Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
bevor es in die Luft fliegt?
Immer wieder starre ich auf das Ortungsprogramm. Immer wieder wälzen wir die gleichen Fragen. Über den Packsattel werden wir langsamer. Vesna knurrt. Ihr Auto macht eben auch nicht mehr alles mit. Mir kommt vor, es riecht irgendwie nach Kabelbrand. Aber dann geht es bergab und meine Freundin treibt ihre alte Kiste wieder auf hundertsiebzig. Ich kann nur hoffen, dass wir überleben. Alle. Bald ist Nicole in Italien. – Seltsam. Sie scheint abzubiegen. Ich sage es den beiden.
„Vielleicht Tankstelle. Oder Raststätte. Wäre Glück, dann wir kommen näher.“
„Sie fährt offenbar eine kleinere Straße entlang.“
Jana wählt. Sie hat schon ein paarmal versucht, Nicole und auch ihre Schwester Klaudia anzurufen. Keine ist drangegangen. „Nicole meldet sich nicht“, ruft Jana gegen den Autolärm an. Es klingt schon ziemlich verzweifelt.
Ich verkleinere den Maßstab der Ansicht. So habe ich mehr Überblick. „Sie fährt Richtung Faaker See.“
„Sie will machen Urlaub!“, witzelt Vesna. Wenn sie rasen kann, ist sie immer gut aufgelegt.
Der Pfeil bewegt sich jetzt deutlich langsamer vorwärts.
Janas Telefon läutet. „Ja? Nicole?“ – Aber es ist bloß Sandra Alman, die wissen will, wo wir sind und wo Nicole ist. Wir sind ein Stück von Klagenfurt entfernt. Und Nicole ist irgendwo abgebogen. Auch Sandra hat keine Ahnung, was das soll. Sagt sie zumindest.
Nicole wird noch langsamer. Sie ist jetzt am Faaker See vorbei. Fährt Richtung Karawanken-Autobahn. Dahinter ist Slowenien. Seltsam, wenn sie dorthin will, hätte sie doch schon früher die Autobahn gewechselt. – Ahnt sie, dass wir hinter ihr her sind? Slowenien: Wie viel weiß man dort von Pauer? Und von der jungen Frau, die er angeblich zu vergewaltigen versucht hat? Vesnas Auto dröhnt, als wäre es kurz vorm Auseinanderfallen. Ist es wahrscheinlich auch. Ich habe den beiden längst von meinem Treffen mit Nicole gestern Nacht erzählt. Niemand kann sich darauf einen Reim machen. Nur eines ist klar: Wir sollten sie einholen.
Wir sind bei Villach. Und Nicole ist an der Auffahrt zur Karawanken-Autobahn vorbei. Fährt das schöne Rosental entlang. Was um alles in der Welt tut sie da? Irgendwann einmal bleibt der Pfeil stehen. In der Nähe von Greuth, das sehe ich am Ortungsprogramm. Noch nie was von dem Ort gehört. Nein. Der Pfeil bewegt sich doch weiter. Nur ganz langsam. – Geht sie zu Fuß? Ich zoome so nahe wie möglich hin. Offenbar eine unbefestigte Straße, einen Berg hinauf.
Endlich ruft Klaudia zurück. Jana schaltet die Lautsprecherfunktion des Telefons ein. Auch sie hat keine Ahnung, was ihre Schwester hier will. Nein, sie hätten keine Verwandten in Kärnten. Nein, da seien sie nie auf Urlaub gewesen. „Sie geht nicht ans Telefon, sie antwortet auf keine SMS. Bitte findet sie! Inzwischen glaube ich alles, auch dass sie sich was antun könnte. Der Tod von Pauer scheint sie noch mehr durcheinandergebracht zu haben. Dabei sollte man annehmen …“ Jana fragt sie nicht, wie viel ihr Nicole erzählt hat, und verspricht, sich sofort zu melden, wenn es Neues gibt.
Der Pfeil auf der Ortungslandkarte hat sich unterdessen Richtung Bergspitze bewegt. Da ist wohl kein Weg mehr, den man mit einem Auto befahren kann. Ich starre auf den Laptop, ohne viel Veränderung festzustellen. Vesna rast, was das Zeug hält. Wir nehmen die Karawanken-Autobahn. So können wir ein schönes Stück des Weges abschneiden. – Warum hat Nicole nicht diese Route genommen? Weil sie uns so lange wie möglich vortäuschen wollte, dass sie nach Italien unterwegs ist? Woher sollte sie wissen, dass wir sie orten können? Autobahnausfahrt. Hinweise auf Hotels und Gasthöfe, bunte Blumen an einem Ortsschild. Vesna muss Tempo wegnehmen. „Keine Bewegung mehr“, sage ich. „Jetzt bin ich mir sicher.“ Ich bin auf der größtmöglichen Zoom-Stufe. Auch in der Satelliten-Einstellung kann man nicht deutlich erkennen, was auf diesem Berg ist. Außer Fels und darunter Wald und irgendwelche Steige.
„Sie macht Wanderung“, sagt Vesna und keine lacht.
Wieder Anruf. „Sandra“, flüstert Jana.
„Ja.“
„Nein.“
„Ja.“
„Wir sind fast da. Irgendwo die Karawanken rauf.“
„Was? Bei Greuth oder so.“
Ich nicke heftig.
„Passt. Machen wir.“
Jana dreht sich halb zu mir um, so, dass sowohl Vesna als auch ich sicher hören können, was sie zu sagen hat: „Sie hat einen Notruf abgesetzt.“
„Einen Notruf?“, sagt Vesna und
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