Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Stelle:
„Und der Journalist von ‚Mega‘ hat das Interview mit Ihnen frei erfunden?“
„Von ‚Mega‘?“
„Die haben das mit Saft und Sex und so geschrieben.“
„Ach ja. Die haben … überinterpretiert. Ich hab das nie so gesagt. – Wissen Sie, wie ich es satthabe, als Sexmonster dazustehen? Wer hält so etwas aus? Daran sieht man ja gerade, wie mit uns Männern umgegangen wird. Wir stehen ununterbrochen unter Generalverdacht, etwas verbrochen zu haben.“
„Bei Ihnen ist der Verdacht wohl ziemlich konkret. Und der Ermittlungsleiter ist übrigens ein Mann.“
„Ich bin reingelegt worden. Vielleicht habe ich bald mehr für Sie.“
„Was heißt: reingelegt worden? Von wem?“
„Ich kann darüber noch nicht reden. Nur so viel: Die ganze Sex-Geschichte … ich werde da einiges klarlegen.“
„Jetzt haben Sie die beste Gelegenheit dazu.“
„So einfach ist das nicht, wie Sie denken! … Ich … ich habe sicher auch manches falsch gemacht.“
Ja, das hat er wohl.
Ich sollte herauskriegen, wo Farah Seifried ist. Aber sie wird ohnehin nicht mit mir reden, das ist ziemlich klar. Vesna. Die Verlagschefin kennt meine Freundin nicht. Vesna sollte an ihr dranbleiben, für alle Fälle. Vielleicht kann ich den Chefredakteur dazu bringen, dass er ihre Spesen zahlt. Über irgendeinen Umweg, den die Geschäftsführung gar nicht zu erfahren braucht.
Ich gehe noch einmal in das Büro von Klaus. Ich klopfe und sehe, dass er vor dem Laptop sitzt, neben ihm eine Menge Zeitungsartikel und die letzte Ausgabe des „Magazin“, mein Interview mit Pauer.
Er sieht mich erstaunt an.
„Mir ist noch etwas eingefallen“, beginne ich.
Er nickt. „Ich hab das Gefühl, da gibt’s einiges, was du weißt, aber nicht sagen möchtest. Du bist … aufgedreht. Irgendwie total nervös.“
„Wir sollten Farah Seifried beobachten lassen. Vielleicht macht sie einen Fehler.“
„Du gehst davon aus, dass sie es war?“
„Es ist das Wahrscheinlichste. Sie hatte am meisten zu verlieren.“
„Und was ist mit seiner Frau?“
„Der traue ich keinen geplanten Mord zu.“
„Du unterschätzt junge Blondinen.“
Ich lache. Es ist richtig befreiend. „Vielleicht“, sage ich dann.
„Seid ihr eigentlich weiter mit Nicole in Verbindung?“
Ich schüttle den Kopf. Was soll ich auch sonst tun? Ich kann es ihm nicht sagen, noch nicht. „Vesna könnte Seifried eine Zeit lang überwachen. Du weißt, sie ist gut.“
„Ich nehme an, die Verlagschefin ist auch für andere Medien und für Zuckerbrots Team interessant. Macht es Sinn, dass wir uns da dranhängen?“
„Die Frage ist, ob sie tatsächlich dauernd beobachtet wird. Und darum geht es. Sie bei einem Fehler zu ertappen, einer Ungereimtheit. – Eventuell“, füge ich hinzu. Ich weiß ja selbst nicht genau, was ich mir von der Aktion erwarte. Bloß: So viele Möglichkeiten haben wir nicht.
„Vesna ist nicht einmal offizielle Privatdetektivin.“
„Sei froh. Wenn was rauskommt, kann es nie heißen, das ‚Magazin‘ hat der Verlagschefin eine Detektivin hinterhergeschickt, sondern bloß eine Putzfrau.“
„Eine sehr unternehmungslustige Unternehmerin.“
„Ist auch recht.“
„Ich werde sehen, was ich machen kann.“
„Wir müssen das sofort entscheiden. Ich hab keine Ahnung, wie lange Seifried in Wien bleibt.“
„Okay, ich kriege es irgendwie hin. Sie soll sie heute und morgen beobachten. Und einen Bericht liefern.“
„Den mache ich.“
„Ja, besser, deine Vesna Krajner scheint nirgendwo auf.“
Ich packe zusammen, rufe Vesna an und höre, dass sie in ihrer Firma ist. Ich fahre hin. Ohnehin klüger, so wenig wie möglich am Telefon zu erzählen.
Abbruchhaus und Spekulationsobjekt in einer ruhigen Seitengasse innerhalb des Gürtels. Die große Tafel „Sauber – Reinigungsarbeiten aller Art“ wie immer blitzblank. Ist ja auch quasi ihr Aushängeschild. Seit zwei Jahren lebt Vesna in der Villa von Valentin, aber das Büro wollte sie nie aufgeben. Ihre ehemalige Wohnung neben der Firma hat Jana übernommen. Sie ist hier aufgewachsen.
Vesna meint, sie müsse nur ein paar Termine verschieben, dann werde sie sich mit großer Freude an die Fersen von Seifried heften. „Und wenn ‚Magazin‘ doch nicht Spesen zahlt, dann es bringt mich auch nicht um. Aber das du sagst ihnen natürlich nicht.“
Wir hören es beide: Jemand kommt die Treppe herauf, ein Schlüssel dreht sich im Schloss. Ich sehe Vesna an. Einbrecher? Was vermuten die hier? Weiß
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