Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
gilt auch auf dem nassen Waschbecken, daher die Warnung auf der Packung).
Im Vergleich zu den beiden Topmarken sind die Hausmarken -Rasierer der Drogerien eine kleine bis mittlere Katastrophe. Während der Unterschied zwischen Gillette und Wilkinson zu einem großen Teil eine Geschmacksache ist („lieblich gegen herb“), sind die Eigenschaften der No-Names überwiegend im Bereich des Unangenehmen. Auch wenn man Geld sparen will, sollte man statt dieser Zupfmaschinen lieber die guten Drei- oder Vierklinger nehmen.
Ich bin nur auf einen einzigen Hausmarken-Rasierer gestoßen, der sich deutlich vom Rest abhebt: den sechsklingigen Raptor 6 . Er ist nicht so gut wie die Topmodelle von Wilkinson und Gillette, aber er ist klar besser als der Rest seiner fünfklingigen No-Name-Brüder. Es ist derselbe Effekt wie bei den beiden Wilkinson Hydros: Obwohl in ihnen offenbar die gleiche Technik steckt, ist der Hydro5 sehr viel sanfter als der Hydro3. Ich sehe das als ein deutliches Indiz dafür an, dass auch die sechste Klinge noch eine sinnvolle Funktion übernimmt und wir bei den Lamellenrasierern noch nicht das Ende der Entwicklung gesehen haben.
Übrigens, für den Fall, dass du den Nassrasierer-Test der Stiftung Warentest (in test 12/2012) kennen solltest: Dort liegen die Hausmarken nur knapp hinter dem Wilkinson Hydro5 und teilweise sogar noch vor dem Wilkinson Quattro. Die dortige Testanordnung wurde nicht genau beschrieben, aber vermutlich haben sich einfach mehrere Männer mit den verschiedenen Rasierern so rasiert, wie sie es eben können. Das ist für eine Publikumszeitschrift sicherlich eine vernünftige Testanordnung, aber sie führt denjenigen in die Irre, der Rasiertechnik beherrscht. Es ist die gleiche Logik, nach der eine Einknopf-Automatik-Kamera genauso gut ist wie eine Spiegelreflex. Ich bin sehr sicher, dass das Ergebnis anders ausfallen würde, wenn die Testpersonen Leser dieses Buches wären. Das muss man wissen, wenn man Zeitschriften-Tests interpretiert.
Noch ein Wort zur Standzeit. Viele denken, fünf Klingen müssten den rechnerischen Wert von 67% länger halten als drei Klingen. Das stimmt aber nicht, weil sich die einzelnen Lamellen sehr unterschiedlich abnutzen. Die erste ist am stärksten belastet, die dahinter deutlich weniger. Daher steigt die Standzeit nicht einfach linear mit der Klingenzahl an.
Da der Wilkinson Quattro Titanium Precision eine gewisse Sonderstellung einnimmt, noch eine kurze Anleitung: Um die Batterie einzulegen, muss den Griff in der Mitte nach links aufdrehen, dann kann man die Batterie mit dem Pluspol in Richtung Trimmklinge einlegen (andersherum läuft er nicht). Der Kamm der Trimmvorrichtung hat drei Stufen, mit denen man die Haarlänge steuern kann (in der vierten Stufe fliegt er weg). Man kann mit ihr auch die Augenbrauen rasieren – aber bitte Vorsicht: Als Nassrasierer kann man die Wirkung eines elektrischen Scherkopfes nicht gut abschätzen und steht aus Versehen schnell ziemlich asymmetrisch da. Das Rasieren von Haaren im Ohr ist möglich, enthält aber die ernste Gefahr eines Lärmtraumas.
Braucht man denn nun einen Fünfklinger? Klar – wenn man 300% Sicherheitsreserven für jede Form von Fehlbehandlung haben möchte. Wie fünf Airbags, Antischlupfregelung und ABS im Rasierer. Das ist gut für Anfänger, die noch eine Menge Fehler machen. Und für Fortgeschrittene? Es ist schwer, mit anderen Rasierern die Rasurqualität dieser Systeme zu erreichen; gleichzeitig deren Sanftheit einholen zu wollen halte ich für unmöglich. Man kann die Multiklingen-Rasierer allenfalls in Teildisziplinen schlagen.
Übung vorausgesetzt, erreicht man zum Beispiel mit einem Sensor 3 an verschiedenen Stellen ein noch etwas gründlicheres Ergebnis, und das bei erheblich niedrigeren Kosten und deutlich angenehmerem Rasiergeräusch. Das ist möglich, weil der Kopf wendiger ist und sich besser führen lässt. Wie gesagt, mit Übung. Einen Fusion oder Hydro5 in der Gründlichkeit mit einem Rasierhobel zu übertreffen gelingt allenfalls wenige Male im Leben, sagen wir bei der Hochzeitsrasur, für die man sich mehrere Stunden Zeit nehmen kann. Und wenn man ehrlich ist, dann hätte bei gleichem Aufwand diese Qualität auch mit den modernen Systemen erreicht. Wahrscheinlich sogar wesentlich schneller, auf jeden Fall aber viel sanfter.
Die vielleicht wichtigere Frage ist: Will man das überhaupt? Ich finde es toll, dass es Rasierer
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