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Maenner wie Tiger

Maenner wie Tiger

Titel: Maenner wie Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Catto
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unfreiwilligen Clown. Die Natur, grausam wie sie ist, hatte Charley diese Rolle zugedacht. Getauft war er auf den Namen Inocencia – die Unschuld. Die aber war schon lange aus dieser pockennarbigen Gaunervisage gewichen. Unsere Leute scheuten sich, ihn Inocencia zu rufen. Welcher Zyniker hatte ihm den Namen Charley gegeben? Ja, das war Charley der Kantineur und Barkellner, Charley der Kriecher, Charley der Clown. Er wandte sich zu mir herüber, als könnte er vielleicht hier ein wenig Freundlichkeit erwarten. »Kein guter Tag heute, nicht wahr, Senhor Juan? Alles ist so warm.«
    »Das Bier auch«, sagte Leo.
    »Leider ist der Kühlschrank …«
    Leo winkte ihm ab und heftete den Blick auf Harry. »In diesem Camp ist nur das Herz unseres Bosses kalt.«
    Harry fuhr auf, bebend vor Zorn. »Nun ist’s aber genug!« schrie er, doch er hatte keinen Speichel im Mund wie Luke, und die Worte kratzten auf der Zunge. Das Glas zitterte in seiner Hand, das Bier darin zischte leise, als wollte es zu kochen beginnen.
    »Werdet ihr jetzt endlich zu sticheln aufhören?«
    »Haben wir dich geärgert, Harry?«
    »Das war doch eure Absicht, was?«
    »Du bist überempfindlich.«
    »Wie hungrige Geier laßt ihr beide eure Bäuche knurren.«
    »Ja, Harry. In gewisser Hinsicht sind wir hungrig«, sagte Leo.
    »Was mich betrifft, interessiere ich mich nicht so sehr für Sex. Aber du, Leo, sag endlich deine Meinung«, erklärte Luke.
    Doch Harry schrie: »Wollt ihr endlich das Maul halten! Ein für allemal!«
    »Ich möchte dich doch nur auf eine sehr schwierige Situation aufmerksam machen«, sagte Leo.
    »Ich weiß Bescheid. Doch habe ich sie nicht herbeigeführt.«
    »Und du weißt keine Abhilfe?«
    »Nein. Zum letztenmal: laßt es bleiben! Ich will davon nichts mehr hören«, sagte Harry befehlend. Doch war es schwer, eindrucksvoll wütend zu sein. Denn ein Schweißtropfen hing ihm von der Nase und glitzerte wie ein Brillant.
    Besorgt blickte Luke auf Harry und sagte dann zu Leo: »Gib jetzt Ruh’!«
    »Ist das der einzige Rat, den du geben kannst?«
    »Ja. Gib Ruh’!«
    »Und du glaubst, das ist so leicht?«
    Harry rang nach Worten. »Was wollt ihr, daß ich tue? Ich kann euch doch nicht …« Ich dachte, er würde »ausquetschen« sagen, aber das hätte absurd geklungen. »Ich kann euch doch nicht kastrieren, wie Kater?«
    »Da sei Gott vor!« sagte Leo grinsend.
    »Dann hört endlich damit auf!«
    »Harry«, begann Leo, »fünfundsechzig Männer leben in diesem Camp, vereinsamt, wie Witwer. Der alte Adam regt sich in uns. Was tust denn du, wenn es in deinen Adern zu klopfen beginnt?«
    »Nicht darauf hören.«
    »Wir sind nicht zum Helden geschaffen wie du.«
    »Ach was! Schert euch zum Teufel!«
    »Alles zu seiner Zeit«, antwortete Leo grinsend, war jedoch blaß. Sein Blick schien mir krankhaft, verstört. Nach einer Pause begann er wieder zu sprechen, wobei er Harry nicht aus den Augen ließ. »Wie ich weiß, machte Charley einen brauchbaren Vorschlag, um – sagen wir – die Lage zu entspannen.«
    »So?«
    »Du hast aber ein schwaches Gedächtnis, Harry!«
    »Charley schwätzt zu viel«, erklärte Harry und sah streng auf Charley, dessen listiges Bauerngesicht die Farbe fettigen Lehms annahm.
    »Der Vorschlag interessiert dich nicht?«
    »Nein.«
    »Denkst du nicht auch, daß du eigentlich gefühllos bist?«
    »Du brauchst nicht für mich zu denken, Leo!«
    »Trotzdem …«
    »Ich hab’s dir schon vorhin gesagt: Scher dich zum Teufel!«
    Leo lachte. »Wie eilig du’s hast, mich loszuwerden! Also gut, Harry, du weißt, wir mögen dich«, sagte er seufzend. Er kostete das Bier, schauderte vor dessen Wärme und goß es wie ein Trankopfer in den Spalt des Fußbodens. »Trotzdem«, begann er nochmals, wie verzweifelt, »aus biologischem Interesse: bist du nicht auch ein wenig menschlich und schwach wie wir?«
    »Ich hab’ zu viel zu tun, um schwach zu sein. Es gibt hier zu viele Menschen wie dich, die meine Kraft auslaugen.«
    »Armer Harry! Armer Boß! Armer Vater! Welch lästige Familie du hast!« rief Leo lachend. »Doch jetzt eine letzte Frage, sei nicht böse: Wenn du nach San Juacinta fliegst – ist das rein geschäftlich oder erquickst du dich manchmal auch privat, als Mensch?«
    »Rein geschäftlich, für das Unternehmen. Aber jetzt halt endlich das Maul!« Das Strohdach über ihm knarrte, der Aasgeier war wieder da. Harry krampfte sich zusammen, als hätte er Durchfall, und schleuderte in sinnloser Wut – als könnte

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