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Märchenerzähler

Märchenerzähler

Titel: Märchenerzähler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Michaelis
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Unsinn! Abel! Ich habe dich gesucht! Ich suche dich schon den ganzen Tag!«
    »Such … jemand anderen«, sagte Abel. Seine Stimme war noch immer merkwürdig schleppend, und dann sah sie, dass etwas mit seinen Augen nicht stimmte. Das Eis darin hatte die Pupillen gefressen, überall, dachte sie, taute es, und die Löcher im Eis wurden größer, aber in seinen Augen war das Gegenteil geschehen. Die dunklen Fenster der Pupillen waren beinahe ganz zugefroren.
    »Scheiße!«, sagte sie. »Was hast du genommen?«
    Seine Hand fuhr durch die Luft, in einer Geste, die nichts undalles bedeutete. Er stellte die Bierflasche auf den Tisch und die Übung schien ihm schwerzufallen.
    »Spielt das … eine Rolle?«
    Anna fasste ihn an den Schultern und schüttelte ihn, und er ließ sie einfach schütteln, da war keine Körperspannung unter ihren Händen, er war selbst wie ein Bündel Kleider.
    »Du hast gesagt, du nimmst das Zeug nicht, das du vertickst!«, schrie sie gegen die Musik an. »Du hast gesagt …«
    »Lass mich los, Prinzessin«, sagte er mit diesem Lächeln, das ihr nicht gefiel. »Gesagt, gesagt. Hast du das geglaubt?«
    »Ja!«, schrie Anna. »Das habe ich geglaubt, du Idiot!«
    »Es war auch wahr«, sagte er, und plötzlich fand er genug Kraft, ihre Hände wegzuschlagen. Die Bierflasche kippte um und lief aus,er schien es nicht zu merken, er legte die Arme auf die Tischplatte und den Kopf darauf, wie an den Vormittagen im Deutschkurs, an denen er geschlafen hatte. Schließlich drehte er das Gesicht zur Seite, wandte ihr seine veränderten Augen zu und wiederholte: »Wahr, es war wahr. Ich habe es dir gesagt … ich kann es mir nicht leisten, den Kopf zu verlieren … mit Micha … aber jetzt ist es egal. Völlig.«
    Er verbarg sein Gesicht wieder in den Armen, als ginge er fort, doch sie ließ ihn nicht, sie schüttelte ihn schon wieder.
    »Wo ist sie?«, schrie sie. »Wo ist Micha?«
    »Zu Hause«, antwortete er. »Liegt im Bett. Wir haben … wir waren … auf einem Ausflug, mal wieder … und jetzt liegt sie im Bett und schläft. Was dachtest du denn? Dachtest du, ich kümmere mich nicht mehr um sie?«
    »Wenn alles egal ist?«
    Sie sah, dass er versuchte, sie zu fixieren, und es ihm nicht ganz gelang.
    »Geh weg«, sagte er.
    »Lass mich allein. Was willst du mit mir?«
    »Dich nach Hause bringen.«
    »Vergiss es«, sagte er und stand auf. Sie sah, dass er sich nicht auf den Beinen halten konnte, er hielt sich am Tisch fest. »Lass mich in Ruhe.« Er zeigte auf die Ansammlung leerer Flaschen und ließ sich zurück auf die Bank fallen. »Ich habe Gesellschaft. Ha!«
    Sie rückte ganz nah zu ihm, so nah, dass ihre Schultern sich berührten. Sie wollte nicht mehr rufen. Er roch nach Bier. Sie wusste noch immer nicht, was er geschluckt hatte, aber natürlich hatte er recht, es war letztlich egal. Er hatte aufgegeben.
    »Ich weiß nicht, ob das jetzt zu dir durchdringt«, sagte sie. »Wahrscheinlich nicht. Aber wenn du es morgen vergessen hast, sage ich es dir morgen noch mal. Ich habe dich gesucht, weil ich dir sagen wollte, dass Bertil nichts bewirkt hat. Er hätte sich die ganze Aufnehmerei und die Durchsage sparen können. Ich weiß jetzt etwas, das ich vorher nicht wusste, na und?«
    »Aber alle wissen … alle wissen alles«, murmelte Abel. »Jetzt. Nein, alle wissen nichts. Niemand weiß irgendetwas. Niemand weiß alles …«
    »Hörst du dir noch zu? Gibt das Sinn?«
    »Was gibt denn überhaupt Sinn?«, fragte er. »Geh weg, Prinzessin. Lass deinen Outlaw allein. Du wirst … du wirst ihn nicht ändern.«
    »Ich gehe nirgendwohin ohne dich«, sagte Anna fest.
    »Mein Gott, sieh sie dir an, wie sie tanzen«, sagte er, als hätte er sie nicht gehört. »Wie sie tanzen! Ist das nicht irre? Die Welt dreht sich verkehrt herum, und sie merken es nicht, sie tanzen! Soll ich dir erzählen, wie das Märchen weitergeht?«
    »Ja«, sagte sie, »bitte.«
    Und sie legte ihren Kopf an seine Schulter, wo die Jacke nass war von vergossenem Bier, und vor ihnen tanzten sie, sie tanzten, es war irre, er hatte recht.
    »Die kleine Königin und ihre Leute sahen das Festland … am Abend«, begann Abel, stockend, über die Worte stolpernd, fallend, wie ein Kind, das laufen lernt. Aber er stand jedes Mal wieder auf. »Und sie jubelten und umarmten einander.
    ›Bald sind wir da!‹, rief das Rosenmädchen.
    ›Heute Nacht noch!‹, rief die kleine Königin.
    ›Wo ist die Waffe?‹, fragte der Fragende. ›Bald‹,

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