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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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grässlich, und so weiter und so weiter … und doch: Wenn sie manchmal weinend aus einem Albtraum erwacht war, dann hatte er sie tröstend in die Arme geschlossen, ohne zu fragen, und nun, wo sie hier eingekerkert und gefangen war, da brauchte er keinen Grund, um ihr zu helfen. Sie war seine Schwester, und das allein war Grund genug, alles für sie zu riskieren.
    Immer weiter und weiter schleppte er sich über die eisige Einöde, und irgendwann tauchte doch etwas vor ihm am Horizont auf. Ein verschwommener Umriss, der nach weiteren mühsamen Schritten zu einem gewaltigen Tor aus purem Gold wurde, vielleicht auch aus goldfarbenem Glas oder Eis. Eine einzelne Gestalt standdavor, die man glatt für einen Raben hätte halten können, wäre sie nicht so groß wie ein (wirklich großer) Mensch gewesen und von einem so strahlenden Weiß, dass es Kim beinahe schwerfiel, sie anzusehen.
    »Wohin des Weges, kleiner Menschling?«, fragte das seltsame Wesen fast gelangweilt, als Kim näher kam.
    »Ist das hier … », murmelte Kim stockend. »Ich meine: sind Sie –?«
    »Rok«, sagte der weiße Riesenrabe. »Ich bin Rok. Und sprich lauter, ich verstehe dich kaum, kleiner Menschling.«
    Kim hatte tatsächlich Mühe, zu sprechen, denn die Kälte war längst unter seinen Helm gekrochen und begann, seine Lippen zu lähmen. Aber Roks Worte ärgerten ihn.
    »Mein Name ist Kim, nicht Menschling«, nuschelte er. »Und es ist kalt hier.«
    »Junge, Junge!«, spöttelte Rok. »Dafür, dass du die Zähne nicht auseinanderkriegst, bist du ganz schön allein auf weiter Flur. Also – wo sind denn die anderen?«
    »Es ist keiner mehr da«, antwortete Kim bekümmert.
    »Schau an«, sagte Rok. »Du hast dieEisige Einöde bis hierher also ganz allein durchquert? Ohne Hilfe? Reife Leistung, kleiner Mensch… Kimling.«
    »Der Fluss«, nuschelte Kim. »Ado hat gesagt, ich muss nur dem Fluss folgen, aber irgendwann war er verschwunden.«
    »Zugefroren«, sagte Rok. »Hier friert irgendwie alles zu. Deshalb nennt man es die Eisige Einöde, weißt du?«
    »Ich bin einfach immer weiter«, sagte Kim. Was wollte dieser halb erfrorene Geier eigentlich von ihm? Priwinn hatte nichts davon gesagt, dass er mit einem größenwahnsinnigen Piepmatz diskutieren musste!
    »Tapfer, tapfer«, spöttelte Rok. »Bist ja ein richtiger kleiner Held, wie?«
    Kim funkelte ihn wütend an, beschloss aber, sich nicht von diesem überdimensionierten Tiefkühlgeier provozieren zu lassen. »Das Schloss des Regenbogenkönigs.« Er deutete auf das Tor hinter dem Raben. Es stand offen, aber aus irgendeinem Grund konnte er nicht erkennen, was dahinter lag. »Ist es dort? Ich muss mit ihm sprechen!«
    »Das wollen viele«, antwortete Rok gelangweilt.
    Das war genug, entschied Kim. Er zuckte nur trotzig mit den Schultern und setzte dazu an, um den Vogel herumzugehen. Mit einem einzigen, staksenden Schritt vertrat ihm Rok den Weg.
    »Immer langsam mit den jungen Küken, kleiner Kimling«, sagte er. »Du kannst hier nicht einfach so reinspazieren.«
    »Aber ich muss zum Regenbogenkönig!«, protestierte Kim.
    »Ach ja?«, spöttelte Rok. »Und woher willst du wissen, dass es den überhaupt gibt? Wie ich das sehe, ist hier nichts außer Eis und Schnee.«
    »Und ein Tor.«
    Rok sah das Tor an, als müsse er sich tatsächlich davon überzeugen, dass Kim die Wahrheit sagte. Dann nickte er bedächtig. »Ja, richtig, ich vergaß: nichts außer Eis und Schnee und einem Tor. Aus Eis. Und dahinter ist nichts außer Eis und Schnee und … aber das hatten wir ja schon.«
    »Und warum ist dann hier ein Tor?«, fragte Kim.
    Rok dachte einen Moment angestrengt über diese Frage nach. »Damit ich es bewachen kann?«, sagte er schließlich beinahe nachdenklich.
    »Aha«, sagte Kim. Er war sich jetzt sicher, dass dieses alberne Federvieh ihn auf den Arm nehmen wollte, beherrschte sich aber immer noch. »Und was gibt es da zu bewachen, wenn dahinter nichts ist außer Eis und Schnee?«
    »Ich sorge dafür, dass kein Unbefugter hier einfach so hereinspaziert«, erklärte Rok gewichtig.
    »Aber wenn dahinter nichts ist, dann ist es doch eigentlich egal, wenn jemand hindurchgeht«, antwortete Kim. Sie würden schon sehen, wer hier wen am besten veräppelte.
    »Oh doch«, seufzte Rok. »Weil so ein Jemand ja dann zuerst an mir vorbeimuss.«
    Kim verdrehte die Augen und schluckte alles herunter, was ihm auf der Zunge lag. »Okay«, sagte er nur, machte einen kleinen Bogen um den weißen Raben und schickte

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