geschicklichkeit beibringen? Denn das Tablett schwankte, Schaum ergoß sich bis an den Rand.
    »Gib acht auf die Gläser«, sagte Luke irritiert, »das sind keine Wurfgeschosse.«
    »Verzeihung, Senhor!«
    »Du wirst dir noch das Bein brechen, wenn du so herumstolperst. Muß ich dir schon wieder sagen, daß deine Jacke dreckig ist?«
    Wenn seine Jacke so aussieht, wie muß es dann erst in der Küche aussehen! Eigentlich sollte Harry sie jeden Tag inspizieren – einer, der zu genau hinguckte, hätte nichts essen wollen, was von dorther kam –, aber Harry war wie ein vielgeplagter Vater einer großen streitsüchtigen Familie. Der Tag wurde ihm zu kurz.
    »Wasch dir die Jacke«, sagte Harry kalt. »Sie verdirbt uns den Bierdurst.« Zum erstenmal sagte er etwas an diesem Nachmittag.
    »Direkt aus den Flaschen, Senhor Harry …«
    »Und direkt auf meine Hose.«
    »Sind Sie verstimmt, Senhor Harry?«
    »Diese verfluchte Jacke verstimmt mich.« Das Tablett hüpfte, so aufgeregt war Charley. »Um Christi willen! Stell doch endlich die Gläser nieder!«
    »Verzeihung, Senhor«, sagte Charley demütig und servierte das Bier Harry, dem Boß zuerst, als wäre er der Kommandeur eines Regiments. Bemüht, sich richtig zu verhalten, trat Charley zurück. Seine schweren braunen Tränensäcke schwammen in öligem Schweiß.
    Jedes Lager hat seinen

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