Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
gibt, mit denen man auf so einfache Weise so viel erreichen kann. Aber gleichzeitig sind das extrem liebliche Rasierer, ohne Würze und ohne eigenen Charakter. Täglich verwenden möchte ich sie daher nicht, zumindest nicht ausschließlich. Das Hautgefühl ist so frustrierend wie das Fahrgeräusch einer Mercedes-Limousine und die Gefahr ist groß, dass dadurch die entspannende Konzentration am Morgen durch langweilige Routine ersetzt wird – wie mit besagtem Mercedes im Berufsverkehr.
Aber, so seltsam es klingt: Diese Systeme sind vielleicht die beste Vorbereitung für Rasierhobel. Denn man lernt damit, wie wichtig eine gute Rasurvorbereitung ist (weil es bei auch nur leicht abgestumpfter Klinge ziept), und wie man lange Striche macht, ohne Stellen doppelt zu überstreichen (weil er bei einem Durchgang schon sehr gründlich ist). Man lernt auch, wieviel Spaß Rasieren machen kann. Und wieviel Spaß es machen kann, Geld an den Klingen zu sparen, was beides die Lust auf Rasierhobel deutlich erhöht. Und wer möchte, der kann sich den letzten Rasurdurchgang auch dauerhaft erleichtern, indem er eines dieser Systeme im letzen Durchgang nach dem Hobel einsetzt oder die kantigen Stellen damit nachbearbeitet. Auf diese Weise sind die Kosten auch nicht mehr so schlimm, denn die teuren Köpfe halten dann ewig.
Frauenrasierer
Die Rasiererhersteller sind immer wieder auf der Suche nach neuen Verdienstmöglichkeiten und haben dafür seit einiger Zeit die Frauen als Zielgruppe entdeckt. Die Frauenrasierer sind farbenfrohe Versionen der Männer-Topmodelle, hinken aber oft eine Modellgeneration hinterher. Die Frauenköpfe sind dabei übrigens mit den entsprechenden Männergriffen einsetzbar und umgekehrt.
Die Hersteller erzählen gern, es seien ganz andere Rasierer, aber tiefe Unterschiede, die über Farbgebung und Griffform hinaus gehen, sind äußerlich nicht zu erkennen. Erst wenn man sehr genau in den Produktionsprozess einsteigt bemerkt man, dass die Klingen unterschiedlich veredelt werden. Während die Klingen der Herrenrasierer auf dem Stahl meist noch mehrere Hartbeschichtungen aus verschiedenen Metallen haben, fehlen diese Schichten bei den Damenmodellen komplett. Sie erhalten dagegen zum Beispiel eine Teflon-Beschichtung, die die Gleitfähigkeit erhöht und die Anfangsschärfe herabsetzt. Grund dafür ist, dass die Hartbeschichtungen die empfundene Schärfe erhöhen und dies von Frauen oftmals als zu aggressiv eingeschätzt wurde. Ich vermute, du erkennst in dieser Beschreibung auch Eigenschaften der modernen Männerrasierer wieder, und verstehst vielleicht, warum ich davon nicht uneingeschränkt angetan bin.
Der Grund für die unterschiedlichen Griffformen ist, dass Frauen den Rasierer in komplizierteren Lagen einsetzen und ihn anders anfassen. Sie benötigen daher einen Griff, der auch über Kopf und rückwärts gut zu halten ist. Das zumindest ist mit den Frauengriffen tatsächlich besser machbar, und daher dürfte er auch für Männer von Vorteil sein, die sich zum Beispiel eine Glatze oder den Rücken rasieren. Die Griffe sind so konstruiert, dass man sie bei einer Aufwärtsbewegung an den Beinen optimal mit den Fingerspitzen fassen kann. Wenn man einmal Versuchspersonen beim Rasieren beobachtet, dann stellt man fest, dass diese unterschiedlichen Griffe durchaus ihre Berechtigung haben. Während Männer den Griff eher anfassen wie einen Bleistift oder wie ein Messer, halten Frauen ihn meist mit ausgestreckten, spitzen Fingern.
Vergleicht man im Segment der Frauenrasierer die beiden Rasierer-Marken, ist es ähnlich wie sonst auch: Beide sind sehr ähnlich von der Wirkung, aber der Wilkinson fühlt sich herber an und ist durch seine Kopfaufhängung besser zu führen. Sanfter ist aber wiederum Gillette. Dafür hatte Wilkinson die gute Idee mit der Trimmklinge für die langen Haare der Bikinizone, die den Damen das Gefühl kalten Stahls ersparen: Denn vor dieser Erfindung war diese Aufgabe ein klarer Fall für einen Zahnkammrasierer 25c (Seite 182 ), weil sich die Lamellenrasierer zu schnell zusetzen.
Meine Studentinnen Homira Nazary, Diemchi Nguyen und Svetlana Maslova haben 2008 die Unterschiede zwischen Männer- und Frauenrasierern untersucht und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen: Man kann in der Konstruktion der Klingen keinen Unterschied zu den Männervarianten erkennen, auch dann nicht, wenn man sie auseinandernimmt. Das ist auch kein Wunder, denn der
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