Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
verhindern, dass die scherenartig schneidenden Elektrorasierer die Barthaare erfassen; das ist ein klarer Unterschied zu den offenen Messern der Nassrasierer, die sich auch zwischen die Poren schmiegen können. Man kann es so auch auf der Webseite von Braun nachlesen. Aber das Panasonic-Marketing lehrt uns heute das Gegenteil. Ich hätte diese Geräte nie ausprobiert, wenn nicht eines Tages ausgerechnet mein Friseur davon geschwärmt hätte und gleichzeitig Panasonic eine Testaktion durchführte, bei der man nach vier Wochen sein Geld zurückbekommen konnte (mein Testobjekt war ein Panasonic ES8168).
Die Methode ist geradezu grotesk: Man schäumt sich liebevoll mit sanften Haaren und feinen Düften ein, um sich dann mit einem nach verklebten Stoppeln riechenden Bulldozer rasselnd und rumpelnd durch den zarten Schaum zu arbeiten, auf Wunsch auch unter der Dusche, um mit viel Wasserverbrauch das infernale Gebrumm zu überdecken. Anschließend – tja, hat das Panasonic-Marketing offenbar Recht: Der Bart ist tatsächlich kürzer als er es bei trockener Elektrorasur ist. Seltsam, dass die Entwickler bei Braun nicht als erste darauf gekommen sind.
Ich kann sogar einige Tipps zum Gebrauch geben: Wenn man die gleiche Technik anwendet wie beim echten Nassrasieren, dann wird es auch mit dem Panasonic gründlicher. Grundieren mit Öl ist fast so wirksam wie beim echten Nassrasieren und daher sehr zu empfehlen, Schaum sollte man auf jeden Fall nehmen, denn es wird damit viel sanfter als mit Öl und/oder Wasser allein oder gar ganz trocken. Der Rasierkopf klebt auch an warmen Tagen nicht an der Haut wie beim Trockenrasierer. Nach dem Einschäumen sollte man gleich gegen den Strich rasieren, nach etwa zwei Bahnen unter fließendem Wasser den Schaum vom Rasierkopf spülen und noch einen zweiten Durchgang einlegen (für den man sich noch nicht einmal erneut einzuschäumen braucht). Man sollte auf jeden Fall ein Modell mit Reinigungsstation nehmen, denn der Rasierkopf wird sehr schnell ziemlich dreckig (allerdings führen die Reinigungslösungen zu erheblichen Folgekosten). Anschließend ist das Resultat für einen Elektrorasierer verblüffend gut.
Wie lang die stehengebliebenen Stoppeln allerdings wirklich sind, sieht man, wenn man sich in einem letzten Durchgang mit dem Merkur Futur (Seite 190 ) gegen den Strich nachrasiert: Egal, wie lange man vorher mit dem Elektro rasiert hat, immer hört man das tolle Futur-Gekratze und es kommen noch an fast allen Stellen Stoppel in den Schaum.
Eine echte Alternative zur guten alten Rasierklinge ist der nasse Elektro daher nicht. Man ist zwar schneller fertig, ist darüber aber auch froh, denn der heulende Lärm ist grauenvoll, der Geruch selbst bei gut gereinigtem Rasierkopf eher streng, gegen Nachmittag kommen die Stoppeln wieder und nach ein bis zwei Wochen auch die eingewachsenen Barthaare. Der Aktionszeitraum von vier Wochen war eine der unangenehmsten Testphasen meiner offiziellen Rasurversuche, und ich brauchte nicht lange nachzudenken, ob ich das Gerät an Panasonic zurückschicken will. Aber eines muss man dem Gerät lassen: Das Design ist klasse. Wie ein Terminator im Badezimmer.
Bei meinem nächsten Friseurbesuch war die Stellungnahme übrigens auch ohne Hinweis auf meinen eigenen Test deutlich verhaltener. So ein Panasonic sei eigentlich doch eher etwas für Umsteiger auf die Nassrasur. So ist das mit den Gesprächen beim Friseur: man soll einfach nicht alles glauben.
Denn auch dem Umsteiger empfehle ich eher einen Fusion Proglide oder Wilkinson Hydro5: die Rasur ist gleich schnell und viel angenehmer. Aber wer zu den wenigen Männern gehört, die die Klingen-Nassrasur einfach nicht vertragen, für die ist die elektrische Nassrasur das Beste, was man bekommen kann – Al Capone hätte sich gefreut (Spitzname: Scarface).
Welches System für wen?
Du überlegst, zum Nassrasieren umzusteigen oder dein System zu wechseln, weißt aber nicht, welches du nehmen sollst? Hier meine Auswahlhilfe:
Du bist Einsteiger ins nasse Rasurleben und willst es einfach einmal ausprobieren. Nimm den Gillette Mach3 oder den Wilkinson Quattro Titanium – die sind praktisch nicht fehlzubedienen und haben hervorragende Allroundeigenschaften. Der Mach3 ist sanfter, der Quattro männlicher. Von diesen Systemen ausgehend bist du noch bereit, anderes zu probieren.
Du bist Einsteiger und hast (noch) einen dünnen Bart. Nimm den Gillette Sensor mit
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