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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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wieder halbwegs zu Atem gekommen war. »Du bist wirklich im letzten Moment aufgetaucht.«
    »Im wahrsten Sinne des Wortes«, feixte Ado. Er setzte sich auf, schüttelte sich das Wasser aus dem nassen Tanghaar und streckte dann die Hand aus, um Kim hochzuhelfen.
    Der nahm das Angebot dankbar an, sagte aber trotzdem sehr ernst:
    »Nein, wirklich. Ohne dich wäre ich verloren gewesen und würde es niemals zum Regenbogenkönig schaffen.«
    Ado deutete mit einer Kopfbewegung auf den jenseitigen Ausgang der Höhle, durch die der Fluss nun ruhig dahinströmte. »Du musst nur dem Wasser folgen. Man sagt, der Fluss führt direkt zum Schloss des Regenbogenkönigs. Natürlich ist das nur eine Legende, denn bisher ist es noch niemandem gelungen …«
    »… das Schloss des Regenbogenkönigs zu erreichen, ja, ja, ich weiß«, unterbrach ihn Kim. »Das hab ich jetzt schon tausendmal gehört. Wenn das stimmt, dann frag ich mich nur, woher überhaupt jemand von alledem weiß, wenn doch nochnie einer zurückgekommen ist, um davon zu erzählen.«
    Ein paar Sekunden lang amüsierte er sich ganz unverhohlen über Ados verdutztes Gesicht, bevor er eine wegwerfende Handbewegung machte und vollends aufstand.
    »Na, egal. Dann wirst du eben der Erste sein. Den Rest schaffen wir schon zusammen!«
    Ado druckste eine Weile herum und schüttelte schließlich traurig den Kopf. »Ich kann dich nicht begleiten, Kim.«
    »Wie meinst du das, du kannst nicht?«
    Der junge Tümpelprinz deutete auf das Licht am Ende des langen, finsteren Tunnels. »Niemand kann das, Kim. Du musst allein mit dem Regenbogenkönig sprechen. Nur du kannst ihn dazu bringen, uns zu helfen. Die Hoffnung einer ganzen Welt ruht auf dir.«
    »Ich werde nicht noch einen Freund im Stich lassen!«, beharrte Kim.
    Ado lächelte zwar flüchtig beim Klang des Wortes Freund , dennoch schüttelte er erneut den Kopf. »Es geht nicht, Kim. Du lässt niemanden im Stich, denn wir alle wussten, was uns erwartet.«
    Er wies noch einmal auf das Licht, das Kim plötzlich um einiges kälter vorkam als noch vor einem Moment. »Märchenmond ist hier zu Ende. Keiner von uns kann dort existieren. Das hier ist deine Aufgabe, Menschenkind. Geh und finde den Regenbogenkönig. Rette Märchenmond. Du schaffst es. Da bin ich mir ganz sicher.«

A lles war weiß und kalt. Es gab keinen Horizont, keinen Anfang und kein Ende, keinen Unterschied zwischen Himmel und Erde, sondern nur diese endlose weiße Einöde, über die der Wind manchmal Wirbel aus Schnee jagte, die wie streitlustige kleine Eisgespenster um Kim herumtanzten.
    Er hatte längst die Orientierung verloren und auch seine Gedanken schienen sich immer mehr zu verwirren. Ihm war furchtbar kalt, und manchmal bildete er sich ein, das Knacken seiner eisernen Rüstung zu hören. Sie begann allmählich einzufrieren und der Moment war abzusehen, in dem er sich gar nicht mehr bewegen konnte, sondern einfach zu einer bizarren Skulptur erstarren und für alle Zeiten hier stehen würde.
    Warum war er hier?
    Es fiel ihm immer schwerer, sich diese einfache Frage zu beantworten. Er meinte, sich an ein prachtvolles Schloss aus farbigem Glas zu erinnern und einen gütigen weißen Zauberer, aber auch an das Gegenteil, einen schwarzen Magier und eine Burg aus reiner Furcht, die zu hartem Stein geronnen war, an einen Riesen und einen sprechenden Bären und einen sonderbaren Jungen mit grünem Haar und Kiemen am Hals. Aber all diese Erinnerungen schienen zu verblassen, mit jedem Schritt ein bisschen mehr, den er über diese weiße Einöde stolperte. Da war etwas, das jemand – er wusste nicht mehr, wer – gesagt hatte: Märchenmond endete hier, und vielleicht verschwanden sogar die Erinnerungen an dieses verzauberte Land, je weiter er sich davon entfernte.
    Aber da war noch etwas: ein verwirrendes Gefühl und der noch viel verwirrendere Anblick eines schmalen Mädchengesichts, das vor seinem inneren Auge auftauchte und ihn flehend ansah.
    Es war das Gesicht seiner Schwester.
    Ganz vage hatte er das Gefühl, ihretwegen hier zu sein, obwohl er nicht genauwusste, wie alles zusammenhing. Denn wenn man es genau bedachte, dann hatten sie sich nie so wirklich vertragen, sondern waren eher wie Hund und Katz gewesen oder doch zumindest sehr verschieden. Worüber er lachte, davor ängstigte sich seine Schwester. Musik, die er liebte, fand sie fürchterlich. Sie hatte immer nur bei Licht geschlafen, während er die heimelige Dunkelheit vorzog. Was ihm schmeckte, das fand sie

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