Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Tag, Frau Valensky, wir haben leider nur mehr zwanzig Minuten“, sagt die Verlagschefin und klappt ihren Laptop zu. Dann Stirnrunzeln. „Haben Sie keinen Fotografen mit?“
Ich setze mich. „Ich fotografiere lieber selbst.“
„Sie sind wirklich Frau Valensky vom ‚Magazin‘?“, fragt die Verlegerin.
„Meistens habe ich den Eindruck“, erwidere ich einigermaßen spöttisch.
„Können Sie sich bitte ausweisen?“
Ich versuche mein spöttisches Lächeln zu behalten.
„Ihre Mitarbeiterin hat mich abgeholt.“
„Sie hat eine Frau abgeholt, die unter dem Plakat stand.“
Was glaubt die eigentlich? „Reicht Ihnen ein Presseausweis oder brauchen Sie Zeugen? In Österreich kennt mich die eine oder der andere. Oder Sie googeln mich einfach.“ Ich deute auf ihren Laptop.
Sie sieht mich forschend an. „Es gibt eine Menge Frauen, die so nahe wie möglich an Thomas Pauer heranwollen. Manche sind da ziemlich erfindungsreich.“
Ich krame nach meinem Presseausweis, er ist in meiner Geldbörse, das weiß ich. Nur dass ich die momentan in der großen Handtasche nicht finden kann. Oder habe ich sie etwa gar zu Hause auf dem Schreibtisch vergessen, als ich noch rasch nach dem Ersatzakku für den Fotoapparat gesucht habe?
„Ich glaube ihr“, sagt Thomas Pauer in die Richtung seiner Managerin. Ich habe recherchiert, wer sie ist: stammt aus Bonn, ist neununddreißig, also genau zehn Jahre jünger als ich. Vor einem Jahr aufgestiegen zur Verlagsleiterin von Alpha Books, deutschsprachiger Teil eines der größten internationalen Medienkonzerne. Perfekt frisierte schulterlange blonde Haare, dunkelblaue Hose aus leichtem, feinem und jedenfalls teurem Material, extrem gut sitzende weiße Bluse. Natürlich schlank.
Die Verlagschefin wirft ihrem Autor einen kurzen Blick zu, lächelt. Sagt nichts.
Ich krame weiter. Fotoapparat. Ich lege ihn auf den Tisch. Will sie mich nervös machen? Was steckt da für eine Strategie dahinter? Sie weiß ja nicht, dass ich ihren Star bloß „mittel-klasse“ finde. Mittelklasse. Passt zu ihm. Hat sie mitbekommen, dass ich meinen Fotografen heimgeschickt habe? Und warum? Unsinn, wie hätte sie können? Wäre er da, mir wäre diese peinliche Situation erspart geblieben. Mein Aufnahmegerät. Auch da. Ich stecke es in die Hosentasche. Endlich. Geldbörse. Presseausweis. Ich halte ihn hoch. „Reicht das?“ Spott in der Stimme. Gut so. Aber Schweißperlen auf der Oberlippe. Ganz schlecht.
Sie deutet mir, mich zu setzen. Thomas Pauer nimmt auch wieder Platz.
„Wir können Ihnen auf alle Fälle Pressefotos zur Verfügung stellen. Und ein ausführliches Interview, das Sie verwenden können. Es deckt die gängigsten Fragen ab“, gibt mir die Verlagschefin zu verstehen.
Ich frage lieber selbst. Ich schalte mein Aufnahmegerät ein, lege den Fotoapparat bereit und sehe Thomas Pauer an. Immerhin geht’s hier um ihn. Hab ich zumindest bisher gedacht. „Wie erklären Sie sich, dass Sie auch in Österreich so viele weibliche Fans haben? Ich bin kaum durchgekommen, als ich in die Halle wollte.“
Thomas Pauer runzelt die Stirn und lächelt dann. „Es gefällt ihnen, was ich schreibe, denke ich. Es gibt eine Menge Frauen, die mit dieser verordneten Gleichmacherei nichts am Hut haben.“
„Glauben Sie, dass die Ihr Buch schon gelesen haben? Heute ist Ihr erster Auftritt in Österreich.“
„Das Buch ist, wie auch in Deutschland, seit zwei Wochen auf dem Markt“, mischt sich die Verlagschefin ein. Ich versuche sie zu ignorieren.
Thomas Pauer lächelt immer noch. „Ich denke, dass es ein Teil wohl schon gelesen hat. Und die anderen konnten ja einiges in den Medien darüber erfahren. Ich habe eindeutig einen wichtigen Punkt getroffen.“
„Die Verkaufszahlen sprechen Bände“, ergänzt Farah Seifried. „Wir stehen mit der deutschsprachigen Ausgabe momentan bei hundertfünfzigtausend verkauften Exemplaren, in Italien und Spanien, wo das Buch zeitgleich erschienen ist, sind jeweils um die hunderttausend Exemplare verkauft worden, in Schweden wurden bisher sechzigtausend Bücher verkauft, ähnlich ist es in Frankreich.“
„Haben Sie sich jemals benachteiligt gefühlt?“ Das frage ich jetzt ganz bewusst die Verlagschefin. Sie starrt mich kurz an und nickt dann Thomas Pauer zu.
„Ja“, antwortet er. „Es ist ja bekannt, dass ich beim Privatsender ‚All-24‘ in Berlin gearbeitet habe. Als es um die Moderation des Hauptmagazins ging, bin ich abgeblitzt. Weil ich ein Mann bin. Man
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