Märchenprinz Sucht Aschenputtel
entfernen lässt? Dann würde dich kein Fernsehsender vor die Kamera lassen – und was willst du dann mit einem Abschluss in Fernsehjournalismus?“
„Es gibt genügend Jobs hinter der Kamera, die ich dann noch machen könnte“, erklärte sie. „Aber ich will auf Sendung, und zwar so oft wie möglich“, setzte sie mit Nachdruck hinzu.
„Und wieso bist du hierher zurückgekommen? Dallas ist ja nicht gerade eine Kleinstadt, aber hättest du bei einem Sender in Los Angeles, New York oder Washington nicht größere Aufstiegschancen?“
„In Los Angeles habe ich ein Praktikum gemacht und nach meinem Abschluss für kurze Zeit bei dem Sender gearbeitet. Aber dafür, dass die Sender landesweit ausgestrahlt werden, ist auch die Konkurrenz viel größer. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich dort so schnell weiterkomme, wie ich es mir erhofft habe. Außerdem war meine Mutter nie begeistert davon, dass ich so weit weg von ihr entfernt wohnte, aber sie wollte auch nicht nach Kalifornien ziehen. Also habe ich es erst mal hier versucht.
Ich habe immerhin die Chance, Korrespondentin für einen nationalen Sender zu werden und mich von da zu einer Festanstellung bei einer der großen Anstalten hochzuarbeiten. Aber das alles ist rein hypothetisch, wenn ich nicht mal beim Lokalfernsehen auf Sendung gehen kann “, fügte sie mit Betonung hinzu.
„Schon kapiert – ich bin ein hinterhältiger, mieser Kerl, weil ich deine Karriere sabotiere. Aber vergiss bitte nicht, dass ich nur auf das reagiert habe, was du angezettelt hast.“
„Na gut, dann sind wir wohl quitt“, gab sie nach, als hätte sie das zu entscheiden.
Damit brachte sie Tate wieder zum Lächeln. Er schnitt die letzten Möhren, holte eine Schüssel mit Geschnetzeltem aus dem Kühlschrank und gab alles in den vorgeheizten Wok, wo es laut zischte.
Es machte Tanya Spaß, ihm zuzusehen. Heute zeigte er sich in allem von einer ganz anderen Seite. Man konnte völlig vergessen, dass er einer der reichsten Männer in Texas war.
Als das Essen fertig war, häufte Tate Reis aus dem Reiskocher auf zwei Teller und stellte sie auf einen kleinen, bereits gedeckten Tisch. In der Mitte stand ein Teller mit Soßenschälchen.
„Süßsauer, scharf und Soja“, erklärte er und deutete auf die verschiedenen Soßen.
Tanya sah allerdings nur auf seine Hand. Sie war kräftig und feingliedrig zugleich, mit langen, schmalen Fingern. Verführerisch. Sexy …
Nachdem Tate den Wein geholt hatte, setzten sie sich einander gegenüber, und Tanya verbot sich energisch weitere gedankliche Abschweifungen.
„Hast du gekellnert oder in einem Fast-Food-Restaurant gearbeitet?“, fragte Tate, nachdem sie probiert und seine Kochkünste gelobt hatte.
Sie war überrascht, dass er sich an ihre Bemerkung über den Nebenjob erinnerte.
„Sollten wir nicht eher über die McCords, den Diamanten und die Schmuckbranche reden?“, konterte sie, bevor ihr noch zu Kopf stieg, dass Tate ihr so genau zuhörte.
„Du hast doch schon den ganzen Tag Material gesammelt. Die Klinik wird von einer Stiftung meiner Mutter unterstützt, außerdem bekommt sie Spenden von McCord Jewelers . Ich arbeite dort und stelle sicher, dass die Patienten die bestmögliche Behandlung bekommen. Aber nun haben wir beide Feierabend.“
Na gut, das war fair. Bis jetzt hatte sich Tate ganz normal mit ihr unterhalten. Er konnte ja nichts dafür, dass sich ihre Gedanken nicht an die Regeln hielten. Natürlich hätte Tanya gern noch mehr recherchiert. Aber sie merkte auch deutlich, dass er nach dem langen Tag müde war und sich einfach nur ein entspanntes Abendessen mit unverfänglichem Small Talk wünschte.
„Okay“, sagte sie nach einem weiteren Bissen. „Ja, ich habe in einer Fast-Food-Kette gearbeitet. In einem Sandwich-Laden, wo alle Aufgaben aufgeteilt waren. Mein Job war es, die Butter aufs Brot zu streichen. Außerdem habe ich mal in einem Frühstückscafé gekellnert. Und dann habe ich in einem richtig guten Restaurant die Gäste begrüßt und an die Tische geführt.“
„Also hast du dir den gesamten Lebensunterhalt in der Gastronomie verdient.“
„Fast. Am Anfang habe ich auch mal als Zimmermädchen in einem Motel gearbeitet. Aber nur für drei Tage.“
„Drei Tage?“
„Länger habe ich es nicht ausgehalten. Du kannst dir nicht vorstellen, was Leute in Motelzimmern alles anrichten. Und an dem Morgen, als ich die Leiche fand, habe ich gekündigt …“
„Die Leiche“, sagte er halb amüsiert, halb
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