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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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Rinnstein, wo sie alte Nägel, Pfennige und dergleichen fanden. Das war kein schönes Geschäft und doch machte es ihnen Vergnügen.
    »Au!« sagte der eine, er stach sich an der Stopfnadel. »Das ist auch ein Kerl!«
    »Ich bin kein Kerl, ich bin ein Fräulein!« sagte die Stopfnadel, aber niemand hörte es; der Siegellack war von derselben abgegangen und sie war schwarz und dünn geworden, und darum glaubte sie, daß sie noch feiner sei, als sie früher war.
    »Da kommt eine Eierschale angesegelt!« sagten die Jungen und steckten die Stopfnadel in die Schale.
    »Weiße Wände und selbst schwarz,« sagte die Stopfnadel, »das kleidet gut! Nun kann man mich doch sehen! – Wenn ich nur nicht seekrank werde!« – Aber sie wurde nicht seekrank.
    »Es ist gut gegen die Seekrankheit, einen Stahlmagen zu haben und immer daran zu denken, daß man etwas mehr als ein Mensch ist! Nun ist es bei mir vorbei. Je feiner man ist, desto mehr kann man aushalten.«
    »Krach!« da lag die Eierschale, es ging ein Lastwagen über sie hin. »Au, wie das drückt!« sagte die Stopfnadel. »Jetzt werde ich doch seekrank!« Aber sie wurde es nicht, obgleich ein Lastwagen über sie wegfuhr, sie lag der Länge nach und – da mag sie liegen bleiben.
     

Der kleine Tuk.
     
    Ja, das war der kleine Tuk; er hieß eigentlich nicht Tuk, aber zu der Zeit, als er noch nicht richtig sprechen konnte, da nannte er sich selbst Tuk; das soll Karl bedeuten, und es ist gut, wenn man das weiß; er sollte auf seine Schwester Marie achtgeben, die noch viel kleiner als er war, und dann sollte er auch seine Aufgabe lernen, aber beides wollte nicht auf einmal gehen. Der Knabe faß mit seiner kleinen Schwester auf dem Schoß und sang alle die Lieder, die er wußte und inzwischen schielten die Augen nach dem Geographiebuche, welches offen vor ihm lag; er sollte bis morgen alle Städte von Seeland mit ihren Merkwürdigkeiten hersagen können.
    Nun kam seine Mutter nach Hause und nahm die kleine Marie; Tuk lief ans Fenster und las, daß er sich fast die Augen ausgelesen hätte, denn es wurde schon dunkel, aber die Mutter hatte nicht die Mittel, Licht zu kaufen.
    »Da geht die alte Waschfrau drüben aus der Gasse!« sagte die Mutter, indem sie aus dem Fenster blickte. »Sie kann sich kaum selbst schleppen und doch muß sie den Eimer vom Brunnen tragen; spring' hinaus, kleiner Tuk, sei ein guter Junge und hilf der alten Frau!«
    Tuk sprang sogleich hin und half; da er aber wieder zurückkam, war es ganz finster geworden, und von Licht war keine Rede. Nun sollte er ins Bett, das war eine alte Schlafbank; in dieser lag er und dachte an seine Geographieaufgabe und an alles, was der Lehrer erzählt hatte. Es hätte freilich gelesen werden müssen, aber das konnte er nun doch nicht. Das Geographiebuch steckte er unter das Kopfkissen, denn er hatte gehört, daß das bedeutend helfe, um seine Aufgabe zu behalten; aber darauf kann man sich nicht verlassen.
    Da lag er nun und dachte, und da war es auf einmal, als wenn ihn jemand auf Augen und Mund küßte; er schlief und schlief doch auch nicht, es war gerade, als ob die alte Waschfrau ihn mit ihren sanften Augen anblickte und zu ihm sagte: »Es würde eine große Schande sein, wenn Du Deine Aufgabe nicht gelernt hättest! Du hast mir geholfen, jetzt werde ich Dir helfen, und der liebe Gott wird es immer thun.«
    Und mit einem Male kribbelte und krabbelte das Buch unter dem Kopf des kleinen Tuk.
    »Kikeriki! put put!« das war eine Henne und die kam aus Kjöge. »Ich bin eins von den Hühnern aus Kjöge!« Und dann sagte sie, wie viele Einwohner dort seien, und sprach von der Schlacht, die dort geliefert worden sei, und die war gar nicht der Rede wert.
    »Kribbel, krabbel, bums!« da fiel einer; das war ein hölzerner Vogel, der jetzt ankam; es war der Papagei vom Vogelschießen in Prästo. Der sagte, daß dort eben soviel Einwohner seien, als er Nägel im Leibe habe; und er war recht stolz: »Thorwaldsen hat bei mir an der Ecke gewohnt. Bums! Ich liege herrlich!«
    Aber der kleine Tuk lachte nicht, er war auf einmal zu Pferde. Im Galopp, im Galopp ging es. Ein prächtig gekleideter Ritter mit glänzendem Helm und wallendem Federbusch hatte ihn vor sich auf dem Pferde, und sie ritten durch den Wald nach der alten Stadt Vordingborg, und dieses war eine große lebhafte Stadt; hohe Türme prangten auf der Königsburg, und die Lichter leuchteten weit durch die Fenster hinaus; drinnen war Gesang und Tanz! König Waldemar und

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