Märchenprinz Sucht Aschenputtel
dich als Teenager immer an die Regeln gehalten, wie du es mir so oft geraten hast?“
„Ja, ich glaube schon. Wir sind zwar auf demselben Anwesen aufgewachsen, aber mein Leben verlief ganz anders. Meine Mutter hat erwartet, dass ich mir einen Job suche, sobald ich alt genug dazu war. Wenn ich hier war, habe ich in der Eisdiele gejobbt. Das waren meine Anfänge in der Gastronomie, könnte man sagen. Und als ich bei meinen Großeltern wohnte, habe ich …“
„Wann war das denn? Ich erinnere mich gar nicht daran, dass du vor dem College weg warst.“
„Doch, eine ganze Weile. Aber das ist eine andere Geschichte.“ Und weil die Spülmaschine eingeräumt, die Küche wieder ordentlich und es schon ziemlich spät war, fügte sie hinzu: „Die erzähle ich dir ein andermal. Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich zurück bin, bevor sie schlafen geht. Und du musst auch ganz schön müde sein.“
„Ich sage ja, ich schlafe zurzeit nicht so gut. Aber wir wollen JoBeth nicht warten lassen.“
Die sich Sorgen darüber machte, dass Tanya länger blieb, als gut für sie war …
Tate brachte sie zur Tür und legte die Hand auf die Klinke. „Das war schön“, bemerkte er, als würde ihn das selbst überraschen.
„Ja, das finde ich auch. Danke für das leckere Essen. Da hast du ja heute doppelt bei mir gepunktet. Als Arzt und als Koch.“
„Gepunktet? Ich wusste gar nicht, dass ich Punkte sammle.“
„Nur im übertragenen Sinn. Was du mir heute von dir gezeigt hast, hat mir die Augen geöffnet.“
„Inwiefern?“
„Ich erinnere mich nicht an das ‚tu das lieber nicht‘. Aber ich weiß noch, dass du einige gedankenlose und gefährliche Dinge unternommen hast, nur aus Spaß und Langeweile. Und ich dachte immer, du wärst eben so – ein oberflächlicher und reicher Playboy. Aber heute habe ich mit eigenen Augen gesehen, dass viel mehr in dir steckt …“
Erschrocken stellte sie fest, dass ihre Stimme zum Ende hin immer weicher und leiser geworden war, sodass ihre Worte fast zärtlich klangen. Tatsächlich erschien Tate ihr jetzt in einem ganz neuen Licht. Und ihr gefiel das, was sie sah, noch viel besser als sein attraktives Äußeres allein …
„Jedenfalls“, fuhr sie mit normaler Stimme fort und versuchte, ihre Gefühle im Zaum zu halten, „war ich heute ziemlich beeindruckt von deiner Arbeit. Das wird ganz bestimmt in meinem Bericht vorkommen.“
Er lächelte. „Du hast mir auch imponiert“, gab er zu. „Ich war mir nicht sicher, ob du deinen Worten auch Taten folgen lassen würdest, aber du hast wirklich toll mit angepackt.“
Sein Lob freute sie. Auf einmal hatte sie gar keine Lust mehr zu gehen, und Tate schien auch keine Eile zu haben. Im Gegenteil, er sah sie auf diese ganz bestimmte Art an. Tanya hatte diesen Blick auch schon bei anderen Männern gesehen – kurz, bevor sie sie geküsst hatten …
Dachte er wirklich daran? Sie jedenfalls tat es …
Tu das lieber nicht – unwillkürlich fielen ihr die Worte ein, die er heute so oft ausgesprochen hatte. Und sie trafen genau ins Schwarze. Sie sollte Tate wirklich nicht küssen. Oder zulassen, dass er es tat.
Obwohl sie sich insgeheim nichts sehnlicher wünschte …
Dann bewegte er sich ganz leicht auf sie zu. Allerdings wusste sie nicht, ob er es bewusst getan hatte, denn noch immer schaute er ihr tief in die Augen.
Wieder kam er ein Stück näher. Ein winziges Stück.
Gleichzeitig hob sie leicht den Kopf.
Tu das lieber nicht …
Dabei wollte sie es so gern. Schrecklich gern …
Aber vielleicht hatte Tate ihren ersten Gedanken im Unterbewusstsein aufgefangen. Jedenfalls richtete er sich wieder auf und öffnete schließlich doch die Tür.
Sie musste diese Chance nutzen. Musste nach Hause gehen, bevor sie etwas wirklich Dummes tat …
„Morgen?“, fragte sie, als sie nach draußen trat und eine sichere Entfernung zwischen sie gelegt hatte.
„Ich muss den ganzen Tag operieren, und abends ist ein Essen mit der ganzen Familie geplant. Aber ich habe veranlasst, dass die Fotoalben aus dem Archiv geholt werden. Vielleicht können wir die morgen nach dem Abendessen durchgehen? Da bekommst du dann die ganze Familiengeschichte mit.“
Die Zeit bis dahin kam ihr endlos lang vor. Aber anstatt sich darüber zu ärgern, dass sie einen ganzen Tag bei der Arbeit verlor, war Tanya eher enttäuscht, dass sie so lange auf ein Wiedersehen mit ihm warten musste.
„Na gut“, sagte sie bereitwillig. „Wenn es nicht anders geht …“
„Ja,
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