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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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darüber nachdenken?«
    »Nein.«
    »Wie unbeugsam Sie sind, Senhor Harry! Die Männer werden nicht bleiben wollen«, meinte Charley besorgt.
    »Sie werden bleiben. Sie haben unterschrieben.«
    »Sie sind keine Soldaten …«
    »Doch. Hier gibt’s kein Desertieren«, sagte Harry kalt.
    Wieder seufzte Charley. »Keiner ist so blind, daß er nicht sehen kann.« Starr blickte er auf Harry, bekümmert, mit schielenden Augen. »In San Juacinta gibt’s eine Mutter mit drei Töchtern …«, flüsterte er.
    »Was gibt’s?«
    »Nun ja, eine Mutter gibt’s, aber die ist nichts. Doch die Mädchen, die sind nett.«
    »Hinaus mit dir!«
    Charley hörte nicht hin. »Senhor Harry, die Mädchen können tanzen, sie tanzen vor, zur Gitarre.« Charley kicherte töricht, schnalzte mit den Fingern, als hätte er Kastagnetten, und legte überzeugend einen Fandango hin. Ich war gespannt, ob nun Harry lachen würde, aber Harry saß still, mit verzerrtem Mund. Charley wischte sich den Schweißerguß von der Stirn – aus seinen Poren strömte es ständig – und sagte hastig: »Ich war so frei, mit ihnen zu verhandeln … über einen Besuch im Camp … damit sie uns mit ihren Tänzen unterhalten.« Höchstwahrscheinlich war es eine andere Unterhaltung, die er sich vorstellte. »Sie sind arm, auch hungrig. In San Juacinta hat man kein Geld für eine Show. Zugegeben, es ist ja nicht sehr eindrucksvoll, was sie bringen, doch …« Von Harry kam ein ärgerlicher Laut.
    Charley war nicht wegzukriegen. »Mit Ihrer gütigen Erlaubnis, Senhor Harry, könnte ich die Mädchen überreden …«
    »Keine Frauen kommen mir ins Camp!«
    »Für einen Monat nur …«
    »Nein!«
    »Also für zwei Wochen? Für unsere Männer hier, als barmherzige Tat …«
    »Wenn du jetzt nicht durch die Tür hinausgehst, bleibt immer noch das Fenster!«
    »Senhor, das ist doch alles zu traurig, nicht?« sagte Charley und ging.
     
    »Senhor Juan!« rief mich Charley leise, draußen vor dem Rockefeller-Hotel. Er hatte sich die weiße Kochmütze aufgesetzt, wie immer, bevor er uns das Abendessen servierte.
    »Konnten Sie Senhor Harry überreden?«
    »Was meinst du?«
    »Sie wissen, worum ich ihn bat«, sagte er vorwurfsvoll. »Sie waren dabei.«
    »Ach, das meinst du! Nein. Ich überrede ihn nicht, ich bin neutral.«
    »Senhor, Sie dürfen sich nicht so gering einschätzen! Einen Mann interessiert es nur dann nicht mehr, wenn er tot ist.« * Fassungslos schüttelte er den Kopf. »Können Sie Senhor Harry verstehen?«
    »Ja. Was du vorgeschlagen hast, ist schändlich.«
    »Nein, Senhor, praktisch ist es, nicht schändlich.«
    »So nimm doch endlich Vernunft an, Charley!«
    »Wenn wir morgen nach San Juacinta fliegen, müssen wir ihn herumkriegen.« Er sah mich listig an. »Wir geben heute abend eine kleine Party.«
    »Was wollt ihr feiern?«
    »Das ist doch egal. Vielleicht Senhor Harrys Geburtstag?«
    »Hat er denn Geburtstag?«
    »Wie soll ich das wissen? Wir können ja auch den seiner Großmutter feiern? Seien Sie nicht übertrieben, Senhor Juan! Eine Party ist eine freundliche Geste. Die wird er sicher schätzen.«
    »Soll ich dir etwas sagen, Charley? Überleg dir, was du tust!«
    »Und soll ich Ihnen etwas sagen, Senhor Juan? Wir müssen uns das Leben in diesem Dschungel erträglich machen. Nur weil Sie keinen Saft mehr im Leib haben …«
    »Gib auf deine Worte acht!«
    »… sollen fünfundsechzig kräftige Männer unnatürlich leben? Wollen Sie es nicht doch versuchen, Senhor Juan, ihn zu überreden?«
    »Nein, sicher nicht.«
    »Mit Rücksicht auf Ihr weißes Haar wird er vielleicht …«
    »Dich soll der Teufel holen!« schrie ich. »Wann ist die Party?«
    »Warum, glauben Sie, hab’ ich die Kochmütze aufgesetzt?«
    »Ich bleib’ vielleicht doch lieber weg.«
    »Es wird lustig sein, mit Ansprachen …«
    »Gerade die sind mir zuwider. Wird es etwas zum Trinken geben?«
    Ich bemerkte, wie er mich geheimnisvoll ansah. Wie schwer war es doch, diese unkoordinierten Augen auszuhalten. »Eine Flasche Whisky, auf Ihrem Tisch!« sagte er.
     
    Harry hatte sich zum Abendessen verspätet. Ich weiß nicht, was ihn damals wieder aufgehalten hatte – vielleicht eine verstopfte Rohrleitung –, er kam nämlich nie zu den Mahlzeiten zurecht. Als einsichtsvoller Vorgesetzter hielt er es für richtig, daß die anderen nicht warteten. Diesmal aber hatten alle gewartet. Er setzte sich, Sekunden verrannen, bevor er die Stille bemerkte – gewöhnlich hörte man unser Schwatzen

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