Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

funktioniert: Die Empfindungsfähigkeit wird herabgesetzt, sodass man ein eventuell auftretendes Ziepen und Schaben recht wenig bemerkt. – Dass es nur wenig Auswahl an verschiedenen Schaumsorten gibt, erinnert an Dosenkost statt Selbstgekochtem. In der Tat gibt es praktisch keinen wirklich interessanten oder eingermaßen natürlichen Duft bei Fertigschaum – kein Wunder, denn welcher Sterne-Koch würde seine Kreationen schon in Konservendosen anbieten?
     
    Wie konnte es jemals zur Verbreitung des Schaums kommen? Vermutlich, weil es eine Zeit gab, in der man Rasieren als eine rein lästige Pflicht angesehen hat und inzwischen die meisten Männer gar nicht mehr wissen, dass man sich ohne Dosenschaum einschäumen kann, geschweige denn, wie es geht. Dadurch kommt der neu einsteigende Nassrasierer gar nicht mehr auf den Gedanken, dass es überhaupt eine Alternative zum allgegenwärtigen Dosenschaum geben könnte. Und selbst wenn er darauf kommt, dann hat er so viel Ehrfurcht vor diesem vermeintlich komplizierten Aufschäumen, dass er sich nicht traut, es überhaupt einmal zu probieren.
     
    Dabei ist es ganz einfach und erhöht die Lebensqualität gewaltig. Selbst wenn du alles andere in diesem Buch wieder ad acta legen solltest (was ich ja nicht hoffen will) – gehe wenigstens zum Aufschäumen mit dem Pinsel über. Es lohnt sich.
     
Rasierseife   und Rasiercreme
     
    Es gibt zwei unterschiedliche Zutaten, um den Schaum selbst zu schlagen: Rasierseife und Rasiercreme.
     
    Rasierseife ist historisch gesehen eine der ältesten Rasurvorbereitungsformen (älter ist vermutlich nur die Ölrasur). Der Seifenschaum hat mehrere Aufgaben: Sie weicht die Barthaare ein, soll gut riechen und bildet zusammen mit dem Wasser einen Schutzfilm für die Haut, auf dem die Klinge gleiten kann. Mehr über die Wirkungsweise von Seifen steht ab Seite 210 .
     
    Rasierseife ist vom Grundsatz her ähnlich aufgebaut wie Körperseife, abgesehen davon, dass die Rasierseifen durch überfetten und einige spezielle Inhaltsstoffe erstens einen feinporigeren Schaum ergeben und zweitens sanfter wirken sollten, weil sie länger auf der Haut verbleiben müssen. Manch einem ist Rasierseife dennoch zu aggressiv auf der Haut oder zu umständlich zu handhaben. Daher gibt es die pflegendere Variante in Form von Rasiercreme, die man in gewisser Weise als eine Übersteigerung der überfetteteten Rasierseife ansehen kann.
     
    Viele denken deshalb übrigens, Rasiercreme habe ein geringere Einweichwirkung als Rasierseife, aber das stimmt weder mit meinen Erfahrungen überein noch mit meinen Messungen: Der pH-Wert von Cremes kann durchaus in der gleichen Höhe liegen wie der von Seifen, nur wirkt die Creme bei gleichem pH-Wert (Seite 211 ) subjektiv sanfter auf der Haut. Man hat bei Creme deutlich seltener das Gefühl von gespannter oder "ausgetrockneter" Haut und daher auch weniger Bedürfnis, mit Körpercreme oder Lotion nachzubehandeln. In gewisser Weise pflegt die Rasiercreme die Haut gleich mit. Daher ist die Vorliebe für das eine oder andere oft durch den Hauttyp zu erklären: bei fettiger Haut wirkt Seife meist angenehmer, bei trockener die stärker fettende Rasiercreme.
     
    Weitere Unterschiede sind, dass sich Rasiercreme leichter dosieren lässt, oft bessere Gleiteigenschaften hat und schneller aufschäumt, sie hat dafür meist einen weniger stabilen Schaum. Und der Duft ist bei einer Creme oft intensiver. Dagegen neigen Rasiercremes etwas stärker dazu, die schmalen Spalte zwischen den vielen Klingen der Systemrasierer zu verstopfen. Desweiteren kann bei Creme der Pinsel weicher sein, weshalb Viele für Seife einen härteren Pinsel bevorzugen als für Rasiercreme.
     
    Falls jemand das Gefühl hat, ganz andere Erfahrungen gemacht zu haben: Das sind alles nur Richtwerte, die je nach Hauttyp, Seife und Geschmack ganz anders sein können. Was aber für alle Rasiercremes gilt, ist, dass man sie auf jeden Fall mit dem Rasierpinsel aufschäumen sollte. Viele wissen das nicht oder haben gehört, dass es auch ohne Pinsel geht (was prinzipiell durchaus stimmt) und tragen dann viel zu viel Creme auf die Haut auf, so als wollten sie sich mit Nivea eincremen. Das wird dann aber schnell eine unangenehme Erfahrung, die im Kauf von Dosenschaum endet, und das wäre wirklich bedauerlich. Falls du also deinen ersten Versuch mit Rasiercreme starten solltest, kaufe dir bitte zur Creme gleich einen Pinsel dazu und gehe zunächst so vor, wie in der gleich folgenden