Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
bei der Pflege, weil der Verlust eines 10-Euro-Pinsels nach einigen Jahren von den meisten Anwendern ohne großes Schmerzempfinden verkraftet wird.
Dachszupf in Handarbeit für 30 bis 60 Euro. Sie werden in Handarbeit zum Pinsel verarbeitet, damit man nicht die Spitzen abzuschneiden braucht, sondern den dünner auslaufenden Teil der Haare (die "Fahnen") so lassen kann, wie sie sind. Dadurch wird das Gefühl auf der Haut sehr viel weicher. Ein weiterer Vorteil dieser Preisklasse ist, dass die Griffe aufwendiger werden, insbesondere auch schönere Materialien bekommen. Der Preis steigt mit zunehmendem Durchmesser (also Ringmaß) deutlich an, weil die Anzahl der notwendigen Haare quadratisch mit dem Durchmesser zunimmt (eine Verdoppelung des Ringmaßes führt zu einer Vervierfachung der erforderlichen Haare). Nach einiger Erfahrung mit dem Aufschäumen wird man einen deutlichen Unterschied zu den billigen Kaufhauspinseln bemerken.
Silberspitz in Handarbeit für 50 bis 100 Euro. Silberspitz ist keine eindeutige Bezeichnung, sondern jeder Hersteller kann sie prinzipiell nach Belieben einsetzen, manchmal auch für Haare mit gefärbten Spitzen (richtig gelesen: selbst Nobelpinsel haben mitunter gefärbte Haare und sind daher gar nicht die Naturblondine, für die sie sich ausgeben). Bei "echtem" Silberspitz fühlen sich die Spitzen beim Auftragen des Schaums ganz zart an, wogegen die Haare als Ganzes eher fest sind. Diese Pinsel gibt es sowohl in kleinen als auch in hoffnungslos überdimensionierten King-Size-Varianten. Einen passenden Pinsel dieser Klasse zu verwenden ist ein eigenes Erlebnis, das man jedoch nur dann voll auskosten kann, wenn man zuvor einen anderen Pinsel im Einsatz hatte.
Kultobjekte für 100 bis 2000 Euro. In dieser Klasse ist alles erlaubt, denn es kommt nicht auf die technischen Daten an, sondern auf die Käuferliste des Herstellers oder andere Teile seiner Verkaufsgeschichte. Daher bekommt man hier ohne mit der Wimper zu zucken Kunststoffgriffe und einen kleinen Dachszupf zum doppelten Preis eines ausgewachsenen 23er Pinsels mit Silberspitz. Notfalls dürfen es auch Schweineborsten sein, und es können auch schon mal die Gründzüge der Lebensgeschichte des eigens für einen solchen Pinsel in den Pyrenäen erlegten Dachses erzählt werden, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass dessen Ableben noch in die Zeit weniger restriktiver Artenschutzgesetze fiel. Erstaunlicherweise haben diese Pinsel manchmal dennoch Eigenschaften, die man ihnen nach der Papierlage nicht zutraut.
Reisepinsel gibt es meist in der mittleren Qualitätsstufe, und sie müssen so gebaut sein, dass sie auch bei häufiger Restnässe nicht gleich den Geist aufgeben. Am besten geeignet sind dafür Metallhülsen, die in ihrem Inneren den Pinsel aufnehmen, den man dann für die Benutzung zusammenschraubt. Desingerstücke aus Materialien wie Horn bereiten nur in den seltensten Fällen lange Freude, weil sie einfach nicht robust genug sind und frühzeitig Risse oder Sprünge bekommen. Wenn man einen Reisepinsel aufgebaut lässt, dann ist es erstaunlich, wie lange sich im Inneren der Hülse noch Feuchtigkeit hält. Daher sollte man ihn auf jeden Fall innen mit dem Finger abtrocknen, bevor man die Pinselhaare hineinschiebt.
Pinselkauf
Soviel zur theoretischen Klassifizierung, nun zur praktischen Beurteilung eines Pinsels.
Um die Verarbeitungsqualität eines Pinsels zu beurteilen , fasse einmal vorsichtig von oben her senkrecht zwischen die Haare, bis du deren Verklebung spürst. Bei einem guten Pinsel ist das eine gleichmäßige Schicht, bei billigeren spürt man eine unebene und fast klebrige Fläche. Wobei man allerdings der Ehrlichkeit halber sagen muss, dass man diesen Unterschied im Gebrauch nicht bemerkt, er sich aber durchaus in der Haltbarkeit bemerkbar macht.
Ein anderes Kriterium ist die Genauigkeit, mit der die Haare zentriert sind. Wenn du den Pinsel seitlich betrachtest, dann sollten die Haare exakt senkrecht und symmetrisch aus dem Griff herausstehen.
Um zu beurteilen, ob du einen Pinsel subjektiv magst, nimm ihn in die Hand und prüfe folgende Eigenschaften:
Größe des Haarschopfs. Das ist die vielleicht wichtigste Eigenschaft eines Pinsels, die man nur richtig beurteilen kann, wenn man ihn wirklich in die Hand nimmt. Größer ist keineswegs immer besser. Als grobe Regel gilt: Gesichtschäumer mögen größere Pinsel, Handschäumer kleine, Tiegelschäumer mittlere, Männer
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