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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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sich an, das Tor zu durchqueren.
    »Halt!«, befahl Rok. »Keinen Schritt weiter, kleiner Kimling!«
    Kim ging ungerührt weiter. »Weißt du, was ich glaube?«, fragte er, ohne Rok eines weiteren Blickes zu würdigen. »Ichglaube doch, dass hinter diesem Tor noch etwas ist. Und zwar das Schloss des Regenbogenkönigs. Denn wenn da nichts wäre, dann würdest du ja nicht so ein Theater drum machen. Ich geh da jetzt durch!«
    »Das lässt du schön bleiben!«, drohte Rok und klapperte mit dem Schnabel.
    »Ach ja?«, fragte Kim. »Und wer sollte mich daran hindern?«
    »Ich«, sagte Rok.
    Kim blieb stehen. »Du kannst es ja mal versuchen«, sagte er, während er bedächtig Priwinns Schwert zog.
    »Soll das vielleicht eine Drohung sein?«, fragte Rok. Er klang fast belustigt.
    »Jetzt hör mir mal zu, du schräger Vogel«, sagte Kim angriffslustig. »Ich bin vor einer Armee aus zehntausend schwarzen Reitern durch das Schattengebirge geflohen und –«
    »Geflohen? Ja, das passt.«
    »… habe die Klamm der Seelen durchquert und alle meine Freunde auf dem Weg hierher verloren …«
    »Du meinst, du hast sie im Stich gelassen? Wieso wundert mich das nicht?«
    »… und jetzt soll ich aufgeben, nurweil du mich nicht durchlassen willst?«, schloss Kim zornig. »Ich glaub, es hackt! Nenn mir einen einzigen guten Grund, aus dem ich mich von dir aufhalten lassen sollte!«
    »Wie wär’s mit dem hier?«
    Rok drehte sich um, und Kim riss ungläubig (und ein bisschen erschrocken) die Augen auf, als er die andere Seite des Riesenvogels sah. Sie war ebenso schwarz wie seine andere Seite weiß. Bösartig aussehende Klauen wetteiferten mit dem gebogenen Schnabel um den ersten Preis in Scheußlichkeit, und sein Gefieder sah aus, als wäre es aus schwarzen Messerklingen geschmiedet.
    »… weil ich der Wächter dieses Tores bin?«
    Kim starrte ihn mit offenem Mund an und konnte kaum glauben, was er sah.
    »Steck das Schwert wieder weg«, knarrte Rok mit einer Stimme, die selbst ein bisschen wie scharf geschliffenes Eisen klang. »Oder glaubst du im Ernst, das würde mich beeindrucken?«
    »Öh …«, machte Kim.
    »Du hättest mir ja einfach sagen können, was du vom Regenbogenkönig willst«,fauchte der Rabe. »Aber das hattest du ja nicht nötig, wie? Wolltest lieber einen auf dicke Hose machen, oder? Und hör auf, mit dem Zahnstocher rumzufuchteln, bevor du dir am Ende noch selbst wehtust.«
    Kim starrte den Zahnstocher an – immerhin ein armlanges Schwert mit einer rasiermesserscharfen Schneide – ließ es dann aber wenigstens halb sinken und starrte den Riesenraben verdattert an.
    »Also, was willst du?« Rok klapperte mit seinem langen Schnabel. »Du solltest mir einen richtig guten Grund nennen, warum du hier durchwillst, oder gleich fliegen die Fetzen … und zwar nicht meine! Was ist es, worum du den Regenbogenkönig bitten willst? Gold? Macht? ’ne scharfe Braut? Ruhm und Ehre?«
    »Ich muss mit ihm sprechen!« Kim ließ das Schwert weiter sinken, zögerte noch einen Moment und schob es dann wieder in die leere Scheide.
    »Warum?«, fauchte der Eisenvogel.
    »Weil … weil er uns helfen muss«, antwortete Kim stockend. »Nicht nur mir. Ganz Märchenmond ist in Gefahr, glaub mir! Boraas und seine schwarzen Reiter verwüsten das ganze Land! Vielleicht setzen sie in diesem Moment schon zum Sturm auf Gorywynn an. Wenn Themistokles’ Burg fällt, dann ist ganz Märchenmond verloren!«
    Rok kniff misstrauisch ein Auge zu. »Du willst nichts für dich?«, vergewisserte er sich. »Alle anderen, die herkommen, wollen ihn um Reichtum bitten, ewiges Leben und den ganzen üblichen Quatsch. Und dich interessiert gar nichts von alledem? Kein ganz kleines bisschen?«
    Kim schüttelte entschieden den Kopf. »Wenn der Regenbogenkönig uns nicht hilft, dann wird ganz Märchenmond bald so sein wie Boraas’ Schattenreich«, sagte er.
    Rok funkelte ihn weiter aus seinem gnadenlosen schwarzen Auge an. Lange. Dann fuhr er mit einem Ruck herum, sodass er ihm wieder seine weiße Seite zuwandte.
    »Okay«, flötete er.
    Kim blinzelte. »Wie?«
    »Du hast mich überzeugt«, sagte Rok. »Nun mach schon, kleiner Kimling – bevor ich es mir anders überlege.«
    »Du … lässt mich durch?«, murmelte Kim. »Einfach so?«
    »Nein«, seufzte Rok. »Aber so!«
    Und damit versetzte er Kim einen Stoß mit seiner weißen Rabenschwinge, der ihn einfach durch das goldene Tor hindurchstolpern ließ.

N ach der schrecklichen Kälte auf dem Weg zum

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