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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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schüttle den Kopf. Vesna hat mir nur erzählt, dass Farah Seifried offenbar sehr vorsichtig ist. Oder raffiniert. Medientermine, ein Besuch bei Carina Pauer. Alles ganz normal. Was sie mit ihr geredet hat, wissen wir freilich nicht. Wahrscheinlich hat sie ihr klargemacht: Wenn du tust, was ich will, verdienst du jede Menge Geld mit dem Buch. Pauer-Frau zwei ist Witwe. Hat kleine Kinder. Und eine Mutter, deren Villa renovierungsbedürftig ist.
    „Alibi dürfte sie keines haben, das werde ich schreiben. Carina Pauer hat es mir erzählt: Sie war den Vormittag über auf der Terrasse des Hotels bei Gavoi, dort gibt’s eine Internetverbindung, sie hat am Laptop gearbeitet. Es wäre kaum jemandem aufgefallen, wenn sie zwischendurch verschwindet. Sie kann aufs Zimmer gehen, um irgendwas zu holen. Oder auf die Toilette. Vom hinteren Ende der Anlage bis zum Wasserlauf beim See sind es höchstens zehn Minuten. – Natürlich werden wir auch das mit dem Streit ums Macho-Image bringen.“
    „Das steht schon im letzten Heft. Sie sind sicher, dass das der richtige Weg ist?“, fragt der Chronikchef spöttisch. „Alle anderen spekulieren darüber, welche hasserfüllte Emanze Pauer ums Eck gebracht hat.“
    Ich sehe ihn so ruhig wie möglich an. „Alle wohl nicht. Und die These klingt ja lustig, zumindest für gewisse entwicklungsgeschichtlich zurückgebliebene Männchen, aber sie ist nicht besonders wahrscheinlich.“
    Seltsamerweise scheinen sich sowohl der Chronikchef als auch der Sportchef betroffen zu fühlen. Sie ersuchen den Chefredakteur, mich dringend zu objektiver Berichterstattung anzuhalten. Ich probiere ein Grinsen. Es gelingt ganz gut. Und sehe, dass sogar Droch schmunzelt.
    Am Nachmittag hat Vesna eine Idee. Man müsse Farah Seifried provozieren. Und sie wisse auch schon, wie: Nicole solle ihr eine Mitteilung schicken. Sie wolle mit ihr reden. Sie wisse ein paar entscheidende Dinge.
    „Ich werde natürlich aufpassen, in der Nähe sein. Und sie hat Gerät, das aufnimmt.“
    „Du meinst, Nicole macht das?“
    „Sie hat viel Interesse, der Mord wird aufgeklärt. Und wir können etwas Druck machen auf sie: Bisher wir haben Polizei nicht einmal erzählt, sie war in Gavoi. Gar nicht zu reden von der Sache im Hotel.“
    Ich nicke. Doch Sandra Alman verrät mir nicht, wo Nicole inzwischen untergebracht ist. – Kann es notwendig sein, Gewaltopfer selbst durch Verschweigen der Wahrheit zu schützen? Ist es nicht möglich, der Öffentlichkeit ein differenziertes Bild der Situation zu vermitteln? Hm. Und das frage gerade ich mich nach all den hysterischen Sensationsberichten, die es in diesem Fall gegeben hat? Die Leiterin von „frauen.com“ verspricht immerhin zu vermitteln, dass sich Nicole mit mir in Verbindung setzt. Sagt sie jedenfalls. Ich warte. Jede Stunde ruft mich Vesna an. Jede Stunde sage ich: Noch nichts gehört. Ich gehe heim. Und wenn Sandra Alman doch viel tiefer in den Fall verwickelt ist, als wir ahnen? Wenn sie etwas mit dem Abend im Hotel zu tun hatte, und Pauer ist das klar geworden? Hätte er davon erzählt, sie wäre Job und Ruf und Vertrauen los gewesen, alles, was ihr wichtig ist. Vielleicht hatte sein Satz „Und sie ist nicht, was ihr glaubt!“ in Wirklichkeit mit Sandra Alman zu tun.
    Oskar musste zu einem Vortrag des deutschen Finanzministers. „Die Krise überwinden – Europa leben“. Klingt nach schaurigem Pathos und Besserwisserei. Und kaum nach etwas, das irgendeinem Griechen oder einer Zypriotin nützt. Man kann auch nicht sagen, dass Oskar sich auf den Abend gefreut hat, aber so etwas gehört bei einem Wirtschaftsanwalt, der international arbeitet, einfach dazu. Kontaktpflege. Netzwerke. – Wie eng ist das Netzwerk der engagierten Frauen rund um „frauen.com“? Gehört Maggy Körmer doch dazu? Eher nicht. Sie scheint eine ewige Außenseiterin zu sein. Mit großen Verdiensten. Und wenigen Freundinnen.
    Es läutet. Ich sehe auf die Uhr. Halb zehn. In der Küche gammelt eine halb gegessene Pizza vor sich hin. Ich hatte ausnahmsweise nicht viel Hunger. Und da ich die Oliven sofort an Gismo verfüttert habe, ist sie jetzt auch für meine Katze uninteressant. Oskar kann das noch nicht sein.
    „Nicole“, tönt es durch die Gegensprechanlage. „Ich komm nicht rauf. Kommen Sie runter. Zwei Häuser weiter. Einfahrt.“
    Ich packe den Schlüssel, renne los. Warum kommt sie nicht in die Wohnung? Ist das eine Falle? Quatsch. Was sollte die zierliche Nicole mir schon tun. – Wenn sie

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