Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
hätten wir warmes Sandelholz, sanfte Creme und zarte Haare spüren können. Ein Rasierpinsel ist so ziemlich die beste Vorbereitung für den Tag, die man sich denken kann. Und diesen Luxus gibt es für weniger als den Preis eines einzigen Restaurantbesuchs.
Dennoch ist die Technik der Benutzung des Rasierpinsels für Viele ein Geheimnis (laut einer Befragung durch meine Studenten Rehman / Heinz / Henß nutzen nur 21% der Befragten selbst einen Rasierpinsel). Aber die Kunst des Pinselschäumens zu lernen ist ein gewaltiger Gewinn an Lebensqualität. Im Gegensatz zum Erlenen der Hobeltechnik geht das sogar ohne jegliche Gesundheitsgefährdung und bringt sofortige Erfolge. Wenn das kein Grund ist, gleich unerschrocken zu beginnen!
Pinselarten
Naturborstenpinsel und veganer Pinsel
Fast jeder Eingeweihte empfiehlt Dachshaarpinsel, aber kümmern wir und hier kurz um die wenigen anderen Haartypen:
Schweinborsten sind angeblich zu hart im Gesicht, aber die pure Tatsache, dass es jede Menge Borstenpinsel zum praktisch gleichen Preis zu kaufen gibt wie Dachshaarpinsel, verleitet zu der Vermutung, dass es hierzu auch andere Ansichten gibt. In der Tat finde ich die Schweineborsten keineswegs zu hart, sondern ein nasser Borstenpinsel kann unter gewissen Umständen sogar weicher auf der Haut wirken als Dachszupf (ich weiß, du glaubst es nicht, aber probiere es aus, ein Borstenpinsel kostet nur um die fünf Euro). Die Borsten verhalten sich jedoch völlig anders beim Aufschlagen des Schaums. Der Schaum entsteht eher auf der Spitze als im Pinselinneren, und das Wasser lässt sich schwerer dosieren, weil es zwischen wenigen dickeren Haaren gespeichert wird.
Ich verwende meinen nur noch selten zum Rasieren, aber er ist großartig, um Experimente mit Seifen und Cremes zu machen, weil er so schön unempfindlich ist.
Wenn bei der Benutzung eines Dachshaarpinsels die bange Frage deiner kleinen Tochter kommt, "was die denn mit dem Dachs gemacht haben", dann hast du ein Problem. Denn die Dachse werden nicht wie Schafe geschoren, sondern geschlachtet, wie Hasen verspeist und ihr Fell zu Pinseln verarbeitet. Und zwar fast immer Dachse aus China, deren Haltung ähnlich wenig unserer Vorstellung von glücklichen Haustieren entspricht wie Hühner in Legebatterien und Hähnchenzuchten. Als Ausweg gibt es nur Kunststoff. Der basiert zwar auch auf Tieren (Öl stammt aus jahrmillionenalten Tierkadavern), aber eben welchen, die zumindest nicht deinetwegen geschlachtet wurden.
Das ganze nennt sich dann veganer Pinsel , denn Veganer sind Menschen, die aus ethischen Gründen keinerlei tierische Produkte zum eigenen Leben verwenden, also weder Lebensmittel noch Kleidung oder Rasierutensilien. Obwohl mein erklärtes Lieblingsgericht blutige Steaks sind, habe ich mir einen hochwertigen Veganer-Pinsel für etwa 30 Euro gekauft, nur um hierzu einen fundierten Ratschlag erteilen zu können (denn ich kenne niemanden, der jemals einen verwendet hat). Ich kann berichten, dass der vegane Pinsel alle Erwartungen übertrifft. Er nimmt das Wasser noch schlechter auf als ein Borstenpinsel, hat die Sanftheit einer Drahtbürste und nimmt nach einigen Tagen den Geruch eines Nylonhemds beim Marathon an. Veganer im Büßerwand können damit jeden Morgen das Leid der Dachse an der eigenen Haut erleben.
Dachshaar
Es zeigt sich, dass ein Dachshaarpinsel ganz anders in der Lage ist, Wasser aufzunehmen als einer aus Borsten. Dabei sind die Dachshaare selbst sogar eher wasserabweisend, aber sie sind dicht gesteckt und haben daher eine große Zahl Haarzwischenräume, in denen das Wasser aufgenommen wird. Während ein Borstenpinsel eine suppige Masse hervorbringt, schäumt auch schon ein einfacher Dachshaarpinsel recht gut auf. Ebenso ist er viel schneller wieder trocken und gewinnt seine Form bereits nach einmal Ausschütteln fast wieder, wogegen ein Borstenpinsel noch lange nass bleibt und verklebt aussieht. Dies, und nicht etwa die Härte der Haare, sind die entscheidenden Argumente für Dachshaare.
Man unterscheidet verschiedene Haarqualitäten, die allerdings keine rechtlich eindeutigen Bezeichnungen darstellen und somit von den verschiedenen Herstellern unterschiedlich eingesetzt werden können:
Rein Dachs oder Stockhaar bezeichnet Haare aus den weniger begehrten, unflexibleren Regionen des Dachsfells, meist von der Bauchseite. Die Haare sind von Natur aus überwiegend schwarz, manchmal mit
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