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Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Maerchenmond - Das Buch zum Musical

Titel: Maerchenmond - Das Buch zum Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang und Heike Hohlbein
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ihnen erklang. Etwas wie Nebel schien in der Luft zu hängen, war aber noch zu weit entfernt, um es genau zu erkennen.
    Und als sie nahe genug waren, wollte er es gar nicht als das erkennen, was es war, denn eine vollkommen neue Art von Entsetzen ergriff von ihm Besitz. Vor ihnen kreuzte ein Chaos aus tobendem Wasserdie Schlucht. Schäumende Gischt spritzte weiß zwischen rasiermesserscharfen schwarzen Klippen hoch, brach sich donnernd an Felswänden oder verschwand in gewaltigen Strudeln, ehe die Wassermassen auf der anderen Seite in einen bodenlosen schwarzen Schlund stürzten.
    »Der Verschwundene Fluss!«, sagte Kelhim. »Wir haben es gleich geschafft, Kim! Los!«
    Er trottete weiter, und Kim folgte ihm, wurde aber gleich darauf langsamer, als sie sich dem Ufer näherten. Das Wasser toste mit solcher Kraft, dass der Boden unter seinen Füßen zitterte.
    »Ich sehe hier keinen Fluss«, murmelte er. »Das Wasser verschwindet einfach in der Erde!«
    »Ja, deshalb heißt er ja so, wie er heißt«, gab Kelhim trocken zurück und machte eine auffordernde Geste in Richtung des schwarzen Schlundes auf der anderen Seite. »Da lang. Das ist der einzige Weg zum Schloss des Regenbogenkönigs!«
    »Keine Chance!«, sagte Kim entsetzt. Er war zwar ein ganz passabler Schwimmer, aber sich in diesen reißenden Mahlstrom zu stürzen, das wäre reiner Selbstmord. »Es muss noch einen anderen Weg geben. Vielleicht können wir noch einmal zurückgehen und …«
    »… die da nach dem Weg fragen?« Kelhim drehte sich halb herum und deutete auf die in schwarzes Eisen gehüllten Gestalten, die hinter ihnen aus dem Schwarz der Klamm traten. Kims Herz machte einen erschrockenen Hüpfer in seiner Brust. Seine Hand fuhr wieder zum Gürtel, und diesmal schloss sie sich um den Griff des Schwertes, das er von Priwinn bekommen hatte.
    »Los!«, fauchte Kelhim. »Ich halte sie auf. Du gehst weiter!«
    »Aber zusammen können wir sie …«
    Kelhim versetzte ihm kurzerhand einen Stoß, der ihn ein paar Schritte zurückstolpern ließ, richtete sich auf die Hinterbeine auf und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus. Einer der schwarzen Reiter ließ sein Schwert fallen und floh in heller Panik, aber die anderen griffen ihre Waffen umso fester. Während Kelhim noch lauter brüllte und ihnen entgegenstürmte, drang hinter Kim eine aufgeregte Stimme durch das Tosen des Wassers:
    » Kim! Hier drüben!«
    Kim riss ungläubig die Augen auf, als er einen Kopf mit grünem Tanghaar erblickte, der unweit der Tunnelmündung wie ein Korken auf den Wellen tanzte. »Ado?«
    »Hierher!«, schrie der junge Tümpelprinz. »Keine Angst! Halt dich einfach an mir fest! Ich bringe dich durch!«
    Hinter ihnen brüllte Kelhim zum dritten Mal, und Kim hörte ein Krachen und Scheppern wie von Metall, das auf harten Stein schlug. Kim griff erneut nach dem Schwert. Priwinn hatte es ihm ja extra gegeben und gesagt, dass er die Waffe noch brauchen würde. Vielleicht, um dem Bären in seinem fast aussichtslosen Kampf beizustehen. Doch Kim durfte einfach nicht riskieren, diesen Kampf zu verlieren. Dann wäre Märchenmond verloren. Und seine Schwester …
    Also nahm Kim stattdessen all seinen Mut zusammen und stürzte sich kopfüber in die Fluten.
    In der zentnerschweren Rüstung ging er sofort unter wie ein Stein. Die reißenden Fluten ergriffen ihn, zogen ihn weiter in die Tiefe und warfen ihn wie ein Spielzeug umher und gegen Felsen und andereHindernisse. Er bekam keine Luft mehr und konnte nicht einmal schreien.
    Gerade, als er es ernsthaft mit der Angst zu tun bekam und überzeugt war, im nächsten Moment zu ertrinken, tauchte Ado neben ihm auf, packte ihn mit unwiderstehlicher Kraft und drehte ihn auf den Rücken.
    Wenn auch mühsam, so konnte er doch wenigstens wieder atmen, während Ado elegant wie ein Fisch durch die tobenden Fluten schwamm. Kim kam nicht dazu, einen weiteren Schrei auszustoßen, denn schon jagten sie in die Schwärze des Berges hinein, und danach wurde es wirklich schlimm.
    Ado bewegte sich so elegant und selbstverständlich im Wasser wie ein Fisch in seinem ureigensten Element, und trotzdem wurde es zu einer wilden Achterbahnfahrt, bei der Kim mehr als einmal ernsthaft um sein Leben fürchtete. Mit buchstäblich letzter Kraft erreichten sie irgendwann wieder ruhigeres Wasser, und schließlich zog Ado ihn in eine Höhle bei einem flachen steinigen Strand, wo sie lange Zeit schwer atmend nebeneinanderlagen.
    »Danke, Ado«, keuchte Kim, nachdem er

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